Im Schatten Der Wälder: Roman
ihren Rucksack über. Peck stand neben ihr. Ein leichtes Beben seines Körpers war das einzige Zeichen dafür, dass er endlich anfangen wollte. Jeder nahm seine Position ein und richtete den Kompass aus.
Sie öffnete die Tüte, die eine kleine Socke enthielt, und hielt sie Peck vor die Nase.
»Das ist Hugh. Hugh. Hugh ist ein kleiner Junge, Peck. Das ist Hugh.«
Der Hund schnüffelte enthusiastisch – er kannte seinen Job. Er warf ihr einen Blick zu, schnüffelte erneut, dann blickte er sie aufmerksam an, und sein Körper bebte, als wolle er sagen: Okay, ich habe verstanden! Lass uns loslegen!
»Such Hugh.« Sie machte ein Handzeichen, und Peck hob die Nase in die Luft. »Los, such Hugh!«
Sie beobachtete, wie er einen Bogen schlug und die Witterung aufnahm, dann überließ sie ihm die Führung. Der stetige Nieselregen war ein Hindernis, aber Peck arbeitete gut im Regen.
Sie blieb, wo sie war, und ermunterte ihn verbal. Der Regen tropfte auf ihren hellgelben Anorak.
Als er sich nach Osten wandte, folgte sie ihm in den Wald.
Peck war fünf Jahre alt, ein siebzig Pfund schwerer, schokoladenbrauner Labrador – stark, klug und unermüdlich. Fiona wusste, er würde stundenlang unter allen Bedingungen, in jedem Gelände nach lebenden oder toten Personen suchen. Sie musste es nur von ihm verlangen.
Zusammen bewegten sie sich durch den tiefen Wald, über den weichen Boden, der hoch mit den Nadeln der riesigen Douglasfichten und uralten Zedern bedeckt war. Hier und dort standen Gruppen von Pilzen, gefallene Baumstämme waren mit dickem, grünem Moos bedeckt, und dornige Ranken wucherten darüber. Fiona achtete auf die Körpersprache ihres Partners, blickte auf ihren Kompass, merkte sich, wo sie entlanggingen. Ab und zu sah Peck sie an, damit sie wusste, dass er bei der Arbeit war.
»Such Hugh. Lass uns Hugh suchen, Peck.«
Er schnüffelte am Boden um einen gefallenen Baumstamm.
»Hast du etwas gefunden? Das ist gut. Guter Hund.« Sie kennzeichnete die Stelle mit einem hellblauen Klebeband, dann blickte sie sich um und rief Hughs Namen. Um besser hören zu können, schloss sie die Augen.
Aber sie hörte nur das leise Rauschen des Regens und das Wispern des Windes in den Bäumen.
Peck stupste sie an, und sie öffnete die Tüte, damit Peck den Geruch erneut aufnehmen konnte.
»Such Hugh«, wiederholte sie. »Such Hugh, Peck.«
Er lief wieder los, und Fiona kletterte in ihren kräftigen Stiefeln über den Baumstamm und folgte ihm. Als Peck sich nach Süden wandte, gab sie ihre neue Position an Davey durch und verständigte sich mit den Mitgliedern ihres Teams.
Das Kind war mindestens seit zwei Stunden draußen, dachte sie. Eine Ewigkeit für besorgte Eltern.
Aber Kleinkinder hatten kein wirkliches Zeitgefühl. Kinder in seinem Alter waren sehr mobil und verstanden noch nicht, dass man sich verirren konnte. Sie liefen ziellos herum, abgelenkt durch das, was sie sahen und hörten, und bewiesen oft beachtliche Ausdauer. Es konnte Stunden dauern, bevor Hugh müde wurde und nach seiner Mutter verlangte.
Sie schaute einem Kaninchen nach, das ins Gebüsch sprang.
Peck besaß zu viel Würde, um ihm mehr als einen flüchtigen Blick zu schenken.
Aber ein kleiner Junge?, dachte Fiona. Einer, der seinen »Wubby« liebte, der Tiere mochte? Seine Mutter hatte gesagt, der Wald faszinierte ihn. Würde er nicht hinterherlaufen, in der Hoffnung, mit ihm spielen zu können? Er würde doch sicher versuchen, es einzuholen. Ein typischer Stadtjunge, dachte sie, den der Wald und die Tiere magisch anzogen, weil alles so anders war als zu Hause.
Wie sollte er da widerstehen?
Sie verstand die Magie. Sie war selbst einmal ein Stadtkind gewesen und hatte sich von den grünen Schatten, dem tanzenden Licht, der unendlichen Weite von Bäumen, Hügeln und Seen verzaubern lassen.
In diesem riesigen Gelände konnte ein Kind sich ohne Weiteres verlaufen.
Ihm ist kalt, dachte sie. Er hat mittlerweile Hunger und Angst. Er will zu seiner Mutter.
Der Regen wurde stärker, aber sie suchten unermüdlich weiter, der Hund und die Frau in der wetterfesten Hose und den Schnürstiefeln. Ihr rotblonder Pferdeschwanz hing wie ein nasses Seil auf ihren Rücken herunter, und ihre meerblauen Augen blickten forschend in das Dämmerlicht.
Als Peck erneut die Richtung änderte und einen gewundenen Waldweg hinunterlief, stand ihr auf einmal ein Bild vor Augen. In etwa einem halben Kilometer würden sie auf einen Bach stoßen, der die südöstliche Grenze
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