Im Schatten Der Wälder: Roman
Mädchen, dachte er – abgebildet. Die Reporterin berichtete Einzelheiten aus ihrem Leben, von den letzten Stunden, bevor sie verschwanden, und der darauf folgenden Suche und Entdeckung ihrer Leichen.
Das Foto von Perry jagte ihm einen Schauer über den Rücken. So unscheinbar – der Nachbar im mittleren Alter. Geschichtslehrer oder Versicherungsagent, der Typ, der Tomaten im Garten anbaute. Jeder konnte es sein.
Aber das Foto von Fiona raubte ihm den Atem.
Ein lächelndes Gesicht, wie die Gesichter der anderen, die dem Mörder nicht entkommen waren. Jung, frisch, hübsch.
Es stand in scharfem Gegensatz zu dem Schnappschuss
aus dem Gerichtssaal. Mit gesenktem Kopf, trüben Augen, leerem Gesicht.
Die Reporterin schilderte die Details ihrer Flucht, den Mord an ihrem Verlobten und erwähnte kurz, dass Fiona nicht zu einem Kommentar zu erreichen gewesen war.
»Na, dich hat es nicht abgehalten«, murmelte er.
Aber die Leute machten auch nur ihren Job. Reporter berichteten eben, und Fiona sollte es am besten ignorieren.
Er hätte sie am liebsten angerufen, zwang sich aber, sie in Ruhe zu lassen.
Stattdessen rief er Gary an und verabredete sich mit ihm, um den Baumstumpf herauszuholen. Zehn Minuten lang spielte er Bällchen mit Jaws – sie hatten mittlerweile beide Vergnügen daran –, dann machte er sich an die Arbeit.
Er konzentrierte sich auf die Anrichte. Am Kabinett wollte er erst weiterarbeiten, wenn er nicht ständig an Fiona und diese Mischung von Angst und Trauer auf ihrem Gesicht denken musste.
Am frühen Nachmittag legte er eine kurze Pause ein und ging mit Jaws, dem es sofort gelang, einen toten Fisch zu finden, am Strand spazieren.
Nach der notwendigen Dusche – er musste wirklich daran denken, für den verdammten Hund eine Badewanne zu kaufen – beschloss Simon, den Truck schon einmal mit einigen kleineren Gegenständen für Sylvia zu beladen. Er packte Schneidebretter, Schalen und Schüsseln ins Auto und fuhr mit Jaws los.
Er würde sich mit Gary treffen, den Baumstumpf herausziehen, und da das Auto ja bereits beladen war, hatte er eine Ausrede, um nicht allzu lange bei Fiona zu bleiben.
Es überraschte ihn, als er feststellte, dass sie nicht zu Hause war. Auch die Hunde waren nicht da. Vielleicht war sie ja irgendwo hingefahren, um allein zu sein.
Jaws freute sich, als kurz darauf Gary mit seinem Border Collie Butch auftauchte.
Gary, der eine Kappe auf den grauen Haaren trug, beobachtete durch seine dicken Brillengläser, wie sich die beiden Welpen begrüßten. »Na, das sind ja vielleicht zwei«, meinte er.
»Wenigstens können sie miteinander spielen. Fiona ist nicht zu Hause, aber ich habe ihr gesagt, dass ich mir den Baumstumpf hole.«
»Sie trainieren mit der gesamten Einheit, oben im Park. Einmal im Monat machen sie das einen ganzen Tag lang, damit sie miteinander in Kontakt bleiben, verstehen Sie? Sie ist wahrscheinlich schon im Morgengrauen aufgebrochen. Na, dann wollen wir mal die Katze vom Truck lassen, damit Sie Ihren Baumstumpen bekommen. Wozu zum Teufel brauchen Sie ihn eigentlich?«
»Das kann man nie wissen.«
»Nein, das ist wohl wahr«, stimmte Gary ihm zu.
Sie ließen die Rampe herunter, und Gary fuhr die Maschine vom Truck. Mit den beiden Hunden machten sie sich auf den Weg in den Wald.
»Das ist nett von Ihnen, Gary. Ich bin Ihnen sehr dankbar. «
»Himmel, das ist doch nichts Großartiges. Wenn das Wetter so schön ist, macht es schließlich Spaß, unterwegs zu sein.«
Es war wirklich ein schöner Tag. Warm, sonnig und frühlingshaft. Die Hunde hechelten freudig, und Gary roch – ein bisschen – nach Jauche.
Am Baumstumpf sprang Gary vom Traktor. Er ging um den Stamm herum, schob sich die Kappe nach hinten und kratzte sich am Kopf. »Den wollen Sie?«
»Ja.«
»Na, dann wollen wir ihn mal holen. Ich kannte früher einen
Typ, der aus so einem Holz mit der Kettensäge Statuen hergestellt hat. Ich kenne mich aus.«
Sie befestigten die Kette am Stamm, und Simon band die Hunde fest, damit sie ihnen nicht im Weg waren, während Gary sich ans Werk begab.
Es dauerte eine Stunde und war ziemlich anstrengend.
Schließlich rief Simon: »Vorsichtig! Sie haben ihn jetzt! Er kommt!« Er grinste übers ganze Gesicht.
»Na, das war ja ein Kampf!« Gary stellte die Maschine ab, als der Baumstumpf sich aus der Erde gelöst hatte. »Da haben Sie Ihren Baum.«
Simon fuhr mit der behandschuhten Hand über den Stumpf und eine knotige Wurzel. »O ja!«
»So glücklich
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