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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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hervor. »Nicht Giorgios Schuld. Ganz allein deine. Ganz allein. Madonna santa!«
    Er warf sich herum und taumelte gegen eine der hölzernen Tragsäulen, die die Decke stützten. »Wo ist Tür?«, murmelte er.
    Der Wirt und sein Neffe deuteten gleichzeitig in dieselbe Richtung. Rinaldo folgte ihren Blicken, straffte sich, ließ die Säule los und versuchte, sich zur Tür hin zu drehen. Seine Beine gerieten übereinander. Er machte einen komischen Tanzschritt und stieß gegen den Tisch, an dem er gesessen hatte.
    »Madonna santa«, lallte er nochmals. »Auf dich ist wirklich Verlass, Rinaldo.«
    Er schnappte sich den Wasserkrug und leerte ihn über seinen Kopf aus, noch bevor der Wirt oder sein Neffe eine Bewegung machen konnten. Das Wasser war eiskalt. Rinaldo schüttelte sich wie ein Hund und erschauerte, als die Nässe durch seine Kleidung auf die Haut drang. Der Strudel in seinem Kopf schien vor Schreck angehalten zu haben. Rinaldo tat einen Schritt zurück und stellte fest, dass er stehen konnte.
    »Ich muss Giorgio holen«, murmelte er. »Wir ihn helfen müssen, sonst hauen sie ihn über Ohr.«
    Er sah auf und entdeckte den Wirt, der mit ausgestreckten Armen dastand, als wollte er Rinaldo noch im Nachhinein daran hindern, sich das Wasser über den Kopf zu gießen. Rinaldo drückte ihm den leeren Krug in die Hände.
    »Hier, für die Wein«, sagte er und stelzte zur Tür. Seine Knie wollten nachgeben, aber er zwang sie, sich zu bewegen. »Ich muss meine Herr retten.«

Kapitel 28.
    H ier heraus wird niemand euch retten«, erklärte Bruder Antonius. »Ihr könnt schreien, so viel ihr wollt, keiner wird euch hören.« Er deutete zur Decke. »Da ist alles massiv.«
    »Wo sind wir?«, fragte Ulrich.
    »Oooh«, machte Bruder Antonius. »Ich bitte um Verständnis, dass ich diese Frage nicht beantworten kann.«
    »Irgendwo in der alten Stadt«, sagte Jörg. »Er hat uns so viele Irrwege geführt, dass ich mir nicht mehr sicher bin, aber ich glaube, wir sind noch innerhalb des ersten Mauerrings.« Jörg wirkte düster und so still, wie Ulrich ihn noch nie erlebt hatte. Er glaubte keinen Moment daran, dass der Ritter Angst hatte (die hatte Ulrich für sie beide zusammen); es musste also etwas anderes sein, das nichts mit ihrer Überrumpelung und Gefangennahme zu tun hatte. Der Jörg von Ahaus, den Ulrich kannte, hätte ihre Lage als interessante Herausforderung betrachtet.
    »Nahe dran, nahe dran«, sagte Bruder Antonius.
    »Hör zu, Bruder«, begann Ulrich. Seine Stimme klang dünn und hohl in diesem finsteren Kellergewölbe. »Was den Schädel betrifft, so schwöre ich auf das Kreuz und …«
    »Pssst!« Bruder Antonius legte einen Finger auf die Lippen. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Weißt du nicht mehr, was ich gesagt habe, mein Bruder im Glauben? Es gibt nur noch eine letzte Gelegenheit für dich, mir zu sagen, was du weißt. Verschwende sie jetzt nicht mit einer Lüge.«
    »Es ist keine Lüge. Ich habe ihn verzweifelt gesucht, aber dass ich ihn schon haben soll, war eine Finte von …« Er verstummte, als Jörg plötzlich schnauzte: »Hau schon ab, du Rattenarsch, und nimm deine beiden Figuren mit. Wir haben dir nichts zu sagen.«
    Antonius legte den Kopf schief und betrachtete Jörg, wie man ein Insekt betrachtet, das plötzlich irgendwelche Hörner aufstellt und angriffslustig zischt und das man in der hohlen Hand zerdrücken könnte, wenn man wollte. »Du hast mir gewiss nichts zu sagen, du Behemoth«, sagte er freundlich. »Überrede lieber deinen Freund, dass er die Wahrheit sagt, sonst muss ich ihm morgen an deinem Hals demonstrieren, dass ich es ernst meine.« Er fuhr mit dem Finger langsam über das Vorderteil seiner Kapuze, wo man die Kehle vermuten konnte.
    »Hähähä«, machte der Mann mit der Armbrust.
    Jörg warf Ulrich einen Blick zu, aber der schwieg. Er hatte verstanden, was Jörg mit seinem unerwarteten Ausbruch bezweckt hatte. Bis jetzt hatte noch niemand Rinaldo erwähnt, und Jörg wollte, dass Antonius auch nichts von ihm erfuhr. Solange Rinaldo frei war, konnte er Schritte zu ihrer Rettung unternehmen. Ulrich senkte den Kopf. Jörg … wie enttäuscht würde er sein, wenn er ihm reinen Wein über Rinaldo einschenkte, und dass keinerlei Hoffnung in diesen Betrüger gesetzt werden konnte! Bestimmt vergnügte sich der Kerl schon wieder mit einer Hure.
    »Viel Spaß. Bis morgen«, sagte Antonius und zog sich zu dem niedrigen Einlass zurück, der die Tür zu diesem Gewölbe darstellte

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