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Im Schatten des Feuerbaums: Roman

Im Schatten des Feuerbaums: Roman

Titel: Im Schatten des Feuerbaums: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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Bosheit?
    Zunehmend lüstern starrten die beiden auf Victoria. Hilfesuchend blickte sie zur Tür. Eine kleine Luke war an dieser angebracht, aber sie war verschlossen.
    »Ja, sie ist wirklich hübsch«, sagte nun auch der andere, »eigentlich ist sie viel zu schade für so ein Gefängnis …«
    Er trat ebenfalls näher, und so klein, wie der Raum war, dauerte es nicht lange, bis sie rechts und links vor ihr standen und die Arme nach ihr ausstreckten. Noch legten sie keine Hast an den Tag, und Victoria bückte sich schnell, huschte unter den Armen hindurch und rannte zur Tür. Verzweifelt klopfte sie daran. »Lasst mich raus!«, brüllte sie.
    Die Männer torkelten, als sie ihr folgten. Doch die Tatsache, dass sie selbst beweglicher und Herrin ihrer Sinne war, war ihr in diesem winzigen Raum nicht von großem Nutzen.
    »Hier hört dich niemand«, lallte der eine. »In dieser Nacht werden wir ganz unter uns sein.«
    Der andere kicherte: »Es kann ziemlich kalt werden, wenn erst mal die Sonne untergeht. Aber keine Angst – wir werden dich schon wärmen.«
    Victorias Kehle wurde eng vor Furcht, aber sie wollte sie nicht zeigen. Als die beiden wieder auf sie losgingen, bückte sie sich erneut und huschte an ihnen vorbei, um sich nun in die Ecke zu pressen, aus der sie gekommen waren. Sie war sich nicht sicher, wie lange sie ihnen noch entkommen würde, merkte nur, wie sich zum amüsierten Ausdruck in ihren Augen ein bedrohliches Funkeln gesellte. Ob der Panik konnte sie kaum atmen. Kurz nur wurde ihr ein Aufschub gewährt, dann trat der eine auf sie zu, und der andere stellte sich, als sie fliehen wollte, ihr in den Weg. Er bekam sie an der Taille zu fassen und presste sie an sich. Sie roch fauligen Atem, viel Wein und viel Blut. Sie konnte sich seinem Griff nicht entwinden, lediglich die Hände heben und versuchen, ihm sein Gesicht zu zerkratzen, doch ehe sie seine Haut fühlte, riss ihr der andere die Arme zurück. Hilflos war sie ihnen nun ausgeliefert, als sie sie zu Boden drückten, ihre Beine gewaltsam spreizten, ihr Kleid hochzogen. Alles Strampeln war vergeblich.
    »Nein!«, schrie sie. »Nein!«
    Die Männer hörten nicht auf, und zu Victorias Angst gesellte sich ein anderes Gefühl – das Gefühl von größter Scham. Wie tief war sie nur gesunken! In welche Lage hatte sie sich da selbst gebracht! Was würden ihre Eltern nur von ihr denken, wenn sie sie so sehen könnten!
    Bis vor kurzem war sie überzeugt gewesen, dass diese auf ihre energische, kampfbereite Tochter stolz sein würden. Aber jetzt fragte sie sich plötzlich, ob sie es gutheißen konnten, dass sie nichts weiter war als eine gemeine Diebin, die man mit anderem Pack ins Gefängnis warf.
    »Lass mich los!«, schrie sie keuchend. Tränen quollen ihr aus den Augen, als sie spürte, wie schwielige Hände sich an der Innenseite ihrer Schenkel hochtasteten.
    Ehe sie ihre intimste Stelle erreicht hatten, fiel plötzlich ein greller Lichtschein auf sie, gefolgt vom Quietschen des Tors.
    »Aufhören, sofort!«
    Die Männer gehorchten zögernd, und sobald Victoria von ihren Griffen befreit war, sprang sie hastig auf. Noch trugen ihre Knie sie nicht. Sie zitterten so stark, dass sie stolperte, ein zweites Mal hart auf den Boden aufprallte und sich ihre Lippen wieder blutig biss.

    Obwohl sie nicht lange im Kerker gewesen war, schnitt ihr das Tageslicht scharf wie ein Messer in die Augen. Sie blinzelte, als sie erst aus der Zelle gezogen wurde, dann einen Gang entlang, schließlich eine Treppe hinauf. Von der Person, die dort stand und die offenbar gekommen war, um ihre Freilassung zu verlangen, sah sie darum zunächst nur Umrisse. Einige wenige aufgeregte Herzschläge lang hoffte sie, dass es einer der Carrizos war, vielleicht Jiacinto selbst. Aber als sie die Augen öffnete, sah sie, dass diese Gestalt nicht sehnig und dreckig, sondern beleibt und schwarz gekleidet war.
    Valentina war zu ihrer Rettung gekommen – und dass sie es höchstpersönlich tat und nicht etwa Pepe geschickt hatte, musste ein großes Opfer sein. Sie hasste es schon, vertraute Wände zu verlassen und mit fremden Menschen zusammenzutreffen – wie unerträglich musste es da sein, ein Gefängnis zu betreten und ihre Freilassung zu fordern!
    Immerhin – diesem Gesuch war offenbar nachgekommen worden.
    »Wir können gehen«, erklärte sie grußlos.
    Wahrscheinlich hatte sie ein ordentliches Bestechungsgeld gezahlt. Victoria schluckte die Enttäuschung, dass sie nicht von den

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