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Im Schatten Der Wälder: Roman

Im Schatten Der Wälder: Roman

Titel: Im Schatten Der Wälder: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts , Margarethe van Pée
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ich. Warum hast du eigentlich keinen Fernseher hier?«
    »Weil ich unten nie Fernsehen gucke. Ich liege dabei lieber im Bett. Im Wohnzimmer unterhält man sich.«
    »Das Schlafzimmer ist zum Schlafen und für Sex da.«
    »Bis vor Kurzem kam Sex bei mir kaum vor, und ich kann besser einschlafen, wenn ich im Bett fernsehe.« Sie leckte sich Sauce vom Daumen. »Bist du eigentlich jähzornig?«
    »Ich habe ein hässliches Temperament, habe aber gelernt, es unter Kontrolle zu halten.«
    »Kannst du hässliches Temperament definieren?«
    Er trank einen Schluck Bier. »Wenn mich als Kind jemand herumschubsen oder schikanieren wollte, bin ich wütend geworden. Meine Antwort war Kämpfen, je blutiger, desto besser. «
    »Du hast gerne gerangelt.«
    »Nein, ich habe gerne zugeschlagen«, korrigierte er sie. »Das ist ein großer Unterschied. Rangeln? Das klingt so gutmütig, und das war ich nicht. Ich habe zwar keine Prügeleien angefangen, habe auch die anderen Kinder nie schikaniert, aber wenn es einen guten Grund zum Zuschlagen gab, hatte ich damit kein Problem. Dann ging die Post ab.«
    Sie konnte es sich gut vorstellen – so wie er gebaut war, mit seinen großen, harten Händen und dem harten Zug um den Mund, den sie ab und zu entdeckte. »Hast du jemals jemanden ernsthaft verletzt?«
    »Das hätte gut sein können, und wahrscheinlich wäre es irgendwann mal passiert. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich zum Direktor zitiert wurde.«
    »Das ist mir nie passiert. Ich will jetzt nicht prahlen«,
fügte sie hinzu. »Irgendwie wünsche ich sogar, ich wäre nicht ewig so brav gewesen.«
    »Ach, so eine warst du.«
    »Leider ja. Aber erzähl weiter. Böse Jungs sind natürlich viel interessanter als brave Mädchen.«
    »Das kommt auf das Mädchen an.« Er öffnete die obersten zwei Knöpfe ihrer Bluse, so dass ihr Büstenhalter hervorlugte. »Siehst du, jetzt bist du eine Pizza-Schlampe.« Fiona lachte, und er fuhr fort: »Na ja, ich hatte auf jeden Fall ein paar Probleme, war aber nie derjenige, der den Streit anfing. Und es gab dabei regelmäßig Leute, die mich unterstützten. Meine Eltern versuchten, mich mit allen möglichen Aktivitäten abzulenken. Sport, Vorträge, ja sogar Therapie. Allerdings hatte ich immer gute Noten.«
    »Und wann hat es sich geändert?«
    »Im ersten Jahr auf der High School kam ein Neuer in unsere Klasse. Er forderte mich heraus, und ich habe ihn fertig gemacht.«
    »Einfach so?«
    »Nein, es war schon ziemlich gewalttätig, auf beiden Seiten. Wir haben einander richtig wehgetan, ich ihm mehr als er mir. Ein paar Wochen später lauerte er mir mit zwei Kumpels auf. Ich war mit einem Mädchen im Park. Seine Freunde hielten mich fest, während er mich zusammenschlug. Das Mädchen schrie, sie sollten aufhören, schrie um Hilfe, aber er schlug lachend weiter auf mich ein, bis ich nichts mehr spürte. Irgendwann wurde ich ohnmächtig.«
    »Oh, mein Gott, Simon.«
    »Als ich wieder zu mir kam, lag sie auf dem Boden, und sie hielten sie fest. Sie schrie und bettelte. Ich weiß nicht, ob sie sie wirklich vergewaltigt hätten, ob sie so weit gegangen wären. Aber sie bekamen erst gar nicht die Chance dazu. Ich drehte durch, und ich kann mich an nichts mehr erinnern.
Ich weiß noch nicht einmal mehr, wie ich aufgesprungen und auf sie losgegangen bin. Zwei von ihnen habe ich bewusstlos geschlagen, der dritte ist weggerannt. Ich kann mich an gar nichts erinnern«, wiederholte er. »Aber als ich nicht mehr rot sah, hörte ich das Mädchen, das schrie und weinte und mich anflehte aufzuhören. Ich kann mich noch an den Ausdruck auf ihrem Gesicht erinnern. Ich habe ihr genauso viel Angst eingeflößt wie die drei anderen, die mich zusammengeschlagen und sie fast vergewaltigt hätten.«
    Dann war sie ein Schwächling, dachte Fiona. Anstatt zu schreien und zu heulen, hätte sie besser Hilfe holen sollen. »Wie schwer warst du verletzt?«
    »Ich war ein paar Tage im Krankenhaus. Zwei von den drei anderen Jungs mussten länger dort bleiben. Als ich im Krankenbett aufwachte, tat mir alles weh. Meine Eltern saßen an meinem Bett, und meine Mutter weinte. Um meine Mutter zum Weinen zu bringen, musste man ihr normalerweise den Arm abhacken, aber da liefen ihr die Tränen nur so übers Gesicht.«
    Und das bereitete ihm den größten Kummer, das sah Fiona ihm an. Das war der Wendepunkt gewesen, die Tränen seiner Mutter.
    »Und ich dachte, jetzt reicht es. Es ist genug. Und danach habe ich mich

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