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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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unsere Entschuldigung angenommen, und es wird keine Anklage erhoben …«
    »Was mich auch einiges gekostet hat!«, fiel Philipp ihr ins Wort.
    Der Straßenjunge war glücklicherweise direkt zum Charlotte Square gelaufen und hatte Philipp in abgehackten und zum Teil wirren Sätzen erzählt, was in der Altstadt vorgefallen war. Zuerst hatte Philipp dem schmutzigen kleinen Kerl kein Wort geglaubt, die Sache ließ ihm jedoch keine Ruhe. Schließlich war er aber doch zum Gefängnis gefahren, wo er Maureen und Laura in einer schmutzigen Zelle vorgefunden und der Wachhabende ihm die Hintergründe für die Verhaftung erläutert hatte. Der betroffene Offizier, dessen Verletzung sich glücklicherweise als harmlos herausstellte, war ebenfalls anwesend. Es war Philipps Glück, dass dieser in Geldschwierigkeiten steckte und bereit gewesen war, gegen eine Zahlung von einhundert Pfund auf eine Anzeige zu verzichten.
    Schweigend hatte Philipp seine Frau und Schwiegermutter aus der Zelle geholt und nach Hause gebracht. Seitdem ließ Laura alles teilnahmslos über sich ergehen. Sie erhob keinen Protest, als sie beim Haus am Charlotte Square ankamen, obwohl sie sich stets geweigert hatte, auch nur einen Fuß hier hineinzusetzen. Zu Maureens Erleichterung befand sich Frederica bei einem Abschiedsbesuch bei den Nachbarn. Wenigstens blieb ihrer Tochter dieser unerfreuliche Auftritt erspart. Obwohl Maureen wusste, dass Philipp nach diesem Vorfall nicht mehr einverstanden sein würde, versuchte sie erneut, ihre Mutter zu überzeugen, mit ihnen nach Cornwall zu kommen.
    »Wir müssen Schottland verlassen, bevor der erste Schnee fällt. Das siehst du doch ein, oder? Ich bitte dich, komm mit uns!« Wie bereits unzählige Male zuvor schüttelte Laura den Kopf. Maureen, die sich von dem Schock erholt hatte, rief: »Vergiss endlich deinen dummen Hass gegen die Engländer! Du bist hier in einem Haus, das einem Engländer gehört. Und, ist dir etwas Schlimmes geschehen? Nein, im Gegenteil, du sitzt am warmen Feuer und trinkst einen guten Whisky. Ich verstehe dich wirklich nicht. Philipp und ich tun doch alles, damit es dir gut geht!«
    »Ich bezweifle inzwischen, ob das richtig war«, bemerkte Philipp zynisch.
    »Philipp, bitte!« Maureen warf ihm einen warnenden Blick zu. »Es gibt unter den Engländern ebenso wie unter den Schotten gute und schlechte Menschen. Ich habe einen Engländer geheiratet und es keinen Tag bereut. Unsere Nachbarn sind größtenteils nette Leute, aber natürlich gibt es auch ein paar, mit denen ich weniger gut auskomme. Glaub mir Mutter, das Leben in England ist kein bisschen anders als in Schottland.«
    Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft hob Laura den Kopf. Sie richtete ihren starren Blick zwar auf Maureen, schien aber durch sie hindurchzusehen.
    »Die Engländer haben alles vernichtet, das dieses Land ausmachte«, sagte sie tonlos. »Alles, bis auf unseren Stolz, den konnten sie uns nicht nehmen und werden ihn niemals nehmen können. Die Sasenachs«, sie spie das Wort wie ein Stück Dreck aus, »haben uns in großes Elend gestürzt. Tausende wurden ermordet, und wer den Massakern durch einen glücklichen Zufall entgangen war, verhungerte oder musste nach Irland, Frankreich oder in die Kolonien fliehen. Die englische Krone hat Schottland vernichtet! Dieses einst stolze, reiche Land ist heute nicht mehr als das Herrschaftsgebiet einer machtgierigen Sippe von skrupellosen Unterdrückern mit einem lächerlichen König an der Spitze.«
    Maureen seufzte. Das alte Lied! Sie konnte es nicht mehr hören. Einen Moment lang dachte sie an Alan McLaud, der sich ähnlich geäußert hatte. Vielleicht war sie tatsächlich zu lange aus Schottland fort gewesen, um die Mentalität der Menschen zu verstehen.
    »Ach, und ihr Schotten seid an der ganzen Situation völlig unschuldig, ja?«, fragte Philipp und verbarg nicht seinen Zynismus. »Ihr habt nicht versucht, den rechtmäßigen König zu stürzen, um einen schwachsinnigen Säufer auf den Thron zu setzen und damit den Krieg angefangen?«
    »Philipp, bitte, das führt doch zu nichts!« Erschöpft wischte sich Maureen über die schweißnasse Stirn. An ihre Mutter gewandt, fuhr sie fort: »Ich gebe dir Recht, die britische Armee ist äußerst grausam gegen die schottische Bevölkerung vorgegangen, aber irgendwann muss man verzeihen können. Ich kann dir versichern, auch in Cornwall gibt es Armut. Die meisten Einwohner leben vom Fischfang. Bleiben in einem Jahr die großen Schwärme aus,

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