Im Schatten Der Wälder: Roman
älter, klüger und stärker bist. Aber wenn er versucht, Hand an dich zu legen, dann breche ich ihm sämtliche Knochen.« Er blickte sie finster an. »Und ich meine, was ich sage.«
»Ja, das weiß ich. Es ist ein beruhigendes, allerdings manchmal auch frustrierendes Verhalten. Aber im Moment hilft es mir, wenn du so etwas sagst. Ich hoffe bloß, dass du es nicht wahrmachen musst. Sie haben jetzt sein Gesicht und seinen Namen. Ich will einfach glauben, dass sie ihn bald schnappen.«
Sie stieß die Luft aus und legte einen Moment lang ihren
Kopf an seine Schulter. »Ich muss mich für den nächsten Kurs vorbereiten. Am besten behältst du Jaws in der nächsten Stunde hier in der Werkstatt.«
»Warum?«
»Er ist noch nicht so ruhig und abgeklärt wie meine Jungs, und ich mache Einzelunterricht bei einem Rottweiler mit Aggressionsproblemen. «
»Ein Rottweiler mit Aggressionsproblemen? Wo ist deine Rüstung?«
»Es geht schon. Er war schon ein paar Mal bei mir, und er macht gute Fortschritte. Normalerweise würde ich zu den Leuten nach Hause fahren, aber unter den Umständen habe ich den Kunden gebeten, mit Hulk hierherzukommen. «
»Hulk. Wie passend. Hast du deine Pistole dabei?«
»Hör auf. Das ist mein Job«, sagte sie. »Ich bin an solche Dinge gewöhnt.«
»Wenn er dich beißt, raste ich aus. Warte mal gerade.«
Er stand auf und ging hinein. Und kam mit einer Schachtel wieder heraus. »Hier sind die Leisten, die du haben wolltest.«
» Oh, toll. Danke.«
Sie überstand den Einzelunterricht ohne Schaden und beschloss, die nächste Stunde in der Küche zu verbringen. Und da sie genügend Zeit hatte und – mehr oder weniger – aufs Haus beschränkt war, konnte sie nach der Säuberungsaktion in der Küche auch Simons Trainingsgeräte benutzen.
Schließlich brauchten nicht nur die Hunde Training. Erfreut über ihre Pläne leerte sie eine der Küchenschubladen, wusch sie aus, schnitt das Auslegepapier zurecht, das Sylvia für sie besorgt hatte, und legte schließlich die Holzleisten hinein – perfekt.
Sie war mit der dritten Schublade fast fertig, als das Telefon klingelte. Ohne nachzudenken, ging sie dran.
»Hallo.«
»Ich habe wohl die falsche Nummer… Ich wollte mit Simon sprechen.«
Fiona legte Pfannenheber, Schaumlöffel und Serviergabeln weg. »Er ist draußen in der Werkstatt. Ich kann ihn holen.«
»Nein, nein, ist schon in Ordnung. Er hat wahrscheinlich die Musik wieder laut gestellt und arbeitet mit irgendwelchen Maschinen. Deshalb ist er auch nicht an sein Handy gegangen. Wer spricht denn da?«
»Äh, Fiona. Und wer sind Sie?«
»Julie. Julie Doyle. Ich bin Simons Mutter.«
»Mrs Doyle.« Fiona zuckte innerlich zusammen. »Simon möchte bestimmt mit Ihnen sprechen. Es dauert nur eine Minute, um …«
»Ich würde aber lieber mit Ihnen sprechen – wenn Sie die Fiona sind, von der Simon mir erzählt hat.«
»Er … wirklich?«
»Er spricht ja nicht besonders viel, aber ich habe jahrelange Übung darin, Dinge aus ihm herauszulocken. Sie sind Hundetrainerin.«
»Ja.«
»Und wie macht sich der Welpe?«
»Jaws ist großartig. Ich hoffe, Sie konnten aus Simon auch herauslocken, dass er wahnsinnig verliebt in seinen Hund ist. Sie sind ein tolles Team.«
»Sie leiten eine Rettungshundestaffel, nicht wahr? Simon hat seinem Bruder gegenüber erwähnt, dass Sie den Welpen dafür trainieren.«
»Er hat das seinem Bruder gegenüber erwähnt?«
»Oh, wir haben regen E-Mail-Verkehr, wir alle. Aber ich muss wenigstens einmal in der Woche telefonieren. Da kann ich mehr aus ihm herauslocken, außerdem möchte ich ihn überreden, dass er uns mal wieder zu Hause besucht.«
»Ja, das sollte er wirklich«, erwiderte Fiona schuldbewusst.
»Das wird er auch, wenn alles wieder normal ist. Ich weiß, dass Sie in einer schwierigen Lage sind. Wie geht es Ihnen denn?«
»Mrs Doyle …«
»Julie, und warum sollten Sie darüber mit einer völlig fremden Frau sprechen? Sagen Sie mir nur, wohnen Sie jetzt mit Simon zusammen?«
»Ja. Er ist… er war wundervoll. Großzügig, hilfsbereit, verständnisvoll. Geduldig.«
»Ich habe wahrscheinlich doch die falsche Nummer gewählt. «
Lachend lehnte Fiona sich an die Küchentheke. »Ab und zu erzählt er von Ihnen. In Sie ist er auch wahnsinnig verliebt. «
»Der Wahnsinn liegt bei den Doyles in der Familie.«
Es war so einfach, mit Simons Mutter zu plaudern. Während sie und Julie Doyle sich am Telefon näher kennenlernten, räumte Fiona
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