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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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die Kommunikation hier draußen schleppend und unzuverlässig. Selbst wenn sich irgendeine fahrende Patrouille oder ein Bote über den Wagen wundern sollte, wären Jonan und die anderen längst über alle Berge, bis man von Arcadion aus zu ihrer Verfolgung ansetzen konnte.
    Darüber hinaus wäre jeder Weg durch die Wildnis, etwa über die zahlreichen Landstraßen, die sich durch Wälder, Hügel und Wiesen schlängelten, noch gefährlicher gewesen. Niemand kümmerte sich um diese Straßen, sodass sie mitten im Wald an einem umgestürzten Baum einfach enden konnten. Und ohne Karte konnte man sich auf diesen Wegen zudem sehr leicht verirren.
    Ganz auf den Lastwagen zu verzichten, kam jedoch auch nicht infrage, zumindest nicht, solange sie Jonans Templerrüstung mit sich führten, die sich anders kaum transportieren ließ. Schon seit die Entscheidung gefallen war, das Dorf der Mutanten zu verlassen und Caryas mysteriösen Koordinaten nachzugehen, fragte sich Jonan daher, ob nicht bald der Zeitpunkt gekommen sein mochte, sich von dem klobigen Panzer zu trennen.
    Im Kampf erwies sich die Rüstung mit ihren dicken Schutzplatten, den Kraftverstärkerservos und dem Helm mit seinen vielen elektronischen Spielereien als enorm wertvoll. War man allerdings auf Reisen und wollte sich unauffällig bewegen, hatte man mit ihr einfach nur einen verdammt schweren und sperrigen Klotz am Bein. Außerdem gab sie natürlich Jonans Herkunft preis, was ihnen zum Verhängnis werden könnte, sollte ihre Reise sie aus der Machtsphäre des Lux Dei hinaus in eines der Nachbarreiche führen.
    Im Grunde ging kein Weg daran vorbei. Er musste die Templerrüstung entweder an einem geheimen Ort verstecken und nach ihrer Reise dort wieder abholen. Oder versuchen, sie möglichst gewinnbringend zu veräußern – auch wenn es nicht viele Händler in der Wildnis geben dürfte, die ihnen etwas würden bieten können, das auch nur ansatzweise dem Wert dieses Artefakts aus der Zeit vor dem Sternenfall entsprach.
    Carya, die neben ihm saß, stupste ihn gegen den Arm. »Du wirkst so nachdenklich«, stellte sie fest. »Was hast du?«
    Mit einem angedeuteten Kopfschütteln wiegelte Jonan ab. »Ach, es ist nichts. Ich lasse nur die Gedanken treiben.«
    »Und sie führen dich an Orte, wo du nicht sein möchtest?«
    »So kann man das nicht sagen. Ich frage mich nur, ob Dinge wie dieser Lastwagen und meine Rüstung uns nicht mehr schaden als nutzen. Sie sind einfach sehr auffällig, gleichzeitig aber zu wertvoll, um sie einfach in der Landschaft stehen zu lassen.« Nachdenklich schürzte Jonan die Lippen. »Wenn wir nur mal wieder an so einem Schwarzmarkt vorbeikämen. Dann könnten wir diese Dinge vielleicht eintauschen.«
    »Du meinst gegen Ausrüstung, die wir für unsere Reise brauchen?«
    »Ja, haltbare Lebensmittel, sauberes Wasser, Zündhölzer, galvanische Zellen für Handlampen, Kartenmaterial …«
    »Kugeln für meinen Revolver«, ergänzte Pitlit von hinten fröhlich.
    Stirnrunzelnd drehte Jonan sich um. »Revolver?«
    Der Straßenjunge, der an die von Wolldecken verborgene Templerrüstung gelehnt saß, hob stolz eine Waffe mit braunem Griff und silbernem Lauf. Offenbar hatte er sie poliert, denn der Lauf glänzte, auch wenn der Revolver insgesamt einige Gebrauchsspuren aufwies.
    »Pitlit, wo hast du die Waffe her?«, fragte Carya verblüfft und, wie es schien, auch ein wenig beunruhigt.
    »Suri hat sie mir gestern Abend zum Abschied geschenkt«, antwortete der Junge. »Damit ich mich vor Straßenräubern und anderem Gesindel schützen kann. Sie ist so nett. Echt schade, dass sie nicht mitkommen wollte. Ich vermisse sie jetzt schon.«
    »Das ist kein Spielzeug, Kumpel.« Auffordernd streckte Jonan die Hand aus. »Komm, gib mir den Revolver lieber, bevor du noch jemanden damit verletzt.«
    »Vergiss es!« Schützend steckte Pitlit die Waffe in seinen Hosenbund. »Du hast dein Templersturmgewehr, Carya jetzt neuerdings einen Bogen. Ich will auch was zum Schießen haben. Nur falls uns mal wieder Motorradbanditen über den Weg laufen.«
    »Pitlit, einen Menschen zu erschießen, ist kein Spaß. Das ist bitterer Ernst. Soll dir Carya etwas über ihre Albträume und ihre Schuldgefühle erzählen?«
    Die Miene des Jungen verfinsterte sich. »Das braucht sie nicht, denn weißt du: Ich war dabei, als sie den Soldaten in Arcadion erschossen hat, kurz bevor wir dem Lux Dei in die Falle gegangen sind. Und ich war auch dabei, als sie die beiden Mistkerle ausgeschaltet

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