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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ebenfalls die ungewiss zuckende Helligkeit von Fackellicht. Eine große, mit einer Kutte bekleidete Gestalt, die sich die Kapuze über den Kopf gezogen hatte, stand direkt hinter der Tür, flankiert von zwei Männern. Der Kuttenträger hob eine Faust und schlug Rinaldo ins Gesicht. Rinaldo verlor die Fackel und taumelte zurück, fasste in seinen Gürtel, riss das Messer heraus und stürzte sich auf den unvermuteten Gegner. Eine kleine Ausweichbewegung … Rinaldos Stoß ging ins Leere … zwei Hände packten Rinaldos rechten Arm und verdrehten ihn einmal heftig gegen das Ellbogengelenk … Rinaldo schrie auf und ließ das Messer fallen … der Mann mit der Kutte wirbelte ihn mit Hilfe seines eigenen Schwungs einmal herum … Rinaldo prallte gegen die Türkante … der Kuttenträger bückte sich … Rinaldo stolperte nach vorn … und sein eigenes Messer fuhr ihm in den Leib.
    »Hähähä.«
    Ulrich hörte sich schreien: »neeeiin!«
    Jörg war schon heran. Eine Armbrust schnappte nach oben und richtete sich direkt auf sein Gesicht. Jörg blieb abrupt stehen und ballte die Fäuste.
    Rinaldo hing halb in den Armen von Bruder Antonius. Er spähte mit verzerrtem Gesicht zu ihm nach oben. Bruder Antonius stieß noch einmal nach, zog das Messer heraus und hielt Rinaldo auf Armeslänge von sich weg. Rinaldo sah an sich herunter. Auf der Vorderseite seines Hemdes erschien ein dunkler Fleck. Seine Hände sanken an den Seiten herab. Er versuchte sich zu Ulrich herumzudrehen, doch mitten in der Bewegung ließen seine Beine ihn im Stich. Er fiel auf die Knie, sank in sich zusammen und rollte die Treppenstufen hinunter. Unten blieb er reglos liegen.
    Ulrich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Dann fuhr er herum und fasste Bruder Antonius und seine Männer ins Auge. Jörg stand immer noch dicht vor ihnen, die Arme seitlich abgespreizt. Die Armbrust zielte direkt zwischen seine Augen.
    Bruder Antonius gab das Messer an einen seiner beiden Knechte weiter, der es einsteckte. »Natürlich wusste ich, dass ihr zu dritt wart«, sagte er. »Ich brauchte nur zu warten.«
    »Du hättest Rinaldo nicht …«
    »Du wirst ihn bald wiedersehen, mein Bruder, keine Sorge. Nun, wollt ihr uns nicht hineinbitten?«

Kapitel 30.
    A ls weder Ulrich noch Jörg reagierten, verbeugte sich Bruder Antonius, als wäre er tatsächlich höflich hineingebeten worden. Dann machte er eine knappe, herrische Kopfbewegung. Der Armbrustschütze trieb Jörg vor sich her die Treppenstufen hinunter. Ulrich blieb stehen, aber seine Halsstarrigkeit war sinnlos. Bruder Antonius nahm ihn am Arm und führte ihn nach unten. Sein Griff war eisern. Ulrich wandte den Kopf. Jörg gab seine Blicke zurück, ohne etwas zu sagen. Unten angekommen, gab Antonius Rinaldo einen Fußtritt. Rinaldo rollte einmal herum und blieb auf der Seite liegen. Selbst im Fackellicht war zu sehen, dass sein Gesicht die wächserne Farbe des Todes angenommen hatte. Aus einem Mundwinkel war ein kleiner Blutfaden gesickert. Antonius zuckte mit den Schultern und führte Ulrich bis zu der Stelle vor der Wandnische, an der sie sich niedergelassen hatten, weil der Boden hier einigermaßen trocken war. Seine Knechte trieben Jörg hinterher, bis er sich neben Ulrich stellte. Ulrich sah, dass Jörgs Augen vor Zorn und etwas anderem brannten. Im Hintergrund flossen die Schatten über Rinaldos reglos daliegenden Körper, als ob die Finsternis sich seiner nun bemächtigte. Ulrich schluckte die Tränen hinunter.
    »Der neue Morgen ist zwar noch nicht ganz angebrochen«, sagte Bruder Antonius, »aber ihr habt die Sache ja selbst beschleunigt.« Er wandte sich Jörg zu. »Knie nieder.«
    Jörg bleckte die Zähne und reagierte nicht. Ulrich sah den Schlag nicht kommen, spürte nur den wuchtigen Hieb an der Wange. Sein Kopf wurde nach hinten gerissen. Er fing sich an der Wand ab und hob unwillkürlich eine Hand. Seine linke Gesichtshälfte begann zu pochen und wurde dann taub. Ulrich pflanzte beide Füße auf den Boden und versuchte unbeeindruckt zu wirken. Angst klammerte sich plötzlich um seine Kehle. Bruder Antonius senkte die Faust.
    »Knie nieder«, sagte er erneut zu Jörg.
    Jörg wechselte einen kurzen Blick mit Ulrich, dann kniete er sich langsam hin. Der zweite Knecht trat hinter ihn, zog ein Messer heraus und presste es Jörg an den Hals. »Das ist das Messer von deinem kleinen Kumpel«, zischte er ihm ins Ohr. »Wenn du ihn in der Hölle triffst, kannst du ihm sagen, dass er an deinem Tod schuld

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