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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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den Dunklen Jahren größtenteils zerstört. Die Programme können also nicht mehr zeigen, wo man sich genau befindet. Zwei unschätzbare Dienste leisten sie allerdings noch immer. Zum einen enthalten sie Kartenmaterial von beinahe dem gesamten Kontinent, zum anderen können sie Wege berechnen, denen man folgen kann, um von einem Ort zum anderen zu gelangen.«
    Carya verstand von all dem Gesagten bestenfalls die Hälfte. Aber sie verfolgte mit zunehmender Neugierde, wie Luceno eine schreibmaschinenartige Tastatur bediente, worauf die Bilder auf den Anzeigen sich veränderten. Kleine Symbole tauchten auf und verschwanden wieder. Etwas, das dem Inhaltsverzeichnis eines Buches ähnelte, war kurz zu sehen. Schließlich erschien ein Bild, das Erinnerungen an den Unterricht an der Akademie des Lichts weckte. Es zeigte im unteren Drittel das stiefelförmige Land, in dem der Lux Dei regierte. Daneben und darüber waren die Länder zu sehen, in denen laut Signora Baccettona die Feinde der Herrscher von Arcadion lebten: das riesige Francia, in dem der geheimnisvolle Mondkaiser herrschte, Austrogermania mit seinem Ketzerkönig, Spaniar im Südwesten, Albion oben im Nordwesten sowie einige Inseln und Landstriche im Norden, über die so gut wie gar nichts bekannt war.
    Luceno tippte rasch auf die Tasten, und die Einflusssphäre des Lux Dei wurde sprunghaft größer. Grüne und graue Flecken übersäten nun die Karte, außerdem wurden unzählige Namen von Orten eingeblendet, von denen Carya noch nie gehört hatte. Das Bild ruckte ein wenig nach oben und kam dann über einem See zum Stillstand, in dem drei Inseln lagen, eine im Süden und zwei im Norden. Dunkelgrüne Waldstücke, helles Ackerland und erstaunlich viele Straßen und Siedlungen waren rund um den See zu sehen.
    »Hier befinden wir uns«, sagte Luceno. »Die Daten sind natürlich nicht aktuell, sondern schon mehrere Jahrzehnte alt. Deshalb dürft ihr auch nicht allem, was diese Karten zeigen, blind vertrauen. Die Dunklen Jahre haben das Bild der Landschaft mitunter ziemlich verändert. Außerdem sind da auch noch die Todeszonen, die hier nicht verzeichnet sind. Auf die müsst ihr immer achten, wenn ihr durchs Land reist. Ich nehme an, ihr habt einen Strahlungsmesser?« Er warf Jonan einen fragenden Blick zu.
    Dieser nickte. Er war mittlerweile aus der Templerrüstung geklettert und kam nun, gekleidet in Hemd und Hose, zu ihnen hinüber. Mit kritischem Blick besah er sich das Kartenmaterial. »Das könnten Sie uns zur Verfügung stellen?«
    »Genau. Ich würde es auf eins der tragbaren Geräte spielen.« Der Invitro deutete auf einen Stapel flacher Scheiben mit schwarzem Gehäuse und grauer Anzeige. »Ich gebe euch sogar noch einen kleinen Sonnenkollektor mit, der es euch erlaubt, die Energiezellen eures Navigators aufzuladen, wenn sie leer sind. Ihr müsst ihn nur zwei bis drei Stunden in die Sonne legen, und schon könnt ihr ihn wieder verwenden.« Luceno stand auf und ging zu einer Kiste mit Krimskrams, aus der er einen kleinen Kasten mit ausklappbaren, silbrigen Flügeln hervorholte, an dem ein Kabel hing. »Den dürft ihr nicht verlieren«, schärfte er ihnen ein. »Denn sonst ist euer Navigator zwei Tage später tot. Viel länger halten die Zellen nämlich nicht mehr. Ist eben doch alles Gebrauchtware, was wir hier gesammelt haben.«
    Jonan sah fragend zu Carya herüber. Sie zuckte mit den Schultern, deutete dann aber ein Nicken an. Es war seine Entscheidung. Zum einen war es Jonans Rüstung, die sie im Begriff waren wegzugeben, zum anderen fiel es ihr wirklich schwer, den Nutzen dieser elektronischen Karte einzuschätzen, auch wenn sie auf den ersten Blick erstaunlich detailliert wirkte.
    »Einverstanden«, sagte er. »Machen Sie uns so einen Navigator fertig und zeigen Sie uns, wie er funktioniert.«
    Eine halbe Stunde später befanden sich Carya und Jonan auf dem Rückweg. Im Gepäck hatten sie nun einen flachen schwarzen Apparat, in dem hoffentlich alle Wege gespeichert waren, die sie in Zukunft gehen würden. Der Preis, den sie dafür letztlich gezahlt hatten, war jedenfalls hoch genug.
    Obwohl Luceno sie gedrängt hatte, testweise einige Orte einzugeben, um sich mit der Steuerung des Programms vertraut zu machen, hatten sie davon abgesehen, Caryas geheimnisvolle Koordinaten auszuprobieren. Der Invitro, dessen Freundlichkeit sich in Grenzen hielt, musste nicht unbedingt erfahren, wofür sie sich interessierten. Zu groß war die Gefahr, dass er sie an

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