Im Schatten der Wandlung (German Edition)
macht sie kennen zu lernen, weiß man, dass sie mit ihrem Klamottentick nur ihre Unsicherheit zu überspielen versucht.
„Wo soll ich eigentlich schlafen? Auf der Couch?“
„Das ist bestimmt zu unbequem eine ganze Woche lang. Wenn es dir nichts ausmacht können wir zusammen in meinem Bett schlafen. Ist ja groß genug.“
„Okay. Wobei dir da jemand anderes bestimmt lieber wäre wie?“
„Caitlin!“
„Schon gut. Bin fertig, wir können dann los.“
Es waren zwar nur ein paar Meter bis zu Loris Haus, doch wenn man mindestens drei Tonnen schleppen muss, ist man danach ziemlich am Ende.
„Ich hol uns erst mal was zu trinken.“
„Danke.“
Caitlin trank ihr Glas in einem Zug leer. „Was machen wir heute noch? Sollen wir was kochen?“
„Ja, ich hab einen Bärenhunger. Ich schau mal was wir da haben.“
„Sag mal Sam, hast du eigentlich auch was für Eric zu essen da, falls er mal in hungrigem Zustand vorbei kommt?“
Entsetzt sah ich sie an. Ich konnte gar nicht antworten.
„Oh Mann Sam, das war ein Scherz, entspann dich.“
An ihrer Frage war allerdings was dran. Was, wenn Eric mal ausgehungert hier her kommen würde?
Nein, er würde nie hungrig hier her kommen. Und falls doch, dann … Ja, was dann?
„Meinst du, er würde mich beißen?“, fragte ich.
„Das war doch nur ein Witz, nichts weiter.“
„Aber was ist, wenn er wirklich mal Hunger kriegt, wenn er grade mit mir zusammen ist?“
„Vielleicht hat er ja immer eine Blutkonserve dabei. Im Tetrapack oder so?“
Obwohl es ja eigentlich ein mehr oder weniger ernstes Thema war, mussten wir jetzt beide lachen.
„Eigentlich ist das ja gar nicht witzig.“
„Ich weiß, tut mir leid“, sagte Caitlin im Versuch, nicht gleich wieder loszuprusten. Als sie sich beruhigt hatte, sprach sie weiter:
„Ich denke nicht, dass Eric das Risiko eingehen würde, dein Leben in Gefahr zu bringen. Außerdem glaube ich, dass er sehr gut widerstehen kann.“
Sie sah mich vielsagend an, dann grinste sie.
„Falls du es dir zum Ziel gesetzt hast, mich heut völlig aus der Fassung zu bringen, bist du auf einem gutem Weg dahin“, scherzte ich.
Caitlin kam zu mir rüber und zog mich lachend in ihre Arme.
„Du weißt doch wie ich´s mein, oder?“
„Klar doch. Inzwischen hab ich meistens den Durchblick in deinen kranken Gedanken.“
Wir grinsten uns an.
„Zur Entschädigung kochst du jetzt was für uns, und ich pack meine Sachen aus.“
Bevor ich kapiert hatte was sie da sagte, war sie mit einem Teil ihres Gepäcks bereits außer Sichtweite.
Ich setzte einen Topf mit Wasser auf, und suchte nach den Spaghetti und der Päckchentomatensoße. Wenn sie mich schon so rangekriegt hatte, sollte sie auch nur ein Fertiggericht bekommen.
Während alles so vor sich hin köchelte, wagte ich einen Blick aus dem Fenster, ins Dunkle.
Was ich dann zu sehen bekam, konnte ich im ersten Moment gar nicht realisieren.
„Caitlin!“, kreischte ich. „Caitlin!“
Völlig erschrocken kam sie die Treppe runter gestürmt.
„Was ist los? Was ist passiert? Bist du okay?“
Ich zeigte mit dem Finger in Richtung Fenster.
„Es schneit“, sagte ich voller Begeisterung.
Sie schaute nach draußen.
„Und deswegen schreist du das ganze Haus zusammen?“
Beleidigt sagte ich:
„Ich kann mich kaum daran erinnern, wann ich das letzte Mal Schnee gesehen oder berührt hab.“
„Jetzt sag bloß, du willst auch noch nach draußen und einen Schneemann bauen?“
Ich zuckte mit den Schultern. Meine Stimme nahm einen bittenden Klang an. „Ne Schneeballschlacht wäre auch okay.“
„Wie du willst. Aber denk dran, ich bin mit Schnee groß geworden. Der Vorteil liegt eindeutig auf meiner Seite.“
„Na dann zeig mal was du drauf hast Großmaul“, sagte ich und stürmte zur Tür raus.
Caitlin rannte mir hinterher.
Genau in dem Moment, als sie das Haus verließ und in den Garten trat, hatte sie einen Schneeball mitten im Gesicht. Sie war so verblüfft, dass sie erst gar nicht kapierte, was eben passiert war. Als sie es dann geschnallt hatte, jagte sie hinter mir her.
Es machte einen riesigen Spaß im Schnee rumzutollen. Ich kannte das ja vorher überhaupt nicht. Gerade als ich meine fast schon gefrorenen Finger etwas aufwärmen wollte, kam Caitlins fette Rache. Sie schlich sich von hinten an mich ran und drückte mir eine Handvoll Schnee ins Gesicht und noch eine in mein Genick. Der Schnee rutschte eiskalt meinen Rücken hinunter. Ich schrie auf vor Kälte.
Weitere Kostenlose Bücher