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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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verschwörerisch zu.
    »Die … auf mich …« Pitlit gluckste. »Schon klar.«
    Gemeinsam mit Carya machte sich Jonan auf die Suche nach dem knallroten Tretboot, mit dem er das letzte Mal auf die Insel übergesetzt war. Erst verspätet fiel ihm ein, dass Enzo und er das Boot auf der Insel zurückgelassen hatten, als sie sich auf den Weg zu den Mutanten gemacht hatten. Und auch der floßartige Kahn war nicht mehr in dem Versteck, den sie für ihn gewählt hatten. Enzos Nachfolger musste damit hinübergefahren sein, als er seinen Posten in dem kleinen, verfallenen Schloss angetreten hatte.
    »Verdammt«, murmelte Jonan. »Die machen es einem wirklich nicht leicht, ihnen einen Besuch abzustatten.«
    »Lass mich raten«, sagte Carya. »Es gibt kein Boot?«
    »Wenn du keins siehst …« Er seufzte. »Na schön, dann eben anders.«
    Sie marschierten zum Lastwagen zurück, wo sich Jonan unter den verwunderten Blicken aller in die Fahrerkabine setzte. Er legte die Hand auf die Hupe und versuchte sich an das zu erinnern, was man ihm auf der Templerakademie beigebracht hatte. Hoffen wir, dass da drüben jemand sitzt, der das versteht , dachte er.
    Dann ließ er die Hupe des Lastwagens aufplärren. Kurz, lang-kurz, lang-lang-kurz-kurz, lang-lang-lang. Kurz, lang-kurz, lang-lang-kurz-kurz, lang-lang-lang.
    »Licht Gottes, Jonan, was machst du da?«, schrie Carya zu ihm hoch, während sich alle die Ohren zuhielten. »Willst du jeden im Umkreis von fünf Kilometern auf uns aufmerksam machen?«
    »Eine Person würde mir schon reichen«, erwiderte Jonan. »Eine weniger auffällige Art, sich bemerkbar zu machen, wäre mir auch lieber, aber wenn ich Lichtsignale geben würde, fürchte ich, dass man es bei der hellen Mittagssonne nicht bemerken würde.« Er ließ ein drittes Mal die Hupe sprechen.
    »He, das ist Signalcode, oder?«, fragte Caryas Vater.
    »Richtig«, antwortete Jonan.
    »Was ist Signalcode?«, wollte Pitlit wissen.
    »Es handelt sich um ein Alphabet, das aus kurzen und langen Licht- oder Tonimpulsen besteht«, erklärte Edoardo Diodato. »Man kann damit Botschaften über weite Entfernungen übermitteln – wenn Sender und Empfänger beide darin geschult sind.«
    »Was für eine Botschaft schickst du denen?«, fragte Carya.
    Jonan sandte erneut die Tonfolge über den See. »Enzo«, erwiderte er. »Ich sende den Namen Enzo. Damit, wer immer uns in diesem Moment beobachtet, weiß, dass wir ihn kennen.«
    »Zumindest haben wir damit jemanden aus seinem Versteck gelockt«, sagte Caryas Vater. »Seht!« Er streckte den Arm aus und deutete auf den See hinaus, auf dem nun ein Boot sichtbar wurde, das langsam näher tuckerte. In ihm stand ein Mann, die linke Hand am Ruder, die rechte am Abzug eines Gewehres, dessen langen, schlanken Lauf er aufs Armaturenbrett gestützt hatte und dessen Mündung warnend direkt auf sie gerichtet war.
    »Jonan!«, rief Carya ungläubig. »Das ist doch Enzo selbst, oder nicht?«
    »Was sagst du?« Verwirrt beschattete Jonan sein Gesicht und starrte auf den See hinaus. Tatsächlich besaß der Mann die gleiche kompakte Statur und das gleiche silbergraue Haar wie Enzo. Und als er etwas näher kam und sein Gesicht erkennbar wurde … »Das kann doch nicht sein. Es ist wirklich Enzo. Aber was macht der hier?« Jonan hob die Stimme. »Enzo! He, Enzo, wir sind es: Jonan, Pitlit, Carya und ihre Eltern!«
    »Ihr seid auf dem Holzweg«, rief der Mann, der mit seinem Boot mittlerweile auf vielleicht zehn Meter herangekommen war. »Ich bin nicht Enzo. Mein Name ist Luceno.«
    »Oh«, sagte Jonan. »Verzeihung, aber Sie sehen Enzo erstaunlich ähnlich.«
    »Kein Wunder. Er ist mein … na ja, sagen wir mal: Bruder.«
    »Bewachen Sie im Augenblick die Insel?«
    »Sieht so aus.«
    Jonan fiel auf, dass der Invitro nicht fragte, wer sie seien. Allem Anschein nach hatte ihn Enzo oder vielleicht Gamilia, die von Arcadion aus Funkkontakt zur Insel hielt, über sie in Kenntnis gesetzt.
    »Hören Sie, Luceno. Wir brauchen Ihre Hilfe. Ich weiß, Sie sind uns nichts schuldig, und wir …«
    »Stimmt«, unterbrach ihn der Mann unwirsch. »Ich bin euch nichts schuldig. Also verschwindet. Ihr habt hier nichts verloren.« Er nahm das Gewehr in beide Hände.
    »He, immer langsam«, sagte Jonan, während er beschwichtigend die Arme hob. »Kein Grund, unhöflich zu werden. Wir sind Freunde von Enzo. Wir stehen auf derselben Seite.«
    »Ich weiß genau, wer ihr seid«, knurrte Luceno und bestätigte damit Jonans Verdacht. »Du

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