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Im Schatten des Drachen

Im Schatten des Drachen

Titel: Im Schatten des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Leuning
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Traum war fabelhaft, ich zehre jetzt noch davon.“
    Ich konnte mir fast vorstellen, was er meinte, denn ich kämpfte gerade mit demselben Problem.
    „Was hast du heute vor?“, hörte ich ihn fragen.
    Offenbar war er ein Mann, der schnell und direkt zur Sache kam und sich nicht lange beim Vorspiel aufhielt. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich das gut fand oder nicht, weshalb ich zunächst auswich:
    „Ich weiß noch nicht, erst einmal frühstücken.“
    „Oh. Okay.“
    Trotz aller Direktheit schien er sehr sensibel zu sein, denn er spürte den Dämpfer sofort und zog sich in die Warteposition zurück. Ich horchte in mich hinein. Irgendeine Stimme tief in mir drin drängte mich zu den nächsten Worten, fast wie bei einem Kinderspiel: du bist dran, du bist jetzt dran ...! Ich drehte mich auf den Rücken und fixierte die Lampe an der Zimmerdecke: „Hast du schon gefrühstückt?“
    „Nein, ich liege auch noch im Bett.“
    „Woher weißt du, dass ich noch im Bett liege?“
    „Ich stelle es mir gerade vor. - Nein, im Ernst: Ich habe deine Bettdecke rascheln hören.“
    Offenbar hatte er ein außerordentlich feines Gehör.
    „Magst du mit mir frühstücken? Hier im Hotel?“
    Für einen Moment herrschte überraschtes Schweigen ob meines kühnen Vorstoßes, und ich hörte den Äther zwischen uns rauschen. Fast befürchtete ich schon, zu weit gegangen zu sein und das Spiel verloren zu haben, noch bevor es überhaupt begonnen hatte, da hörte ich seine Stimme leise zweifelnd fragen: „Geht das denn?“
    Seine Unsicherheit rührte mich.
    „Klar, ich denke schon, wenn ich dem Hotelboy hier mal ganz lieb zuzwinkere.“
    „Vorsicht, Hotelboys können das ganz schnell persönlich nehmen. - Würde es sich denn bei ihm lohnen?“
    Ich stellte mir den dünnen, schlaksigen Neunzehnjährigen in seiner Uniform vor, der mich im Foyer fast mit den Augen verschlang.
    „Nein, da ist nicht viel dran. Wie ein Fisch mit zuviel Gräten.“
    Paul lachte laut auf. „Vielleicht mag ich so was ja! - Oder du?“
    „Machst du dir Gedanken deswegen?“
    „Sollte ich etwa?“
    Jetzt war ich es, der nervös auflachte, aber dann schwieg ich. Neben dem Hotelboyfisch ohne Arsch in der Hose machte Paul mit seinen Klavierhänden und den schlanken, geschmeidigen Hüften eindeutig die bessere Figur, aber das zu sagen war ich noch nicht bereit, auch nicht im Scherz. Hier war die Grenze unserer Sticheleien, das spürten wir beide. Mehr ging nicht. Näher ging nicht. Vielleicht noch nicht.
    Ich resümierte: „Also in einer Stunde unten im Foyer, ja?“
    „Darf ich mir dann das Hotel aussuchen oder meinst du, ich suche jetzt alle Foyers der Stadt ab? Bis ich dich da gefunden habe, kannst du mich von dem Hotelboy wahrscheinlich nicht mehr unterscheiden; ich bin jetzt schon total ausgehungert.“
    „Ach ja.“ Zerstreut strich ich mir mit der Hand über die Stirn. Vielleicht war es auch eine unbewusste Geste, um Zeit zu schinden vor dem nächsten Schritt zu mehr Nähe.
    Schließlich ergänzte ich: „Ich bin im Staunton’s on the Green.“
    „Oh, nobler Schuppen. Du lässt es dir ja verdammt gut gehen! In einer Stunde sagst du?“
    „Ja, ich - ich muss noch etwas erledigen.“
    Kurzes Schweigen.
    Dann er: „Ich auch.“
    Es klickte, die Verbindung war unterbrochen. Ich hatte nicht gemeint, woran er gedacht hatte, aber wenn ich es mir recht überlegte ... Meine Hand glitt unter die Bettdecke. Ich hatte das schon ewig nicht mehr gemacht, und ich kam mir jetzt ziemlich unbeholfen dabei vor, wie ein Eindringling in meiner eigenen Burg. Nach zwei Minuten sinnlosen Betastens griff ich kurz entschlossen zum Handy und klickte mich durchs Menü zu seiner Nummer, die mich auf dem Display herausfordernd anlächelte.
    Nach dem zweiten Rufton hörte ich seine Stimme in gespielter Entrüstung: „Du kannst unmöglich schon fertig sein!“
    Offenbar hatte er meine Nummer im Display sofort erkannt. Ich seufzte: „Bin ich auch nicht. Ich ... kann mich nicht richtig konzentrieren.“ Mein Gesicht brannte von der Schamesröte, die hineingeschossen war, aber ich presste tapfer das Telefon ans Ohr.
    „Verstehe“, kam es von der anderen Seite,  und dann, eine Tonlage tiefer: „Hattest du schon mal Sex am Telefon?“
    „Wie bitte?“
    „Sex am Telefon. Jemand erzählt dir was, bis du kommst.“
    Ich schluckte. „Nein.“
    „Ich auch nicht. Aber wir könnten es ja mal ausprobieren, was hältst du davon?“
    „Okay.“
    Spannung und Erregung wallten

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