Im Schatten Der Wälder: Roman
orientieren. Dann warf er ihr einen Blick zu. »Sie können es mir auch gern erzählen. «
»Lassen Sie uns weitergehen.« Sie hielt die Leine fest und brachte Jaws dazu, bei Fuß zu gehen, während sie sich ihren Weg durch die Bäume suchten.
»Ich werde von einer Reporterin verfolgt«, begann sie. »Sie ruft mich an, schickt E-Mails. Ich habe bisher nicht mit ihr gesprochen, sondern alle Nachrichten gelöscht.«
»Was will sie?«
»Mit mir über Perry reden – im Zusammenhang mit den zwei Morden in Kalifornien. Sie schreibt einen Artikel darüber. Das ist ihr Job, das verstehe ich. Aber ich muss nicht mit ihr sprechen. Sie hat gesagt, ich sei das einzige Opfer, das entkommen ist. Aber ich bin kein Opfer, und es macht mich stinksauer, wenn ich so bezeichnet werde. Solche Sätze habe ich damals zur Genüge gehört.«
»Dann löschen Sie halt alle weiteren Nachrichten ebenfalls. «
»Das klingt so problemlos – und ich werde es auch tun –, aber so leicht ist es nicht.«
Die Kopfschmerzen waren weg, stellte sie fest, aber die Wut und Frustration, die sie verursacht hatten, waren immer noch da.
Wie scharfe, kleine Splitter steckten sie im Kopf.
»Als es damals passierte, hat mich die Polizei weitestgehend vor der Presse abgeschirmt. Sie wollten nicht, dass ich Interviews gebe, und ich wollte weiß Gott auch nichts sagen. Aber so eine Story? Dafür ruft man schon mal ständig an oder redet mit Leuten, die mich kennen – einfach, um das Optimum herauszupressen.« Sie schwieg und warf ihm einen Blick zu. »Ich denke, Sie verstehen das, wegen Ihrer Beziehung zu Nina Abbott.«
»Beziehung ist ein hübsches Wort dafür.«
»Doch jetzt mögen Sie ruhige Inseln.«
»Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun. Außerdem bin ich nicht derjenige, der grübelt.«
Es ging sie ja auch nichts an, dachte sie. »Na gut. Nach Greg fing alles wieder von vorne an. Dann kam der Prozess. Mit dem, was jetzt passiert, will ich nichts zu tun haben. Deshalb werde ich auch so wütend, und ich könnte kotzen. Zwölf waren vor mir, und nach mir starb Greg. Und ich nicht. Ich hatte noch nicht einmal einen Kratzer, aber sie sagen, ich sei ein Opfer oder eine Heldin. Aber keins von beidem stimmt.«
»Nein, keins von beidem stimmt. Sie sind eine Überlebende, und das ist viel härter.«
Sie blieb stehen und starrte ihn an. »Warum verstehen Sie das? Das ist mir ein Rätsel.«
»Ich sehe es Ihnen an. Es steht in Ihren Augen. Sie sind so
ruhig und klar, vielleicht weil sie schon so viel gesehen haben. Sie haben Wunden, und Sie leben damit. Eigentlich sollte ich das nicht so reizvoll finden.«
Auf einmal tanzten Schmetterlinge in ihrem Bauch. »Was ist jetzt zwischen uns, Simon?«
»Vielleicht nur ein bisschen Hitze.«
»Ja, wahrscheinlich. Ich hatte seit fast zehn Monaten keinen Sex mehr.«
»Okay, dann wird es noch ein bisschen heißer.«
Jetzt musste sie lachen. »Jetzt geht es mir schon besser. Aber eigentlich habe ich gemeint, dass es auf ein bisschen Warten echt nicht mehr ankommt, nachdem ich schon fast zehn Monate lang keinen Sex mehr hatte. Wir leben beide auf der Insel und haben eine Verbindung zu Sylvia. Ich mag Ihren Hund, und ich glaube, ich muss mir nur überlegen, ob es nett und entspannend wäre, mit Ihnen zu schlafen, oder ob es zu viele Komplikationen mit sich brächte.«
»Nett wäre es nicht. Nett sind Plätzchen und Milch.«
»Für mich ist Vertrauen wichtig. Und da ich nicht mit Ihnen hier im Wald schlafen werde, zumal in etwa zwanzig Minuten die Sonne untergeht, bin ich wohl auf der sicheren Seite. Warum geben Sie mir nicht einen kleinen Ausblick auf mögliche kommende Attraktionen?«
Er griff in ihre Haare und wickelte sie sich um die Faust. »Du lebst wohl gerne gefährlich.«
»Nein, eigentlich nicht. Ich mag Stabilität und Ordnung, deshalb ist das hier ungewöhnlich für mich.«
Er zog sie an ihren Haaren zu sich heran, so dass sein Mund nur noch Millimeter über ihrem schwebte. »Du möchtest es gerne nett.«
»Nein, eigentlich möchte ich gar nicht.«
»Ich auch nicht«, sagte er und küsste sie.
Sie hatte ihn dazu aufgefordert und hatte eigentlich geglaubt,
darauf vorbereitet zu sein. Sie hatte erwartet, dass Hitze, Lust und Begehren in ihr aufflammten.
Stattdessen entwaffnete er sie mit einem langsamen Kuss, der erst nach einer Weile seine volle Wirkung entfaltete. Seufzend schlang sie die Arme um seinen Hals.
Sein Kuss wurde leidenschaftlicher, und die Hitze baute sich so
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