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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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umarmte. »Und Ihr auch auf Euch, Tochter des Himmels«, fügte sie an Carya gewandt hinzu.
    »Keine Sorge«, erklärte Jonan. »Ich werde auf beide achtgeben. Du wirst Pitlit ohne einen Kratzer zurückbekommen.« Er grinste und klopfte dem Straßenjungen auf die Schulter.
    Pitlit brummte verlegen.
    »Lebt wohl, Tochter des Himmels«, sagte der Stammesführer. »Möge Eure Reise erfolgreich sein.«
    »Danke«, antwortete Carya. »Die ihre auch, Ordun.« Sie warf noch einen letzten Blick in die Runde der versammelten Dorfbewohner, dann nickte sie ihnen zu und wandte sich ihrem Vater zu. »Fahren wir.«
    »In Ordnung.« Er stieg mit ihrer Mutter in die Führerkabine. Carya, Jonan und Pitlit kletterten auf die Ladefläche. Unter Winken und Abschiedsrufen fuhren sie los, rumpelten den ungeteerten Pfad hinunter, der sie auf einigen Umwegen zur Handelsstraße bringen würde – und von dort an zu einem unbekannten Ziel.

Kapitel 5
    D ie Straße nach Norden war ein graues Band, das hinter ihnen länger und länger wurde. An den Seiten zog die Landschaft vorbei: grünbraune Hügel, trockenes Gras, vereinzelte Baumgruppen. Ruinen von Gehöften und verlassene Dörfer lagen wie vergessene Spielsachen dazwischen, die Überreste einer Zivilisation, die einstmals keine Angst vor der Wildnis gehabt hatte.
    Heute waren die Menschen anders. Die Stadtbewohner fürchteten sich vor der Leere und Weite jenseits der Mauern, die sie schützend umgaben, wenngleich diese Furcht in den seltensten Fällen auf eigenen schlimmen Erfahrungen beruhte. Die leichtgläubigen Bürger von Arcadion oder Firanza oder den wenigen anderen Städten in der Einflusssphäre des Lux Dei hatten Angst, weil ihnen die Propaganda des Ordens sagte, dass man in der Wildnis nicht überleben konnte. Entweder brachten einen die Mutanten, Kriminellen und Verrückten um, die sich in der Einöde herumtrieben, oder die Natur selbst.
    Jonan wusste, dass mehr als die Hälfte dieser Geschichten ausgemachter Unsinn waren. Nicht jede verdorrte Wiese war vergiftet und verstrahlt, und nicht jeder Ausgestoßene hungerte danach, einem das Fleisch von den Knochen zu nagen. Dennoch gab es genug Gründe, zumindest vorsichtig zu sein. Der Tod lauerte auf arglose Wanderer. Aus diesem Grund hatte Jonan sein Sturmgewehr griffbereit, während er mit Carya und Pitlit auf der Ladefläche des Lastwagens hockte und den Blick über die Landschaft schweifen ließ.
    So ein Templersturmgewehr war ein feines Gerät. Es galt als praktisch unverwüstlich und hatte dank ausgeklügelter Technik eine enorme Durchschlagskraft bei angenehm geringem Rückstoß. Leider wog es so viel, dass man es eigentlich nur gut mit sich führen konnte, wenn man eine dazu passende Templerrüstung mit Kraftverstärkerservos trug. Außerdem gestaltete es sich als nicht ganz leicht, außerhalb einer Templerkaserne an passende Munition zu gelangen.
    Glücklicherweise lag Jonans Templerrüstung hinter ihnen auf der Ladefläche unter einigen Wolldecken, und er konnte sie wenn nötig anlegen. Und auch an Munition mangelte es ihnen im Augenblick nicht. Im Frachtraum des Phantom -Hubschraubers, mit dem Jonan und Enzo Carya und ihre Eltern aus Arcadion gerettet hatten, war er über eine Ausrüstungskiste gestolpert, die dazu beigetragen hatte, seine Bestände aufzufüllen. Überhaupt hatte es in dem Fluggefährt einige nützliche Dinge gegeben. Leider hatte ihnen die Zeit gefehlt, um größere Mengen Material zu bergen. Immerhin ein Werkzeugset und ein Erste-Hilfe-Paket hatte Jonan noch mitnehmen können.
    Er verwünschte noch immer den glücklichen Schützen, der ein Loch in den Treibstofftank des Hubschraubers geschossen und sie dadurch gezwungen hatte, die leckgeschlagene Ordensmaschine im Ödland zurückzulassen. Mit einem Hubschrauber wäre ihre Reise um einiges ungefährlicher und leichter gewesen. Andererseits hätten wir auch von Arcadion bis Firanza alle Blicke auf uns gezogen, dachte er. Seit den Dunklen Jahren war der Himmel, von ein paar hoch oben kreisenden Raubvögeln abgesehen, leer. Eine Flugmaschine würde mit Sicherheit jedem auffallen. Da könnten sie Großinquisitor Aidalon genauso gut einen Brief schreiben und ihn über ihre Ziele informieren.
    Zugegebenermaßen war es nur wenig besser, in einem gestohlenen Militärlastwagen über die Nordhandelsstraße zu fahren. Sie mussten das Fahrzeug so bald wie möglich loswerden, wenn sie nicht Gefahr laufen wollten, dass man ihnen auf die Spur kam. Glücklicherweise war

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