Im Schatten der Vergeltung
des Ausbilders hören.
»Captain Payne, es liegt keinesfalls in meiner Absicht, Murdoch irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten«, sagte Maureen eindringlich. »Meine Mutter starb vor wenigen Wochen und auf ihrem Totenbett hat sie mir ihre innige Beziehung zu dem Offizier anvertraut. Murdochs Regiment wurde aus Schottland abgerufen, bevor er erfahren konnte, dass seine Beziehung Früchte getragen hat.«
Michael Payne, der seit über zwanzig Jahren in der Armee Seiner Majestät diente, hatte in dieser Zeit schon viele Geschichten gehört. Während der zweiten Jakobitenaufstände war er noch ein Kind gewesen und kannte die Ereignisse nur aus Erzählungen. Erst als er vor zwei Jahren ins Fort Augustus im Westen Schottlands versetzt worden war, hatte er begonnen, sich mit den damaligen Geschehnissen intensiv zu beschäftigen. Inzwischen war der ältere Prätendent Jakob längst gestorben. Aus dem Mann, den die Welt als Bonnie Prince Charlie kannte, war ein haltloser Säufer geworden, der sich in Rom durch prunkvolle Empfänge, die seine finanziellen Mittel bei weitem überstiegen, verzweifelt bemühte, etwas vom dem Glanz vergangener Zeiten aufleben zu lassen. Von diesem alten, kranken Mann drohte König George keine Gefahr mehr. Der einstmals schöne Prinz war der Letzte der Stuarts, und mit seinem Tod, der nicht mehr lange auf sich warten lassen konnte, würde dieses unselige Kapitel der englischen Geschichte für immer beendet sein.
Paynes Posten im Fort Augustus war ruhig und ereignislos. Die hier stationierten Soldaten mussten sich zwar immer wieder um streitlustige Schotten kümmern, die Gründe der Schlägereien, die oft mit Toten endeten, hatten jedoch nichts mit einer Rebellion oder gar einem Aufstand zu tun. Die Lust, den rechtmäßigen König zu stürzen hatten sie den Schotten nachhaltig ausgetrieben! Im Allgemeinen waren die Tage in dem gut befestigen Fort eher langweilig. Aus diesem Grund hatte Payne zugestimmt, sich das doch sehr eigenwillige Anliegen der Besucherin anzuhören.
»Selbst wenn ich Ihnen helfen wollte ...«, sagte er und zog seine Stirn kraus, als der das Aufleuchten der Hoffnung in Maureens Augen sah. »Ich sagte ... wenn ich es will ..., dann ist es immer noch nicht gesagt, dass sich die entsprechenden Informationen in Fort Augustus befinden.«
Maureen lehnte sich so weit über den Schreibtisch, dass Payne ein tiefer Einblick in ihr Dekolleté gewährt wurde, und legte ihre kühle, schmale Hand auf seine.
»Sie können es aber herausfinden, nicht wahr?«, hauchte sie und schenkte ihm einen schmachtenden Blick aus ihren schräg stehenden Augen.
Payne schluckte trocken. Obwohl nicht mehr jung, war die Frau sehr attraktiv. Er war nicht verheiratet, das einzige Vergnügen, das er mit Frauen hatte, waren die Stunden, an denen Huren aus den umliegenden Dörfern ins Fort kamen. Natürlich war das verboten, niemand hielt sich jedoch daran, und London war weit weg ... Payne zog seine Hand trotzdem zurück, griff nach einem Blatt Papier und tunkte die Feder ins Tintenfass. Auch wenn er sich häufig einsam fühlte, verfügte er über genügend Anstand, die Situation der Fremden nicht auszunützen.
»Clifford Murdoch war der Name?«, fragte er und schrieb ihn nieder. »Ich werde meinen Burschen veranlassen, nach den Unterlagen des Mannes zu suchen. Welchen Rang bekleidete er in dem betreffenden Zeitraum?«
»Er muss ein höherer Offizier gewesen sein«, antwortete Maureen und bemühte sich, ihre Freude nicht zu deutlich zu zeigen. »Leutnant, vielleicht sogar Captain. Nach der Schlacht bei Culloden führte er auf der Suche nach fliehenden Rebellen einen Trupp Soldaten an die Westküste.«
Payne nickte und kaute auf seiner Unterlippe, wobei er winzige Hautfetzen abbiss, die kleine, blutende Stellen hinterließen.
»Ich werde sehen, was ich machen kann. Kommen Sie morgen Vormittag wieder. So gegen elf Uhr? Ich weiß wirklich nicht, warum ich das tue. Was glauben Sie eigentlich, wie viele uneheliche Kinder damals gezeugt worden sind? Wenn jetzt jeder auf die Idee käme, nach den Männern zu forschen ...«
»Aber ich bin nicht Jede, oder?«, unterbrach Maureen mit einem Blick aus halb gesenkten Lidern.
Payne seufzte. »Nein, gewiss nicht. Entweder bekommen Sie morgen die Heimatadresse, unter der Murdoch gemeldet war, oder ich habe nichts Dementsprechendes gefunden. Dann möchte ich nicht weiter von Ihnen belästigt werden, denn mehr kann ich nicht für Sie tun.«
»Ich habe verstanden«,
Weitere Kostenlose Bücher