Im Schatten der Wandlung (German Edition)
seinem Blick auszuweichen.
„Es war ein ganz schöner Schock dich gestern so zu sehen. Ich hatte richtige Angst.“
„Ich weiß. Es tut mir auch so leid, ehrlich. Ich hatte nicht vor, dich in Gefahr zu bringen.“
„Es ist ja nichts passiert.“
Wieder entstand ein längeres Schweigen. Diesmal unterbrach er es.
„Was denkst du jetzt?“
„Ich bin froh, dass du mir das alles erzählt hast.“
„Und was denkst du über uns?“
Erwartungsvoll und nachdenklich sah er mich an.
„Dass ich dich viel zu gern hab, um dich jetzt nicht mehr sehen zu wollen. Auch wenn du ein Vampir bist.“
Daraufhin schenkte er mir ein strahlendes Lächeln.
„Um ehrlich zu sein, geht es mir genauso.“
„Aber das heißt auch, dass ich dich nie tagsüber sehen kann oder?“
„Zumindest nicht draußen im Freien. Tagsüber halten wir uns nur drinnen auf. In Räumen, in die kein einziger Sonnenstrahl vordringen kann.“
„Und schlaft ihr dann am Tag, oder was macht ihr da so?“
„Wir ruhen uns aus, aber Schlaf brauchen wir kaum. Es ist eigentlich eine Art warten auf die Dunkelheit.“
Wie er es sagte, klang es eher nach Gefängnis.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das für dich sein muss. Ich liebe die Sonne, finde es toll im Sommer an den Strand zu gehen und mich zu sonnen.“
Als ich seinen schwermütigen Blick sah, fügte ich schnell hinzu:
„Aber so kannst du schon keinen Sonnenbrand kriegen, das ist nämlich ganz schön lästig.“
„Ist schon okay Sam. Ich hab mich mehr oder weniger damit abgefunden auf der dunklen Seite zu leben, nie mehr die Sonne zu sehen. Im Moment jedoch weniger.“
Ich runzelte die Stirn. „Warum?“
„Weil ich dich jetzt nie im Sonnenlicht sehen kann. Ich werde nie sehen, wie deine Haare in der Sonne glitzern, wie deine Augen im Tageslicht strahlen. Das bedaure ich sehr.“
Als ich die Bedeutung seiner Worte begriffen hatte, machte mich das irgendwie traurig. Es bedeutete auch, dass ich ihn ebenfalls nie in der Sonne sehen könnte. Wahrscheinlich würde mich sein Aussehen dann überwältigen. Ich wollte mir die aufsteigende Traurigkeit keinesfalls anmerken lassen.
„Ach weißt du, ehrlich gesagt steht mir das grelle Sonnenlicht gar nicht.“
Während ich das sagte, machte ich eine abfällige Handbewegung, um meinen Worten den gewünschten Nachdruck zu verleihen.
„Tut mir leid, aber das fällt mir äußerst schwer zu glauben“, sagte er grinsend.
Ich zuckte mit den Schultern. Was sollte ich jetzt dazu sagen?
„Gibt es noch was, das du vermisst, außer der Sonne? Ich meine aus deinem früheren Leben?“
Er überlegte kurz, die Augen starr geradeaus gerichtet.
„Am meisten vermisse ich die Ahnungslosigkeit.“
„Das musst du mir erklären.“
„Nicht zu wissen was es heißt, unsterblich zu sein. Oder was es heißt, sein Dasein in der Dunkelheit zu verbringen, einfach diese Unbeschwertheit. “
Ich stand von meinem Platz am gegenüberliegenden Ende der Couch auf und setzte mich neben Eric.
„Es tut mir so leid, was du alles mitmachen musst. Kann ich irgendwas für dich tun, dass es dir ein bisschen besser geht?“
„Das kannst du tatsächlich.“
Ich freute mich, dass ich ihm etwas Gutes tun konnte.
„Okay, dann schieß los. Was kann ich tun?“
„Verzeih mir, dass ich dir nicht die Wahrheit gesagt habe, über mich und was ich bin.“
Eigentlich hatte ich da ja an etwas anderes gedacht.
„Das hab ich doch schon.“
Ich sah, wie sich seine angespannten Muskeln lockerten.
„Da wäre noch etwas.“
„Ja?“
Er neigte seinen Kopf an mein Ohr und hauchte mir folgende Worte zu:
„Küss mich.“
Ich schloss die Augen und biss mir auf die Unterlippe. Seine Worte bereiteten mir eine angenehme Gänsehaut am ganzen Körper. Ich drehte mich zu ihm hin.
„Den Gefallen tu ich dir gern.“
Langsam beugte ich mich über ihn und berührte seine Lippen mit meinen. Jedes Mal wenn wir uns berühren, spüre ich die Schmetterlinge in meinem Bauch noch heftiger mit ihren Flügeln schlagen.
Eric legte seine Arme um meinen Rücken und zog mich sachte auf seinen Schoß. Unser Kuss wurde immer inniger. Ich schlag meine Arme um Erics Hals und fuhr mit den Fingern durch seine Haare. Auch wenn in diesem Moment die Welt untergegangen wäre, ich hätte nicht aufhören können ihn zu küssen.
Eric streichelte mir mit seinen Händen über den Rücken. Zum Glück saß ich, denn sonst hätten meine Knie nachgegeben. Ich fühlte mich völlig kraftlos in seinen
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