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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ihre Pflicht taten. Sie hielten den Markt, der sie bezahlte, von Störenfrieden rein. Das passte zu Bonasses Aussage, dass es sich um ehemalige Soldaten handelte. »Danke«, sagte Jonan.
    »Schon gut.« Der Mann erhob sich und nahm seine Jacke. »Ich geh dann wieder, Commandant. Meine Runde drehen. Und was essen.«
    »In Ordnung, Thierry. Ich übernehme ab hier.« Der Mann trat vor und setzte sich auf die Armlehne eines der Sessel. Er zog an seiner Zigarre und blies den Rauch in Richtung der Bretterwand. »Mein Name ist Godard. Wie heißen Sie?«
    »Jonan Estarto.«
    »In Ordnung. Die Sache sieht so aus: Sie wurden übel zugerichtet, waren die ganze Nacht bewusstlos. Gebrochen scheint nichts zu sein, aber wir waren uns nicht sicher, ob Sie innere Blutungen haben. Offenbar nicht, sonst wären Sie jetzt vermutlich tot.«
    Jonan leckte sich über die Lippen. Sie fühlten sich rau und geschwollen an. Er erinnerte sich daran, dass er sie sich aufgeschlagen hatte. »Kann ich was zu trinken haben?«, bat er.
    »Klar. Wie unhöflich von mir.« Godard stand auf, ging zum Regal hinüber und nahm eine der Flaschen heraus. Er schraubte sie auf und hielt sie Jonan hin. »Können Sie sie halten?«
    »Ich … ich denke schon.« Probeweise zog Jonan seinen rechten Arm unter der Decke hervor. Er tat weh und wies ein paar fiese Blutergüsse auf, aber ansonsten bereitete er keine Probleme. Dabei fiel ihm auf, dass er nackt war. Tatsächlich schien er nur seine Unterhose zu tragen.
    »Wo sind meine Kleider?«, wollte er wissen.
    »Hängen im Nebenraum. Es war alles klatschnass. Außerdem wollte unser Doc Sie untersuchen. Aber wie gesagt: Alle sichtbaren Wunden waren nur oberflächlich. Die Platzwunde am Hinterkopf hat er geklammert und verbunden.«
    Vorsichtig betastete Jonan seine Stirn. Es stimmte. Er trug einen Verband um den Kopf. Auch das hatte er bis jetzt noch nicht gemerkt. So ganz da bin ich offensichtlich noch nicht , stellte er fest.
    Godard deutete mit einem Nicken auf die Flasche in seiner Hand. »Na, nun trinken Sie erst mal was. Dann reden wir weiter.«
    Jonan tat, wie ihm geheißen. Das Wasser war warm, aber es schmeckte nicht abgestanden und war eine Wohltat für seine ausgedörrte Kehle. »Wo ist Pitlit?«, fragte er.
    »Wer ist Pitlit?«, fragte Godard seinerseits.
    Fluchend richtete Jonan sich auf. »Der Junge, der mich begleitet hat. Mittelgroß, schlank, trug ein schwarzes Regencape.«
    Godard schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Von dem war nichts zu sehen. Mir wurde berichtet, dass das Ganze so ablief: Meine Leute haben von dem Krawall am Südeingang Wind bekommen. Sie sind raus, um sich das anzusehen und haben Sie am Boden liegend vorgefunden, während ein Weibsbild und zwei Kerle auf Sie eingeprügelt haben. Zwei weitere hockten irgendwie fertig in der Ecke. Als die Bande meine Leute gesehen hat, ist sie schleunigst abgehauen. Dabei hat sie einen Beutel mitgenommen, aber die Jungs waren nicht scharf drauf, ihnen deswegen in die Ruinen nachzurennen. Sie haben sich lieber um Sie gekümmert, Sie hereingebracht und versorgt.« Godard zuckte mit den Schultern.
    »Die Bande muss Pitlit entführt haben«, erkannte Jonan. »Und außerdem … Oh, nein.« Mit einer Verwünschung auf den Lippen ließ er den Kopf an die Sofalehne zurücksinken. Er schloss kurz die Augen und rieb sich die pochenden Schläfen mit der freien linken Hand. »Wenn sie meinen Beutel geklaut haben, sind jetzt auch die zehn Revolver weg, die ich hier mühsam ertauscht habe.«
    »Besser zehn Revolver verlieren als das eigene Leben.«
    »Wenn Sie wüssten …«
    Godard zog an seiner Zigarre. »Erzählen Sie’s mir«, sagte er, während er den Rauch ausblies.
    »Ich will Sie in diese Geschichte nicht mit hineinziehen«, antwortete Jonan. »Sie haben schon genug für mich getan.«
    »Ihre Entscheidung. Aber wissen Sie: Wir können diese Gossenratten echt nicht ausstehen. Sie machen wirklich dauernd Ärger. Ich warte schon lange auf einen guten Grund, die kräftig aufzumischen. Geben Sie mir einen, und womöglich helfen wir Ihnen dabei, Ihren Beutel mit Revolvern zurückzubekommen.«
    »Der entführte Junge ist nicht Grund genug?«
    »Kinder sind nicht mein Spezialgebiet. Da müssen Sie zu Bonasse. Der wohnt im Invalidendom mit einem ganzen Zoo an Straßenkindern.«
    »Ich kenne ihn«, sagte Jonan. »Von dort komme ich. Für ihn waren die Revolver gedacht.«
    Godard hob verwundert eine Augenbraue. »Na, jetzt wird es interessant.«
    »Bevor wir

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