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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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dass das junge, damals erst siebzehnjährige Mädchen nicht in heftiger Liebe zu ihm entbrannt war, aber sein Schwiegervater Brandon, jünger als er selbst, stand finanziell in seiner Schuld. Die Tilgung der Spielschulden hätte die Existenz der Brandons vernichtet. Clifford Murdoch empfand es als gerechten Handel, anstatt der ausstehenden fünftausend Pfund die Hand von Louisa zu erhalten. Es war schon einmal verheiratet gewesen, seine erste Frau war aber nicht in der Lage gewesen, ihm einen Sohn zu schenken. Zwei Töchter waren alles, was das unnütze Weib zustande gebracht hatte. Als die Älteste an einem Fieber starb, hatte Murdoch keine Trauer empfunden. Töchter waren lästig und kosteten nur Geld. Wenigstens hatte er die Jüngere gut verheiraten können. Sie lebte seit vielen Jahren irgendwo an der Grenze zu Wales, und zwischen Vater und Tochter bestand kein Kontakt. Schließlich war seine Frau vor zehn Jahren an den Folgen einer Fehlgeburt gestorben. Murdoch hatte sich auch über ihren Tod nicht gegrämt. Vielmehr ärgerte ihn die Tatsache, dass das tote Kind ein Junge gewesen war. Die Ehe mit Louisa hatte leider ebenfalls mit einer Enttäuschung begonnen. Zwar hatte die junge Frau pflichtschuldig zehn Monate nach der Trauung ein Kind zur Welt gebracht, es war jedoch ein weiteres Mädchen gewesen. Sie nannten das entzückende Baby mit den veilchenblauen Augen und dem Goldhaar Susan, aber Clifford kümmerte sich nicht um seine Tochter. Stattdessen war er eifrig bemüht, endlich einen Erben zu produzieren. In den folgenden vier Jahren war Murdoch mehr als einmal dazu entschlossen, sich von Louisa zu trennen, wollte sich nicht endlich eine weitere Schwangerschaft einstellen. Als seine Frau dann erneut in anderen Umständen war, zweifelte Murdoch keinen Moment daran, dieses Mal einen Stammhalter in den Armen halten zu können. Dass Louisa bei der Geburt beinahe gestorben und auch heute noch sehr schwach und angegriffen war, ignorierte er großzügig. Er hatte bekommen, was er wollte. Ein Clifford Murdoch bekam immer, was er wollte.
    Er hielt bereits das nächste Glas Brandy in der Hand. Was wollte er vom Leben mehr erwarten? Nicht, dass Murdoch vorhatte, bald ins Gras zu beißen, wie sein Arzt es formulierte. Er liebte das Leben, das Essen und Trinken und auch die Frauen. Murdoch war ein regelmäßiger Gast in den Londoner Bordellen und an den Spieltischen. Nicht unbedingt ein gern gesehener Gast, denn meistens gewann er und wusste immer, wann es besser war, aufzuhören. Er konnte die Männer, die sich bei ihm verschuldeten, nicht mehr zählen, und nicht immer bestand er auf die Begleichung der Schuld in Form von klingenden Münzen. Es gab unzählige andere Möglichkeiten, Louisa war das beste Beispiel dafür.
    Als er die Armee damals verlassen musste, um das väterliche Erbe in Surrey anzutreten, war er zuerst voller Zorn auf seinen älteren Bruder gewesen. Schließlich war dieser der eigentliche Erbe und er, Clifford, hatte sich für die militärische Laufbahn entschieden. Seit er ein kleiner Junge gewesen war, hatten ihn Waffen und die Kriegsführung interessiert. Warum musste sein Bruder auch auf die unglückselige Idee kommen, die Kolonien zu besuchen? Irgendwo auf dem Atlantik geriet das Schiff in einen schweren Sturm und sank. Alle kamen ums Leben, und so wurde Clifford Murdoch zum Nachfolger seines kränkelnden Vaters. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Murdoch die Armee vergessen und sich an das Leben eines Edelmanns gewöhnt hatte. Entgegen seinen Befürchtungen musste er sich nicht selbst um die Viehzucht – die Haupteinnahmequelle von Murdoch Hall – kümmern. Dafür gab es Verwalter, die auch die zahlreichen Pächter unter Kontrolle hielten und aus ihnen den letzten Penny herauspressten. Das Vermögen war groß, in seinem Leben würde Clifford es nicht ausgeben können. Wenn es ihm auf dem Lande zu langweilig wurde, wartete ein herrschaftliches Haus in dem noblen Londoner Vorort Mayfair auf ihn, und in der Hauptstadt gab es ausreichend Zerstreuung. Clifford Murdoch hatte schnell erkannt, dass er als Herr von Murdoch Hall über andere Menschen mehr Macht ausüben konnte, als er es als Offizier jemals hätte tun können.
    D ie Sonne war schon lange untergegangen, als Murdoch die Treppe hinauftaumelte. Er, Paul Beadle und zwei weitere Freunde hatten noch lange Karten gespielt. Natürlich hatte Murdoch erneut gewonnen, die anderen Männer waren aber ebenfalls vermögend und konnten den Verlust von

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