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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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»Erinnerst du dich an die Witwe des Pastors? Sie hatte einen Sohn, mit dem ich als Kind gespielt habe. Das ist Cedric. Er verließ mit seiner Mutter Cornwall. Später heiratete sie dann Lord Collingford, und Cedric wurde sein Erbe. Ist das nicht eine Geschichte wie aus einem Märchen?«
    Ihre Augen glänzten, und sie sah gleich viel gesünder aus. So schwer es Maureen fiel, sie musste sich von ihrer Tochter wieder trennen, bevor ihre Anwesenheit entdeckt wurde. Langsam stand sie auf.
    »Es ist an der Zeit zu gehen, mein Kind. Ich verspreche dir, dass alles wieder in Ordnung kommt. Du musst nur viel essen und ruhen, damit du bald wieder gesund bist.«
    Fassungslos starrte Frederica sie an. »Ich darf nicht mir dir gehen?«
    »Nein, mein Schatz, deine Zeit ist noch lange nicht gekommen.«
    »Kommst du wieder, Mama?«
    In ihren Augen flackerte Angst, die Mutter niemals wiederzusehen. Maureen zögerte, sie brachte es nicht übers Herz, Frederica die Wahrheit zu sagen. Schließlich nickte sie.
    »Vielleicht eines Tages, aber erst, wenn du wieder völlig gesund bist.«
    »Das werde ich, Mama«, rief sie aufgeregt. »Du wirst sehen, nächste Woche reite ich schon wieder aus.«
    Abrupt wandte Maureen sich ab und floh regelrecht aus dem Zimmer. Mit klopfendem Herzen lehnte sie sich auf dem Flur an die Wand. Entgegen ihrem gerade gegebenen Versprechen wusste sie, sie durfte Frederica niemals wiedersehen.
    Unbemerkt verließ sie das Haus auf demselben Weg, den sie gekommen war, und hatte beinahe die schützenden Büsche des Parks erreicht, als sie plötzlich Schritte hinter sich hörte.
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?«
    Als sie die Stimme erkannte, blieb sie zuerst wie erstarrt stehen, dann rannte sie, so schnell sie konnte davon, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Philipp! Wo kam er plötzlich her?
    »Halt, bleiben Sie sofort stehen! Was haben Sie auf meinem Grund und Boden zu suchen?«
    Ihr Herz klopfte, das Blut rauschte in ihren Ohren, es gelang Maureen jedoch, das Wäldchen zu erreichen und sich im Schutz der Bäume zu verbergen. Durch das Blättergeflecht sah sie, wie Philipp stehen blieb und mit den Augen den Wald absuchte. Dann schüttelte er den Kopf, drehte sich um und ging zum Haus zurück. Maureen wartete noch eine Weile, dann beeilte sie sich, auf verschlungenen Wegen zum Gasthof nach Fowey zu gelangen.
    P hilipp maß dem Eindringling wenig Bedeutung zu. Bestimmt ein Landstreicher, dachte er. Er würde auf jeden Fall dem Butler Bescheid sagen, er möge die Augen offen halten, ob er zu einer Gruppe Fremder gehörte, die sich in der Nähe aufhielt. Er hatte zwar nichts gegen das fahrende Volk, manche sagten aber, dass diese Leute sich nicht scheuten, Einbrüche und Diebstähle zu begehen. Philipps erster Weg führte zu Frederica. Ihre gesundheitliche Verfassung bereitete ihm von Tag zu Tag mehr Kummer. Ein Nervenfieber, hatte der Arzt gesagt und hilflos den Kopf geschüttelt. Philipp knirschte mit den Zähnen.
    »Verdammter Collingford!«
    Als er die Tür zur Fredericas Zimmer öffnete, blieb er überrascht auf der Schwelle stehen. Mit glänzenden Augen und geröteten Wangen saß das Mädchen aufrecht im Bett.
    »Frederica!«, rief er und eilte an ihre Seite.
    »Vater, stell dir vor, Mama war bei mir!« Die Worte sprudelten wie ein Wasserfall aus ihrem Mund. »Hier an meinem Bett hat sie gesessen, so wie du jetzt. Ich dachte, sie wäre gekommen, um mich mitzunehmen, sie sagte aber dafür wäre es noch zu früh. Ich musste ihr fest versprechen, ganz schnell wieder gesund zu werden.«
    Philipp erstarrte. »Du hast nur geträumt.« Wie aus weiter Ferne klang ihm seine Stimme in den Ohren.
    »Nein, Vater, ich war hellwach.« Plötzlich begann Frederica zu kichern. »Mama sah aus wie ein Mann, und sie hat versprochen, mich wieder zu besuchen. Ich glaube, es gefällt ihr im Himmel ganz gut, auch wenn sie dort eine Perücke und Hosen tragen muss.«
    Wie ein Schlag traf Philipp die Erkenntnis – der Landstreicher! Darum war ihm seine Gestalt irgendwie bekannt vorgekommen. Konnte Maureen in der Nähe sein? Hatte sie es tatsächlich gewagt, das Haus zu betreten, um ihre Tochter zu sehen? Seine Erstarrung wandelte sich in ein warmes, zärtliches Gefühl. Wo immer sich Maureen auch aufgehalten hatte, sie musste von der Erkrankung Fredericas erfahren haben und war gekommen. Sie war hier, hier in Cornwall! Mein Gott, ich muss sie finden, dachte er. Noch heute! Sofort!
    »Ich komme später zu dir, mein Liebling. Ich ... ich

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