Im Schatten Der Wälder: Roman
sie unterbrechen konnte, »… weiß ich durchaus, dass zu Kreativität gleichzeitig Unordnung gehört. Ich verstehe es zwar nicht, sehe es aber ein, auch wenn mich dieses angeborene Chaos gelegentlich irritiert.«
»Das soll wohl logisch sein.«
»Es ist logisch. Und ich sage dir noch etwas. Diese gelegentliche Irritation funktioniert gut als Ablenkung, zumal sie sowieso nie lange anhält. Es gibt wichtigere Dinge, als sich darüber Gedanken zu machen, in welche Schublade der Korkenzieher gehört oder ob du deine schmutzigen Socken schon wieder unters Bett geschoben hast.«
»Da kann ich dir nicht widersprechen.«
»Gut. Ich möchte gerne ein bisschen trainieren. Kann ich deine Geräte benutzen?«
»Du musst doch nicht fragen.« Frustriert steckte er die Hände in die Taschen. »Frag mich so etwas nicht.«
»Ich kenne deine Grenzen noch nicht, Simon, deshalb muss ich fragen oder …« Sie schob die Schublade zu. »Sonst übertrete ich sie am Ende noch.« Sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen. »Mir macht es nichts aus zu fragen, und mit einem Nein kann ich umgehen.«
Als sie hinausging, blieb er stehen und blickte ihr wortlos nach.
25
E r wusste nicht genau, ob sie sich stritten. Mit Fiona war nichts nur schwarz oder weiß – und das machte ihn ein bisschen wahnsinnig, zumal es ihn ebenso faszinierte wie irritierte.
Wenn er wusste, dass sie in Kampfstimmung war, dann konnte er sich darauf einstellen. Aber die Ungewissheit brachte ihn aus dem Gleichgewicht.
»Das gefällt ihr, was?« Er wanderte mit den Hunden nach draußen. »Ich denke ständig über sie nach, weil ich mir nicht sicher bin. Das ist das Allerletzte!«
Stirnrunzelnd betrachtete er sein Haus. Es war deutlich zu sehen, welche Fenster sie schon geputzt hatte. Alle hatte sie noch nicht geschafft, aber das würde sie bestimmt noch. Woher nahm sie nur die Zeit? Stand sie mitten in der Nacht auf und fing an zu putzen?
Da jetzt die Fenster so strahlten, war nicht mehr zu übersehen,
dass die Farbe an den Fensterrahmen abblätterte. Und woher sollte er die Zeit nehmen, Fenster- und Türrahmen zu streichen?
Und wenn er erst einmal die Rahmen gestrichen hatte, konnte er gleich weitermachen und die diversen Veranden streichen, weil sie sonst viel zu schäbig aussahen.
»Es war doch alles in Ordnung, bevor sie die verdammten Fenster geputzt hat. Früher oder später hätte ich die anderen Arbeiten schon erledigt. Geh hinauf.«
Auf sein Kommando hin kletterte Jaws fröhlich die Leiter hinauf und marschierte auf ein Handsignal die Rutsche hinunter. Simon gab dem Hund ein Leckerli, wiederholte die Übung ein paar Mal und ging dann weiter zur Wippe.
Die anderen Hunde kletterten, sprangen und turnten alleine auf den Trainingsgeräten herum, wie Kinder auf einem Spielplatz.
Simon blickte auf, als Bogart bellte, und beobachtete, wie der Labrador über eine schmale Planke, nicht breiter als ein Schwebebalken, balancierte.
»Na komm, das kannst du auch.« Simon tätschelte Jaws den Kopf. »Mach es ihm nach. Was bist du, ein Feigling?« Er führte den Hund zum Balken und beäugte ihn. »So hoch ist er doch nicht. Du kommst leicht hinauf.« Simon klopfte auf den Balken. »Hopp!«
Jaws setzte sich hin, schaute ihn starr an und reagierte nicht.
»Jetzt mach uns nicht vor den Jungs lächerlich. Das kannst du doch, oder? Hopp!«
Jaws legte den Kopf schräg, als Simon ein Leckerli auf den Balken legte.
»Willst du es haben? Dann hol es dir. Hopp!«
Jaws sprang, versuchte, das Gleichgewicht zu halten, und hüpfte sofort wieder hinunter.
»Er hat sich Mühe gegeben.« Simon musterte die anderen Hunde grinsend, dann beugte er sich zu Jaws herunter. »Komm, versuch es noch einmal.«
Nach ein paar Anläufen und einer Demonstration von Simon, die zum Glück außer den Hunden keiner sah, gelang es Jaws schließlich, hinaufzuspringen und oben zu bleiben.
»Okay, du kriegst eine Eins. Jetzt musst du auf dem Balken entlanglaufen. Dann wollen wir mal.« Er zog noch ein Leckerli heraus und hielt es Jaws vor die Nase. Der Hund machte einen Schritt nach dem anderen, bis er schließlich am Ende des Balkens angelangt war. »Ja, toll! Du bist der reinste Zirkushund!«
Lächerlich stolz auf seinen Hund hockte er sich hin und streichelte ihn. »Komm, wir versuchen es noch einmal. Das hier waren jetzt acht Komma fünf Punkte, und wir probieren so lange, bis du eine glatte Zehn kriegst.«
Zehn Minuten lang feilte er mit Jaws an dieser neuen Fertigkeit. Zum
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