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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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lassen.
    Jonan erwartete halb, dass Godard mit ihm auf den Markt hinausgehen würde. Stattdessen wandte er sich einer Tür zur Linken zu und öffnete sie. »Mein Büro«, erklärte er. »Hier lagere ich ein paar besondere Schätze.«
    Das Zimmer erwies sich als klein, ein wenig muffig und vollgestopft mit Krempel. Der könnte hier seinen eigenen Schwarzmarkt aufmachen , dachte Jonan sarkastisch. Um einen überfüllten Schreibtisch gruppierten sich zwei volle Regale und eine Kommode mit zahllosen Schubladen, auf der sich beschriftete Kartons stapelten. Das Licht stammte von einem vergitterten Loch in der Decke, wobei Jonan sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass das Loch einem glatten Durchschuss mit einer Schrotflinte geschuldet war und man das Gitter erst nachträglich angebracht hatte.
    »Keine Sorge«, sagte Godard lachend. »Es sieht schlimmer aus, als es ist. Ich weiß genau, wo alles ist.« Er zog eine Schublade auf und holte eine gerollte Karte hervor, die er dann auf dem Tisch ausbreitete.
    »Was ist das?«, fragte Jonan, der auf ein Gewirr von farbigen Linien blickte.
    »Ein Plan aller Metro-Schächte unter Paris«, erklärte Godard. »Darauf eingezeichnet sind – neben allen Linien und Haltestellen – auch bekannte Einstürze, Überflutungspunkte, Nebentunnel, Luftschächte und Personalausgänge. Wie Sie sehen können, ist ein Großteil des Tunnelnetzes ohnehin hinüber.« Der Exsoldat deutete auf mit Bleistift schraffierte Bereiche. »Der ganze Norden der Stadt wurde durch den Sternenfall zerstört, und hier um den Fluss stehen zwei komplette Linien unter Wasser. Aber diese Bereiche sind für Sie auch ohne Bedeutung. Dieser Punkt hier …« Er tippte mit dem Finger auf eine Stelle, etwa dreieinhalb Kilometer Luftlinie nach Südsüdost, wo sich drei Metro-Linien kreuzten. »Dieser Punkt ist von Interesse. In der Metro-Station, die diese Linien verbindet, haben die Gossenratten ihr Versteck eingerichtet. Ich gebe Ihnen Papier und Stift, damit Sie sich die Tunnel dort abzeichnen können. Dann haben Sie was, woran Sie sich orientieren können, wenn Sie zu Ihrem Einsatz aufbrechen.«
    »Danke«, sagte Jonan. »Wissen Sie, mit wie viel Widerstand ich rechnen muss, wenn ich dort reingehe?«
    Godard schüttelte den Kopf. »Keinen Schimmer. Bislang habe ich höchstens mal acht bis zehn von ihnen auf einem Haufen gesehen. Es könnten aber auch mehr sein. Ein Spaziergang wird das also nicht. Womit wir zum zweiten Teil meiner Hilfsmaßnahmen kämen.« Er ging zu einem der Regale hinüber, stemmte die Fäuste in die Hüften und ließ suchend seinen Blick über die Kisten und Kästen darin schweifen. »Ah, hier«, sagte er und zog einen Metallbehälter heraus, der halb hinter einer Reihe Flaschen verborgen gelegen hatte. Godard klappte ihn auf und hielt ihn Jonan hin.
    Vier Kartuschen von etwa zwei Fingerbreit Durchmesser lagen darin. Sie ähnelten den Granaten, mit denen Jonans Templersturmgewehr geladen werden konnte. »Was ist das?«, fragte Jonan. »Gewehrgranaten?«
    »Ganz richtig. Betäubungsgasgranaten, um genau zu sein. Die werden Sie bei so einem Vormarsch gut gebrauchen können. Geringer Sprengradius – was unterirdisch sehr gut ist, das können Sie mir glauben –, aber große Wirkung. Ich habe sie von einem früheren Grenzsoldaten des Templerordens, also sollten sie in Ihr Gewehr passen.«
    »Das ist fantastisch«, entfuhr es Jonan. Er streckte die Hand aus. »Darf ich?«
    »Deshalb habe ich sie hervorgeholt.«
    Jonan nahm eine der Granaten aus der Kiste und prüfte sie im Licht des Deckenlochs. Sie schien noch vollkommen intakt zu sein. Mit einem geübten Handgriff lud er sie in sein Gewehr. Sie passte tatsächlich.
    »Und dazu«, fuhr Godard fort, »habe ich hier noch eine Gasmaske mit Restlichtverstärkeroptik aus meiner eigenen Zeit bei der Armee.« Er holte eine Metalldose aus dem Regal und stellte sie auf den Tisch. »Außerdem einen Satz leichte Schutzkleidung. Francianische Standardausführung. Nicht ganz eine Templerrüstung, aber vor Schlägen, Messerstichen und Kleinkaliberkugeln sollte sie schützen.« Ächzend zog er eine zerbeulte Kiste aus einer Ecke hervor, löste die Spannverschlüsse und hob den Deckel. »Bitte schön. Damit kann die Rettungsaktion beginnen.«
    Fassungslos stand Jonan vor der Ausrüstung. »Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll. Was kann ich nur tun, um Ihnen zu danken?«
    »Ganz einfach«, sagte Godard. »Erstens: Heizen Sie diesen Mistratten für mich

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