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Im Schatten des Feuerbaums: Roman

Im Schatten des Feuerbaums: Roman

Titel: Im Schatten des Feuerbaums: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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nachzuweisen. Pah! Er kann lange darauf warten, dass ich eine Antwort nicht weiß! Diesen Gefallen tue ich ihm nicht! Wenn er doch einmal eines dieser glotzäugigen Mädchen vorführen würde, die mit mir die Ausbildung begonnen haben. Die können nicht einmal eine Damenbinde von einer Windel unterscheiden!«
    Sie fuhr erbost fort, und trotz Pepes entrüstetem Gemurre, dass man über Dinge wie Binden und Windel nicht reden dürfe, schon gar nicht bei Tisch, hörte Valentina weiterhin interessiert zu. Aurelia jedoch versank ganz in eigene Gedanken. Nicht dass sie am Leben der Freundin nicht Anteil nehmen wollte – aber schon den ganzen Tag über ging ihr etwas durch den Kopf und ließ sie einfach nicht los. Am Anfang hatte es sie mit Stolz erfüllt, dass Tiago sich ihre Bilder zeigen ließ und jedes einzelne kommentierte. Doch mit der Zeit wuchs die Verwirrung, weil sie ihrerseits noch nie eines von seinen zu sehen bekam. Natürlich hätte sie es niemals gewagt, daran etwas auszusetzen! Aber sie wollte doch so gerne wissen, was und wie er malte! War es möglich, dass er trotz allem keine sonderlich hohe Meinung von ihr hatte und sie für nicht würdig befand, seine Werke zu sehen?
    Sie aß nur wenig bei diesem Abendmahl – genauso wie Pepe, dem Victorias Erzählungen auf den Magen schlugen, und in der Nacht konnte sie lange nicht schlafen.
    Am nächsten Morgen – es war ein Sonntag – entschied sie, dass sie unbedingt mit jemandem darüber reden müsse, wobei sie sich nicht sicher war, ob mit Tiago selbst oder lieber mit Victoria. Auch wenn sich die Freundin bis jetzt nicht begeistert über den jungen Professor geäußert hatte, der ihr aus Sympathie und nicht allein wegen ihres Talentes Malstunden gab, so erhoffte sich Aurelia von ihr dennoch eine nüchterne Einschätzung.
    Zu ihrem Erstaunen war Victoria weder in ihrem Schlafzimmer noch im Speisezimmer anzutreffen, wo die Mädchen meist zu zweit das Frühstück einnahmen.
    Aurelia fragte das Hausmädchen Bona nach ihr, rechnete damit, dass Victoria trotz des heutigen Feiertags ins Krankenhaus gegangen sei, erfuhr jedoch zu ihrer Überraschung, dass sie im Hinterzimmer der Buchhandlung zu tun hätte.
    Aurelia hatte den Raum bis jetzt nie betreten, wusste nur, dass Pepe dort manchmal abends, nachdem die Buchhandlung geschlossen hatte, über seiner Buchhaltung saß und dass sich dort außerdem eine Druckerpresse befand. Was hatte Victoria an einem Sonntagvormittag hier verloren?
    Sie schlich durch die leere Buchhandlung und hörte schon von weitem … Gekicher. So hatte sie Victoria noch nie lachen hören!
    »Victoria?«
    Sie öffnete die Tür, ohne anzuklopfen, und wich erschrocken zurück. Es war nicht Victoria, die gekichert hatte. Diese blickte vielmehr sehr ernst, als sie auf das starrte, was Victoria in den Händen hielt: eine Pistole.

    »Was tust du denn da?«, rief Aurelia entsetzt.
    Als Antwort ertönte weiterhin nur Gekicher – allerdings nicht aus Victorias Mund. Als Aurelia herumfuhr, sah sie eine junge Frau, die an einer Kommode lehnte und ihre Hände in Hosentaschen gesteckt hielt. Es war ein ungewohnter Anblick, eine Frau in Hosen zu sehen – und noch befremdlicher, dass sie ihre Haare so kurz wie ein Mann trug. Ihr Blick glitt erst abschätzend, dann verächtlich über Aurelia.
    Diese straffte ihre Schultern. Sie konnte sich denken, wer das war, und erkannte auch den Mann wieder, der eben aus der dunklen Ecke hervortrat und Aurelia nicht minder aufdringlich musterte als eben seine Schwester.
    Victoria erzählte oft schwärmerisch von den Geschwistern Carrizo, aber Aurelia konnte nichts Einnehmendes an ihnen entdecken. Schon damals bei der Rauferei vor dem Zug war ihr aufgefallen, wie ungepflegt jener Jiacinto war, und das war heute nicht anders: Sein Schnurrbart stand nach allen Seiten ab, die fleckigen Wangen waren mit Stoppeln bedeckt, das Hemd verschwitzt und dreckig. Schlimmer als sein Aussehen war sein Benehmen. In den Händen hielt er eine Portweinflasche – ganz offensichtlich aus Valentinas Bestand –, trank direkt daraus und schwenkte sie wild, ungeachtet der vielen Bücher in dem Raum, die so leicht einen Tropfen abbekommen könnten. Er zwinkerte Aurelia vertraulich zu, aber sie entschied, ihn zu ignorieren.
    »Was tust du da?«, wandte sie sich mit eisiger Stimme wieder an Victoria.
    Diese hielt immer noch die schreckliche Pistole in den Händen und machte keine Anstalten, sie wegzulegen.
    »Wir leben in einem schönen

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