Im Schatten des Klosters - Historischer Roman
Spiel auf der Laute von Nutzen sein können.
Das Mädchen musterte ihn. »Warum du lächelst?«, fragte sie.
»Aaah, cara Katerina«, sagte er und legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel; sie rutschte sofort beiseite. »Du Reine, die du dir nicht mal deine hübsche Kittelchen beschmutzt hast mit mir … ich freue mich des Lebens!«
»Für diese Preis nicht mehr drin als …« Sie machte eine eindeutige Handbewegung. »Ich dir gesagt.«
»Schon gut, schon gut. Wann müssen wir diese gastliche Stube verlassen?«
»Jetzt.«
»Bene.« Rinaldo knöpfte seine Hose zu. »Ich möchte Tiberius sprechen.«
»Du bleiben kannst, so lange wollen«, sagte Katerina. »Unten in Keller die Therme du kannst benutzen. Neue Mädchen – neue Geld.« Sie lächelte ihn plötzlich so liebreizend an, dass Rinaldo spürte, wie sich erneut etwas bei ihm regte, obwohl er wusste, dass sie nur an seine Börse wollte. »Selbe Mädchen … auch neue Geld, aber schöner als vorher …« Sie streichelte sich langsam über die Vorderseite des Kittels, unter dem sich ihre Brüste abzeichneten, die zu berühren ihm strengstens verboten gewesen war.
»Molto bene«, sagte Rinaldo. »Du bringst mich in Versuchung, carissima Katerina – aber ich möchte jetzt Tiberius sprechen.«
Sie hob den Vorhang und wartete, bis er an ihr vorbei nach draußen trat. Katerina war ebenso groß wie er; gut, dass Rinaldo das Korsett angelegt hatte, das ihn wenigstens einen Zoll nach oben reckte. Die Treppe hinunter in den Baderaum mit seinen Zubern lag im Dunkel des weiträumigen Obergeschosses; zwei Talglichter wiesen den Weg, über denen Essenzen und Kräuter in kleinen Tiegelchen verbrannten und Duftfähnchen in die Höhe sandten.
»Essen und Trinken auch neue Geld«, sagte Katerina. »Nur untertauchen in Therme umsonst. Wenn Mädchen in Therme – neue Geld.«
»Ich habe schon verstanden, dass Tiberius sein Gäste mit jedem Atemzug schröpft«, erklärte Rinaldo. »Und dass ihr hier eine Wasserbecken habt, auch …«
»Therme ist in Keller«, sagte Katerina. »Keine Wasserbecken. Therme. Alte Rom. Du verstehst? Therme. Ganz besonders.«
»Euer Haus steht auf die Reste von eine römische Bad?« Rinaldo hob die Brauen. Das musste Tiberius besser ausnutzen! Wieder ein Punkt, bei dem er ihm von Vorteil sein konnte. Ein großes Wasserreservoir – vielleicht funktionierten sogar die Öfen und das Hypocaust-System noch. Das musste er sich ansehen. Man könnte es für Orgien an reiche Kaufleute vermieten, die einen Handel zu feiern hatten. Madonna! Das war eine Goldgrube hier! Ein nützlicher Ratgeber mochte vom Sänger zum Partner aufsteigen!
»Sag Tiberius, dass er mich schnellstens empfangen soll, wenn er bald viele Geld einnehmen will.«
Katerina, die hinter ihm die enge Treppe ins Erdgeschoss hinunterkletterte, fragte: »Du kommst morgen wieder?«
»Äh … wer weiß, meine Schöne. Wirst du morgen Sehnsucht nach mir haben?«
»Nein. Aber Tiberius morgen ist da.«
Rinaldo blieb auf der letzten Stufe stehen. »Morgen? Ich will ihn heute noch sprechen.«
»Heute nicht ist da.«
»Was? Aber ich …« Rinaldo griff unwillkürlich nach dem leeren Beutel um seinen Hals. »Porco dio!« Er bekreuzigte sich aufgebracht. Er hatte es für so sicher angenommen, dass der Bordellwirt da wäre, dass er sich gar nicht erst danach erkundigt hatte. Abgesehen davon wäre man nur misstrauisch geworden angesichts dieser Frage und hätte ihn nie mehr eingelassen. Und jetzt erfuhr er, dass … maledetto! Das ganze Geld umsonst ausgegeben und angesichts Katerinas mangelhafter Dienstleistung auch noch ohne Vergnügen!
»Tiberius morgen ist da«, flüsterte Katerina ihm ins Ohr und lehnte sich an ihn, wobei sie ihm näher kam als die ganze Zeit vorher. Sanft schob sie ihn den letzten Schritt von der Treppe hinunter. »Und ich morgen bin da. Du kommst noch mal zu mir und bringst mehr Geld mit?«
»Madonna«, fluchte Rinaldo, zu wütend, etwas Sinnvolleres zu sagen; gleichzeitig dachte er bereits darüber nach, wie viel Geld Bruder Ulrich noch besaß und wie er ihm ein weiteres kleines Vermögen abluchsen konnte. Er spürte das Klopfen des schlechten Gewissens ob dieses neuerlichen Verrats stärker als das Pochen, das die Berührung von Katerinas Körper unter dem dünnen Leinen an anderer Stelle verursachte.
Katerina strich an ihm vorbei und warf ihm einen letzten, aufreizenden Blick zu. Die Gespräche der wenigen Besucher in ihren Badezubern, deren hochrote Gesichter über
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