Im Schatten der Wandlung (German Edition)
Armen.
Dann, ganz plötzlich, löste er seine Lippen von meinen. Ich war noch ganz benommen als ich ihn fragte was los sei.
„Evan.“
Fragend sah ich ihn an.
„Er ist ganz in der Nähe. Ich kann ihn fühlen.“
Bei dem Gedanken an Evan lief es mir eiskalt den Rücken runter.
„Ich muss gehen. Wenn ich ihn fühlen kann, kann er es auch. Ich will nicht, dass er in deine Nähe kommt, deshalb muss ich jetzt gehen. Auch wenn es mir schwer fällt.“
Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und ging zur Tür.
„Sei vorsichtig“, sagte ich zu ihm.
„Ich kann schon auf mich aufpassen. Tu du dasselbe, okay?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich versuch´s.“
„Bis bald.“
„Gute Nacht.“
Und schon war er in der Dunkelheit verschwunden.
***
Als Eric gegangen und ich ganz allein in dem großem Haus war, dachte ich über die vergangenen Wochen nach. Wie radikal sich mein Leben verändert hatte.
Das Beste was mir passieren konnte, war Eric und Caitlin kennen zu lernen. Und beides durch eines meiner tollpatschigen Missgeschicke.
Caitlin war zu meiner besten Freundin geworden. Ich hatte sie sehr gern. Vor allem konnte ich mit ihr über Eric und sein wahres Ich reden. Ich würde ihr Morgen alles über das Gespräch mit ihm erzählen. Heute war ich zu aufgewühlt dazu. Sie würde bestimmt verstehen, dass ich ihn nicht aufgeben konnte, nur wegen dieser Vampirsache. Ich glaube, sie sieht die ganze Sache viel lockerer als ich.
Noch vor ein paar Wochen hätte ich nie geglaubt, dass ausgerechnet mir so was passieren würde. Wo war ich da schon wieder rein geraten?
Was mir wirklich Angst machte, war Evan. Ich hatte keine Ahnung wozu er fähig war. Doch wenn Eric sogar von hier weg geht weil er denkt, Evan ist gefährlich, dann ist er nicht zu unterschätzen.
Ob er wohl mit diesem Damian zu vergleichen ist? Ob er das Gleiche wie er im Schilde führt? Jetzt würde ich jedes Mal ein komisches Gefühl haben, wenn ich im Dunkeln allein oder mit Caitlin rausgehe.
Ich musste Eric unbedingt fragen, wie wir uns vor bösen Vampiren zur Wehr setzten können. Dass wir zumindest nicht ganz hilflos sind.
In dem Moment fragte ich mich, ob ich meine Tante auch einweihen sollte. Immerhin glaubt sie ja an das Übernatürliche. Aber ob sie es deswegen gut heißen würde, dass die eigene Nichte einen Vampir zum Freund hat? Ich sollte mir gut überlegen, was ich ihr erzählen konnte und was nicht.
Wann Lori wohl wieder nach Hause kommen würde? Es war bereits Sonntagabend.
Ich ging in die Küche und machte mir ein Käsesandwich. Gerade als ich hinein beißen wollte, klingelte das Telefon.
„Hallo?“
„Oh hi Sam. Ist alles klar?“
Es war Lori.
„Na klar, was denkst du denn?“
„Ich war auch mal in deinem Alter Süße. Wenn du das Chaos beseitigt hast bis ich wieder komme, ist es okay.“
„Aber ich hab wirklich nicht …“
„Ist ja auch egal“, unterbrach sie mich.
„Es ist so, ich muss nächste Woche noch hier in Edinburgh bleiben. Wir haben überraschend viele Bilder verkauft. Hier gibt es noch einiges für mich zu tun.“
„Ach so. Ja klar, kein Problem.“
„Bist du sicher?“
„Ich bin keine fünf mehr. Mach dir keine Sorgen.“
„Du kannst ja Caitlin fragen ob sie nächste Woche mit einzieht.“
„Wie gesagt, ich bin kein Baby mehr. Aber vielleicht frag ich sie ja. Dann viel Spaß noch in Edinburgh.“
„Machs gut Sam. Ich melde mich wieder.“
Eigentlich hatte ich mich auf Lori gefreut. Jetzt hieß es, noch ein paar Tage ganz allein. Begeistert war ich darüber nicht. Das lag zum größten Teil an Evan.
Ich nahm mir vor, Morgen Caitlin zu fragen, ob sie nächste Woche mit einziehen möchte.
Als ich mein Sandwich gegessen hatte, ging ich in die Küche und machte mir einen Tee. Damit ging ich auf meinen Balkon, wickelte mich in eine Decke ein und setzte mich auf einen Stuhl. Ich musste meinen Gedanken an der frischen Luft ordnen.
Gedankenverloren schaute ich hinauf in den schwarzen Himmel, an dem einige Sterne glitzerten. Ich ließ meinen Kopf in das Polster sinken und hielt Ausschau nach Sternenbildern.
Um einen Schluck Tee zu nehmen, musste ich mich wieder aufrecht hinsetzen. Dabei blieb mein Blick auf dem gegenüberliegenden Wald hängen. Er erschien mir jetzt noch gruseliger. Ob Evan wohl noch hier in der Nähe war? Wahrscheinlich war ich einfach nur paranoid.
Trotzdem ging ich wieder in mein Zimmer zurück und schloss die Balkontür hinter mir.
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