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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wohnmobil, das auf dem Hof parkte.
    Wie das hierher gekommen war, mochte
der Himmel wissen. Oder paßte es tatsächlich durch die schlauchschmale
Einfahrt?
    Hinter dem Fahrzeug standen zwei
Motorräder.
    „Ich spende nicht“, keuchte Hubert.
„Ich muß, ja, ich muß das Geld dort abliefern.“
    „Was heißt, du mußt?“
    „Es... wird mir befohlen.“
    „Befohlen! Befohlen! Von wem?“
    „Von meinem... ja, von meinem Dämon.“
    „Was?“ Frieder schien überzuschnappen.
„Hat der dich eben angerufen?“
    „Ja.“
    Frieder begann zu lachen wie ein
Geisteskranker.
    „Das... das gibt’s nicht. Der Dämon
ruft ihn an. Und? Was hat er befohlen?“
    „Das gleiche wie immer. Erst jetzt
begreife ich. Plötzlich ist mir alles klar. Vorher war da nur schwarzer Qualm
in der Birne und kein Durchblick.“
    „Soll ich dir was sagen, Hubert! Ich
hatte den Eindruck, du bist plötzlich bekloppt. Du hattest die Glotzer auf null
gestellt. Und bist dagestanden wie ein Zombie (lebender Toter, hier:
willenloser Mensch). Keine Regung auf meine Ansprache. Nur weil ich dir
eine geklebt habe, bist du zu dir gekommen. Aber der Mistkerl am Rohr hat
sofort aufgelegt, als ich fragte.“ Hubert schien mit den Zähnen zu klappern.
    Die beiden standen hinter einem offenen
Fenster.
    Tim konnte sie nicht sehen, verstand
aber jedes Wort. „Damit, Frieder, hast du den Schleier zerrissen. Jetzt erst
ist mir klargeworden, daß ich schon mehrmals diese Anrufe hatte. Jetzt erst
weiß ich, wo das Geld geblieben ist. Damals. Trotzdem kann ich nicht dagegen
handeln. Wenn ich mich dem Befehl widersetze, ersticke ich. Der Dämon hat alle
Macht.“
    „Welcher Dämon, verdammt nochmal?“
    Richtig! dachte Tim. Das interessiert
mich auch. Probiert Hubert ein abgedrehtes Ding mit seinem Bruder, um die Beute
für sich beiseite zu schaffen? Oder ist er tatsächlich irre geworden?
    Hubert stöhnte.
    „Frieder, so ganz kapiere ich das
selbst noch nicht.“
    „Wieso?“
    „Ich muß mich erst rantasten, erinnern.
Die Erkenntnis ist mir zu plötzlich in die graue Masse gefahren. Mir dreht
sich’s im Hinterkopf.“
    „Hinterkopf. Vorderkopf! Ich will jetzt
endlich wissen, was diese Show bedeutet.“
    Ich auch, dachte Tim. Und dann reden
wir über die zerstochenen Reifen.
    „Du hast... mich aus so einem... äh...
Schlafzustand rausgerissen, Frieder. Ich checke, daß ich den schon mehrmals
hatte. Daß ich angerufen wurde, gehirnmäßig wegtrat und dann — dem Befehl
gehorchte. Weiß auch nicht, weshalb. Jedenfalls war’s mir immer schwammig in
der Birne, als hätte ich gehascht. Oder ‘nen Kasten Bier reingezuzzelt. Bisher
kam nach jedem Anruf vom Dämon das totale Vergessen. Das hast du jetzt aufgehoben,
weil du mich rausgerissen hast aus dem Zustand. Jetzt weiß ich nicht nur, was
eben war — am Telefon — , sondern ich erinnere mich auch an die Anrufe zuvor.“
    „Und? Was war?“
    „Der Dämon meldete sich.“
    „Was sagt er? Hallo, hier Dämon?“
    „Er sagt: Ich bin dein Dämon. Du kennst
den Befehl. Gehorche! Sonst erstickst du.“
    „Sonst nichts?“
    „Vorher und hinterher ist immer dieses
Klopfen.“
    „Wer klopft?“
    „Der Dämon. Es dröhnt wahnsinnig. Es
ist lauter als Otto Plischhakes Preßlufthammer.“
    „Ich denke, dein Dämon gibt dir einen
Befehl.“
    „Nein, den Befehl kenne ich schon. Ich
weiß sofort, was gemeint ist.“
    „Was? Daß du die Kohle ablieferst?“
    „Genau.“
    „Mann, Hubert! Da hat dich aber einer
auf dem Glatteis für dumm verkauft und ausgeschmiert mit ‘ner abgespitzten Tour.
Nimmst du Drogen zur Zeit?“
    „Kein Stück.“
    „Wieso warst du dann so plemplem?“
    „Weil der Dämon mich beherrscht.“
    „Hör auf!“
    „Es ist wirklich so. Ich muß das Geld
abliefern. Den Befehl habe ich in mir. Ich weiß es. Handele ich zuwider,
ersticke ich.“
    „Es ist auch meine Knete. Wo sollst du
sie abliefern?“
    „Es... gibt da ein Versteck.“
    „Wo?“
    „Ich kann’s dir nicht sagen.“
    „Ist auch egal. Das Geld bleibt hier.“
    Hubert atmete schwer. „Willst du, daß
ich ersticke.“
    „Das Geld bleibt hier. Ich...“
    Damit endete der Dialog.
    Frieder Älchs gab einen glucksenden
Laut von sich und verstummte.
    Ein dumpfes Poltern wurde laut, als der
jüngere Älch-Bruder sich auf die Dielen streckte.
    Nicht zu fassen! dachte Tim. Dieser
Wahnsinns-Anwärter hat zugeschlagen. Frieder ist k.o.
    Tim huschte um das Wohnmobil herum,
rannte geduckt zur Hauswand und drückte sich an den

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