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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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weitersprechen, würde ich mich gerne anziehen«, verkündete Jonan und schwang vorsichtig die Beine vom Sofa. »Ich fühle mich ein wenig unbekleidet – und die Sachen sollten doch mittlerweile trocken sein.«
    »Kein Problem. Machen Sie nur.« Godard stand auf. »Soll ich Ihnen in der Zwischenzeit was zu essen besorgen? Um die Ecke gibt es einen Stand mit Fleischspießen.«
    »Das wäre sehr nett«, erwiderte Jonan. »Aber warten Sie! Bitte keine Ratte oder so einen Mist!«
    Die Zigarre zwischen den Zähnen, grinste Godard ihn an. »Es ist Schaf. Ich verspreche es.«
    »Gut. Danke.«
    Der Kommandant der Marktwache verließ den Raum und verschwand durch das angrenzende Zimmer nach draußen. Jonan erhob sich langsam und stellte dabei fest, dass es ging. Ein wenig schwindelig war ihm zwar noch, und es schien keine Stelle an seinem Körper zu geben, die nicht schmerzte, aber mit solchen Leiden konnte er leben. Es hätte deutlich schlimmer für ihn enden können.
    Als er Godard nach nebenan folgte, fand er sich in einem Raum wieder, der an den Speisebereich eines ehemaligen Bistros erinnerte. Die Metalltische waren entlang der Wand aneinandergereiht worden. Die Stühle standen zum Teil davor, zum Teil gestapelt in einer Ecke. Auf den Tischen lagen Werkzeug, Ölkännchen, Munition und ein paar Waffen, was den Eindruck erweckte, als nutzten die Männer, bei denen Jonan zu Gast war, den Raum als eine Art Werkstatt zum Warten ihrer Ausrüstung.
    Auf einem Seil, das zwischen zwei in die Wand getriebenen Haken gespannt war, hing Jonans Kleidung. Darunter lehnte zu seiner Freude sein Templersturmgewehr. Alles hatte die Mofabande offenbar nicht geklaut.
    Mit umständlichen Bewegungen zog er sich an. Als er fertig war, tauchte Godard auch schon wieder auf, diesmal ohne Zigarre. Eingeschlagen in ein Stück Papier brachte er vier fettige Fleischspieße mit. »Da gönne ich mir doch auch gleich einen Happen«, verkündete er. Schwungvoll zog er einen der aufgereihten Tische in die Raummitte und zwei Stühle dazu. Auf einem ließ er sich nieder, bevor er die Spieße auswickelte und sich einen nahm. Ein würziger Duft breitete sich im Raum aus.
    Herzhaft biss der Kommandant einen der Fleischbrocken ab und kaute genüsslich. »Großartig«, verkündete er mit vollem Mund. »Bester Lammspieß weit und breit.« Er machte eine auffordernde Geste. »Und jetzt raus mit der Sprache. Was haben Sie mit dem irren Bonasse zu schaffen?«
    »Erst habe ich noch eine Frage«, entgegnete Jonan. »Bonasse sagte mir, Sie und Ihre Männer seien ehemalige Soldaten des Mondkaisers, die sich aus dem Staub gemacht hätten. Stimmt das?«
    »Wenn Bonasse das sagt, wird’s wohl so sein«, meinte Godard.
    »Ich wüsste gerne, warum. Sie sind weiß Gott kein Trupp von Feiglingen. Und eigentlich kommen Sie mir auch recht pflichtbewusst vor. Immerhin haben Sie diesen Markt unter Ihren Schutz gestellt.«
    »Gegen Bezahlung «, erinnerte Godard ihn. »Aber die Antwort auf Ihre Frage lautet ganz einfach: Unzufriedenheit. Wir konnten diesen Kerl mit seiner Silbermaske und seinen beschissenen Hofstaat nicht länger ertragen. Wenn Sie wüssten, was für ein dekadenter Haufen das ist. Die leben und feiern dort auf ihrem Schloss, als gäbe es kein Morgen, während die Bevölkerung des Umlands sich den Buckel krumm schuftet, damit es doch ein Morgen gibt. Aber niemand sagt etwas, weil alle Angst haben, dass der Mondkaiser sie in die Wildnis verstößt, wenn sie aufmucken. Und dann dieser ewige sinnlose Grenzkonflikt mit Austrogermania und dem Reich des Lux Dei. Wir hatten einfach keine Lust mehr auf all das. Deshalb haben wir uns abgesetzt.« Er warf Jonan einen vielsagenden Blick zu. »Das müssten Sie doch verstehen, oder?«
    Jonan nickte. »Sie haben recht. Ich bin ebenfalls aus meiner Truppe ausgetreten, den Templern in Arcadion. Auch ich konnte mit dem, was in den oberen Riegen so vor sich ging, nicht mehr leben. Und dann kam zusätzlich die Geschichte mit Carya.«
    »Carya?«
    »Dem Mädchen, mit dem all das zusammenhängt, was mir in den vergangenen Tagen und Wochen passiert ist.« In groben Zügen umriss Jonan Godard, wie Carya und er sich kennengelernt hatten und wie sie aus Arcadion geflohen waren. Er beschrieb ihren kurzen Aufenthalt im Dorf der Mutanten, Caryas Entführung durch die Inquisition und ihre tolldreiste Rettungsaktion. Caryas geheimnisvolle Herkunft hingegen verschwieg Jonan, ebenso wie ihre Zeit bei der Ascherose und den Versuch, Caryas Eltern

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