Im Schatten Der Wälder: Roman
ich lieber den starken Mann bei einer heulenden Frau spielen soll, können wir das genauso gut tun.«
»Heul… Gott! Du machst mich stinksauer!« Sie holte tief Luft. »Aber das ist wohl der Zweck der Übung. Ins Schwarze getroffen, Simon.«
»Es macht mich wahnsinnig.«
Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Was?«
»Dich so zu sehen. Hast du dich in so einer Situation schon einmal im Spiegel gesehen? Du bist kreidebleich. Und es macht mich wahnsinnig.«
Fiona ließ die Hände sinken. »Ich habe aber den Eindruck, du hast deinen Wahnsinn ganz gut unter Kontrolle.«
»Ja, aber glaub nicht …« Er brach ab und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Glaub nicht, dass du mir nicht wichtig bist. Du bist mir wichtig. Ich habe nur nicht … Siehst
du?«, sagte er frustriert. »Kaum höre ich auf, dich wütend zu machen, fängst du an zu weinen.«
»Ich weine nicht.« Blinzelnd drängte sie die Tränen zurück. »Und was wäre schon dagegen einzuwenden? Ich habe das Recht dazu.«
»Blödsinn.« Er zog sie in die Arme. Zärtlich fuhr er mit den Fingern über ihre Wangen und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Fiona stieß einen zitternden Seufzer aus und schmiegte sich an ihn.
»Ich weiß nicht, wie man sich um Menschen kümmert«, murmelte er. »Ich kann mich ja kaum um den verdammten Hund kümmern.«
Da irrst du dich, dachte sie. Du irrst dich sehr.
»Du machst das ganz gut«, erwiderte sie. »Mir geht es schon wieder besser.« Trotzdem zuckte sie zusammen, als die Hunde anschlugen. »Das wird Davey sein.«
»Ich lasse ihn herein.« Er strich ihr über die Haare. »Setz dich.«
Fiona gehorchte und setzte sich an den Küchentisch, während Simon auf die Veranda trat. »Sie ist drinnen, in der Küche. «
»Was …«
»Das soll sie Ihnen selbst erzählen. Ich brauche etwa zwanzig Minuten, und Sie müssen mir versichern, dass Sie so lange hierbleiben.«
»Ja, klar.«
Simon lief zu seinem Truck, befahl Jaws zu bleiben und fuhr davon.
Als Davey hereinkam, war Fiona schon viel ruhiger. »Ich habe den Umschlag nicht mehr angefasst, seit ich ihn geöffnet habe«, erklärte sie. »Aber das spielt wahrscheinlich keine Rolle.« Sie blickte sich stirnrunzelnd um. »Wo ist Simon?«
»Er hatte etwas zu tun.«
»Er… oh.« Einen kurzen Moment lang spürte sie wieder den Druck auf der Brust. »In Ordnung. Der Schal war in dem Umschlag. Er ist in Oregon abgestempelt.«
Er setzte sich und ergriff ihre Hände.
»O Gott, Davey. Ich bin außer mir vor Angst.«
»Wir passen auf dich auf, Fee. Wenn du willst, lassen wir dich rund um die Uhr bewachen, bis sie diesen Bastard geschnappt haben.«
»Ich glaube, dazu bin ich jetzt noch nicht bereit. Aber es könnte durchaus so weit kommen.«
»Hast du irgendwelche ungewöhnlichen Anrufe bekommen? Hat jemand aufgelegt? Hat dich auf deiner Website oder in deinem Blog etwas beunruhigt?«
»Nein. Das ist das Erste. Vielleicht ist es ja noch nicht einmal von ihm. Vielleicht ist es ja von irgendeiner gemeinen Person, die den Artikel gelesen und meine Adresse herausgefunden hat. Das ist doch genauso wahrscheinlich.«
»Ja, möglicherweise.« Davey holte zwei Tüten für die Beweise aus der Tasche. »Ich nehme die Sachen auf jeden Fall mal mit. Wir tun, was wir können. Das FBI ist mittlerweile an dem Fall dran, und wahrscheinlich müssen wir ihnen die Beweismittel übergeben. Fee, sie werden wahrscheinlich jemanden schicken, der mit dir redet.«
»Ja, das ist schon okay.« Wäre ja nicht das erste Mal, dachte sie bitter. »Das macht mir nichts aus.«
»Wir nehmen mit der Polizei in Lakeview Kontakt auf. Ich weiß, dass das alles schwer für dich ist, aber vielleicht ist es ja ein Durchbruch, und wir finden Fingerabdrücke oder DNA auf der Briefmarke oder auf dem Schal.«
Und schon wieder wurde ermittelt und untersucht. Wie war das nur passiert?
»Was ist mit Perry? Vielleicht hat er jemanden bezahlt, damit er mir den Schal schickt?«
»Ich sehe mal zu, was ich herausfinde, aber ich glaube, sie haben schon mit Perry gesprochen. Sie überwachen seine Kontakte, seine Besucher, seine Post. Wir sind nicht wirklich auf dem Laufenden, aber nach diesem Vorfall wird der Sheriff sicher darauf drängen, lückenlos informiert zu werden. Eventuell war es ja auch nur ein sehr schlechter Scherz. Wenn es dich beruhigt, kann ich auf der Couch schlafen.«
Das würde er tatsächlich tun, dachte sie. »Nein, du musst dich um deine Familie kümmern. Ich habe ja die Hunde.«
Davey
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