Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
den der Mann zählte und nicht sein Ruf. Und die Offenheit, mit der Bruder Ulrico ihm die Klemme geschildert hatte, in der das Kloster steckte, bewies deutlich, dass er auch bereit war, Rinaldo zu vertrauen.
    Schade nur, dass diese Arbeit nicht von Dauer und Rinaldo daher gezwungen war, schon während der Erledigung seiner Aufgabe auf seinen Vorteil zu achten. Er hätte sich gern … nun, ein wenig zurückgelehnt und die Zusammenarbeit mit Bruder Ulrico genossen. Auf jeden Fall war es seine Pflicht, den Mönch nicht zu enttäuschen und ihn so gut wie möglich zu unterstützen.
    Was bedeutete, dass er ihn auch davor bewahren musste, Opfer seiner eigenen Gutmütigkeit zu werden. Er erwiderte Ulricos Blick mit aller Offenheit und lächelte zurück. Der Mönch seufzte und schaute zum Tisch, auf den er drei Bruchstücke einer alten Muschel gelegt und die ganze Zeit damit herumgespielt hatte. Er seufzte nochmals, dann steckte er sie ein. Als er Rinaldos Blick begegnete, grinste er schief.
    »Bloß ein Symbol«, sagte er.
    Rinaldo zuckte mit den Schultern, ohne zu verstehen, was Bruder Ulrico damit meinte. Der Mönch stand auf.
    »Gehen wir. Dein Pferd dürfte jetzt vorbereitet sein, und mein Maultier ist bereits fertig. Wir haben auf dem Weg noch genügend Zeit, darüber zu sprechen, wie wir Sankt Albo heimholen. Ich hoffe, der Dieb erfährt nicht, wie wertvoll dieser alte Knoch… diese Reliquie für uns ist.«
    »Genau die Gegenteil!«, platzte Rinaldo heraus. »Er muss glauben, er macht die große Geschäft damit, sonst verhökert er die Kopf an die nächste Beste. Wir wollen aber, dass er an dich verkauft.«
    »Der ehrwürdige Vater hat mir das ganze Geld des Klosters mitgegeben«, sagte Bruder Ulrico. Rinaldo spähte auf den Beutel mit Münzen, den Ulrico in aller Unschuld zwischen sie beide auf den Tisch gelegt hatte. »Aber wie machen wir dem Unseligen klar, dass es so ist? Wer erwartet denn einen Mönch mit Geld in der Tasche?«
    »Ist ganz einfach«, sagte Rinaldo und tippte sich mit dem Finger an die Stirn. »Wir brauchen eine Tarnung.«
    »Eine was?«
    »Lass Rinaldo nur nachdenken. Ihm fällt schon was ein.« Er lächelte, so breit er konnte, und Bruder Ulrico lächelte zurück. »Nur eine kleine wenig Geduld, si?«
    »Es heißt ein klein wenig Geduld«, sagte Bruder Ulrico.

Kapitel 8.
    A ls ihre Geduld beinahe zu Ende war, kam die Nachricht.
    »Er is’ da.«
    Der kleine Junge stand keuchend vor Barbara. Er musste den ganzen Weg vom Dombezirk bis hierher gelaufen sein. Barbara spürte, wie ihr der Atem ausging.
    »Bist du sicher?«
    »Du hast mir doch gesagt, wo ich gucken soll, oder etwa nich’?«
    »Schon gut, schon gut …«
    Barbara hielt sich am Besen fest. Sie ahnte, dass sie sich hätte setzen müssen; da es in der Badestube aber keine Sitzgelegenheiten gab, hätte das bedeutet, sich auf den nassen Boden zu hocken und das Kleid vollends zu ruinieren. Das wäre ihr im Augenblick zwar völlig egal gewesen, doch sie befürchtete, nicht mehr auf die Beine zu kommen. Wenn der Junge wirklich Recht hatte … aber er war ein zu erfahrener Bewohner der Gassen und Abflussrinnen rund um den Dom, als dass er sich hätte täuschen können. Sie hatte ihn nicht umsonst ausgesucht, für sie den Spion zu spielen.
    »Was is’ mit dir?«
    »Nichts, nichts. Deine Belohnung …« Sie warf ihm einen Viertelpfennig zu, den sie in einer schnellen Rechenoperation Walter abgeluchst hatte: Hier, das Geld vom Schöffen Diederich für die Medizin seines Neffen, abzüglich der Kosten für den Apotheker, dazu das Geld, das er mir gegeben hat, damit ich in die Apotheke laufe und dort den Mund halte, wer das Zeug braucht, und wieder abzüglich dem, was die Sänftenträger dafür verlangten, dass sie Diederich nicht zu einem der doctores auf dem Berlich gebracht haben …
    Der Junge fing ihn auf und blickte Barbara schlau an. »Das reicht nich’. Ich hatte Aufwand.«
    Barbara musterte ihn. »Welchen Aufwand?«
    Er schien überrascht, dass sie nachfragte. »Na ja, ich … also, ich …«
    »Verschwinde«, sagte sie ruhig. »Wir sind quitt. Ich weiß, dass du die Bettler für die Stockerknechte umsonst ausspionierst.«
    »Das tu ich gar nich’!«
    »Erklär das dem Bettlerkönig, nachdem ich ihm es gesteckt habe. Er wird sich freuen zu hören, dass du deinesgleichen an die Obrigkeit verkaufst.«
    Das Gesicht des Jungen verzerrte sich zu einer hasserfüllten Grimasse. »Du Fotze!«, spuckte er. »Ich hoff, du verreckst!«
    »Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher