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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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»Sie sind in unsere Richtung unterwegs.«

4
    Amara spürte eine leichte Anspannung in ihren Schultern. »Wie viele?«
    Bernard zuckte mit den Schultern und zog sein Kettenhemd zurecht. »Zweihundert, vielleicht mehr«, antwortete er.
    »Aber ist das nicht zu klein für eine Streitmacht, die uns Schwierigkeiten machen will?«, fragte sie.
    »Wahrscheinlich.«
    Sie runzelte die Stirn. »Bestimmt würde Doroga uns nicht angreifen, und schon gar nicht mit so wenigen Männern, oder?«
    Bernard antwortete nicht, sondern holte eine schwere Streitaxt
aus dem Schrank und hängte sie sich am Riemen um. »Vielleicht ist es gar nicht Doroga. Er selbst hat auch Atsurak ersetzt; wenn er von der Herrschaft über die Marat verdrängt wurde, besteht durchaus die Gefahr eines Angriffs. Und ich werde kein Risiko eingehen, wenn das Leben meiner Männer und der Wehrhöfer im Tal auf dem Spiel steht. Wir bereiten uns auf den schlimmsten Fall vor. Gib mir bitte meinen Bogen.«
    Amara ging zum Kamin und nahm den Bogen aus dem Regal darüber, einen geschnitzten Halbmond aus dunklem Holz, der so dick wie ihre Knöchel war. Sie reichte ihn Bernard, und der große Mann holte sich aus dem Schrank einen Köcher mit weiter Öffnung, der mit Pfeilen gefüllt war, und hängte ihn sich um. Daraufhin schlang er ein Bein um den Bogen und drückte ihn mühelos zusammen, um die Sehne einzuhängen. Für gewöhnlich wären dafür zwei Männer mit entsprechenden Werkzeugen notwendig gewesen.
    »Danke.«
    Sie betrachtete den Bogen stirnrunzelnd. »Glaubst du, den wirst du brauchen?«
    »Nein. Aber falls es zum Äußersten kommt, musst du sofort zu Riva aufbrechen und ihn benachrichtigen.«
    Der Gedanke, Bernard in Gefahr zurückzulassen, behagte ihr gar nicht, doch als Botengängerin des Ersten Fürsten wusste sie, was ihre Pflicht war. »Versteht sich von selbst.«
    »Soll ich ein Kettenhemd für dich suchen?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin schon müde von der Reise hierher. Wenn ich fliegen muss, möchte ich so wenig Gewicht wie möglich an mir tragen.«
    Er nickte und verließ das Arbeitszimmer. Sie folgte ihm. Gemeinsam eilten sie durch den Osthof zur riesigen Mauer, der Grenze zwischen der weiten Ebene und dem Land der Marat. Die Mauer war mehr als dreißig Fuß hoch und ebenso dick; sie bestand vollständig aus schwarzem Basalt und schien aus einem einzigen gigantischen Stück Gestein geformt zu sein. Zinnen schlossen
sich nahtlos an den Wehrgang an, und das hohe Tor war breit genug, um selbst dem größten Garganten Einlass zu gewähren. Das Tor bestand aus einer einzigen Stahlplatte von einem Umfang, wie Amara ihn nie zuvor gesehen hatte. Der Erste Fürst hatte die Platte nach der Schlacht vor zwei Jahren persönlich aus der Erde gezogen.
    Sie stiegen die Treppe zum Wehrgang hinauf, wo Giraldis achtzig graue Veteranen standen, die Männer, die die Zweite Schlacht von Calderon überlebt hatten. Die blutroten Streifen des Löwenordens waren deutlich auf ihren Hosen zu sehen, und obwohl sie alle in ihre Ausgehuniformen gekleidet waren, hielten sie ihre alltäglichen, kampferprobten Waffen in den Händen.
    Weit draußen auf der Ebene bewegten sich Schemen, die sich der Festung näherten, bislang jedoch nur als winzige Punkte in der Ferne zu erkennen waren.
    Amara stellte sich zwischen zwei Zinnen und hob die Hände. Sie rief Cirrus, und der Elementar wirbelte zwischen ihren Fingern und formte die Luft zu einer Linse, die das Bild der Wanderer vergrößerte.
    »Es ist Doroga«, berichtete sie. »Wenn ich mich nicht irre, ist Hashat bei ihm.«
    »Hashat?«, wiederholte Bernard stirnrunzelnd. »Er braucht sie doch in den Ostmarken, damit sie bei den Wölfen für Ruhe sorgt. Es ist gefährlich, wenn sie beide zusammen mit einer so kleinen Truppe unterwegs sind.«
    Amara legte die Stirn in Falten und betrachtete die beiden. »Bernard, Hashat geht zu Fuß. Ihr Pferd hinkt. Da sind noch mehr vom Pferdeclan zu Fuß. Und ich sehe Tragen. Reiterlose Pferde und Garganten. Verletzte Tiere.«
    Bernard zog eine besorgte Miene und nickte heftig. »Du hattest Recht, Zenturio. Es sind eindeutig Krieger.«
    Giraldi nickte. »Aber die wollen nicht gegen uns in den Kampf ziehen. Vielleicht werden sie von jemandem verfolgt.«
    »Nein. Dazu marschieren sie zu langsam«, wandte Bernard ein.
»Wenn jemand hinter ihnen her wäre, hätte er sie längst erwischt. Lass die Heiler rufen.«
    »Ja, Herr.« Der Zenturio gab den Männern ein Zeichen, die Waffen in

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