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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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antwortete Maureen. »Sie können sicher sein, ich werde niemandem erzählen, woher ich die Informationen habe. Unser heutiges Gespräch hat nie stattgefunden.«
    Payne antwortete ihr nicht mehr. Er stand auf, trat ans Fenster und sah in den Regen hinaus, der den unbefestigten Hof in eine schlammige Pfütze verwandelte hatte. Zum ersten Mal wünschte er sich zurück in den Süden des Landes, denn der andauernde Regen zerrte an seinen Nerven.

11. Kapitel
    Surrey, Juni 1781
    L ouisa Murdoch presste die Lippen zusammen, um nicht laut zu schreien. Am liebsten hätte sie den Säugling aus der Wiege gerissen und so lange geschüttelt, bis sein schreiender kleiner Mund endlich verstummte. Edmund war kein einfaches Kind. Seit dem Tag seiner Geburt tyrannisierte er seine Mutter, so kam es Louisa zumindest vor.
    »Wie dein Vater«, murmelte sie und krallte eine Hand so fest um den Rand der Wiege, bis ihre Knöchel weiß hervortraten.
    »Mylady, soll ich den Jungen mit ins Haus nehmen?«
    Louisa, die sich allein gewähnt hatte, zuckte erschrocken zusammen. Unbemerkt war ein dralles, junges Mädchen, dessen üppige Brüste unschicklich aus dem Ausschnitt ihres einfachen Kleides quollen, neben sie getreten. Obwohl Louisa der Amme sonst aus dem Weg ging, war sie in diesem Moment über ihr Erscheinen dankbar. Seit Wochen wusste sie, dass ihr Mann das Bett von Clarice, der Amme, teilte. Nicht deswegen fühlte Louisa sich in der Gegenwart des Mädchens unwohl. Nein, das Gegenteil war der Fall, nahm ihr Clarice doch das ab, vor dem sich Louisa in jeder Nacht fürchtete. Clifford besuchte sie zwar regelmäßig, ihre Zusammenkünfte verliefen jedoch kurz und ohne die unaussprechlichen Abartigkeiten, die Clifford am Anfang ihrer Ehe von ihr gefordert hatte. Trotzdem mochte Louisa die Amme nicht, denn Clarice hatte trotz ihrer Jugend eine Art an sich, Louisa mit jeder Geste, jedem Blick spüren zu lassen, dass der Hausherr lieber die Gesellschaft eines Dienstmädchens als die seiner Ehefrau suchte. Ich gebe ihm das, wozu du nicht in der Lage bist. Und ich gebe es ihm gerne … Diese unausgesprochenen Worte standen wie eine Wand zwischen den beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können.
    Wie jeder Dame der Gesellschaft war es auch für Louisa unvorstellbar, ihr Kind selbst zu stillen. Clarice war kurz vor der Geburt Edmunds von einem toten Kind entbunden worden, von dem Louisa annahm, dass es den Lenden ihres Mannes entsprungen war. Louisa hätte das flatterhafte Geschöpf am liebsten sofort aus dem Haus gewiesen, aber Clifford hatte Clarice zu Edmunds Amme bestimmt, und sein Wort war Gesetz. Nicht nur auf Murdoch Hall, sondern auch für Louisa. Sie war froh, dass Clifford zugestimmt hatte, für ihre Tochter ein älteres, erfahrenes Kindermädchen einzustellen. Obwohl Susan erst vier Jahre alt war, zeigte sie bereits einen ausgeprägt starken Charakter. Instinktiv spürte sie, dass sie von ihrem Vater abgelehnt wurde, und reagierte darauf mit zornigem Trotz. Mit ihrer Mutter indes verband sie ein inniges Verhältnis, seit Edmunds Geburt fühlte Louisa sich mit der Erziehung des kleinen Wildfangs jedoch überfordert. Clifford weilte seit geraumer Zeit in London, und Louisa würde sich gedulden müssen, bis er zurückkehrte und sich um ein Kindermädchen für Susan kümmerte. Obwohl er sich aus seiner Tochter nichts machte, wollte er diese Auswahl nicht seiner Frau überlassen, denn Murdoch hatte in allen Bereichen die Zügel in der Hand.
    Louisa nahm ihren Sohn aus der Wiege und legte ihn Clarice in die Arme.
    »Laufe mit ihm auf und ab, das scheint ihn zu beruhigen.« Sie bemühte sich, kühl und bestimmt zu sprechen, um dem Mädchen seine gesellschaftliche Stellung klarzumachen. »Es ist heute sehr warm und er darf sich nicht überhitzen.« Clarice deutete mit dem Kind auf dem Arm einen Knicks an, der in Louisas Augen eine einzige Farce war. »Wo ist eigentlich Susan? Sollte ihre Stunde nicht schon beendet sein?«, fügte sie noch hinzu.
    »Nein, Mylady, soviel ich mitbekommen habe, war die junge Miss mal wieder äußerst ungezogen. Der Reverend lässt sie eine Stunde nachsitzen.«
    Louisa sah dem drallen Mädchen nach, als sie mit Edmund das Zimmer verließ, dann ging sie aus dem Haus und setzte sich auf die Terrasse. Sie schloss die Augen und hielt ihr Gesicht in die warmen Sonnenstrahlen. Nur für einen Moment, dachte sie, denn auf keinen Fall wollte sie gebräunt wie das arme Volk aussehen. Zweimal die Woche kam

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