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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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identisch aus. Die gleichen Haustüren, die gleiche Größe, sogar die gleichen Schornsteine. Wären keine Hausnummern angebracht, hätte man vielleicht mit viel Glück nach einem Blick durch eines der Fenster erkannt, ob man am richtigen Haus angelangt war.
    »Da wären wir. Es liegt zwar etwas außerhalb, dafür aber ruhig. Den Londoner Trubel hatte ich gründlich satt.« Emma öffnete die Fahrertür.
    Naomi und Leandra stiegen ebenfalls aus. Naomi sah sich um. Die Grünzone schien der Beginn eines Parks zu sein. Die Umgebung würde sie morgen nach dem Anwaltstermin erkunden. »Wie viele Parks gibt es hier in der Gegend? Ich jogge jeden Tag und hatte schon befürchtet, hier nicht dazu zu kommen.«
    Emma wandte sich um. »Der Richmond Park ist gleich um die Ecke. Man kann allerdings nur tagsüber hinein, abends ist der Zutritt verboten. Zwei Kilometer weiter bei Kingston liegen noch Bushy Park und Home Park. Mit dem Bus kommt man ganz gut hin. Aber der Richmond liegt ja direkt vor der Tür. Nur die Straße hoch bis zur Queens Road, und schon bist du da. Morgen zeige ich euch den Weg.« Emma zerrte eine Tasche aus dem Kofferraum. »So, jetzt kommt aber rein. Ich schiebe schnell die Lasagne in den Ofen, und dann will ich erfahren, was du die letzten Jahre so getrieben hast.«
     
    Gegen elf Uhr lag Naomi im Bett und wartete, bis ihre Großmutter aus dem Badezimmer kam. Emma war nett und zuvorkommend. Trotzdem wollte Naomi dort nicht lange wohnen bleiben. Spätestens, sobald sie die Unterlagen in Händen hielt, sollte sich niemand mehr in ihrer Nähe aufhalten, der seine Nase in die Dokumente stecken konnte; und sei es nur durch Zufall.
    Sie hörte, wie Leandra auf dem Gang Emma eine gute Nacht wünschte. Die Schlafzimmertür öffnete sich, und Leandra stand im Nachthemd vor ihr mit ihrem Kulturbeutel in der Hand. »Emma scheint es gut ergangen zu sein. Sonst könnte sie sich kein Haus in Richmond leisten. Es muss ein Vermögen wert sein.« Leandra cremte sich die Hände ein. »Und sie ist schlanker als früher, aber sonst hat sie sich überhaupt nicht verändert. Gut, sie ist ein bisschen älter geworden, aber wer ist das nicht? Mit ihren blond gefärbten Haaren sieht man es ihr kaum an.«
    Naomi wartete, bis Leandra sich neben sie in das Doppelbett gelegt hatte. »Dir ist aber schon klar, dass wir hier nicht wohnen bleiben können.«
    »Warum nicht?« Leandra zog sich die Bettdecke bis zum Kinn. »Sie freut sich doch so. Und in Richmond können wir keine Unterkunft für mehrere Wochen bezahlen.«
    »Oma, wir sind hier nicht auf Urlaub!« Naomi setzte sich auf. »Was, wenn sie die Unterlagen in die Finger bekommt?«
    »Warum sollte sie? Emma ist nicht neugierig, also wird sie auch nicht einfach in unser Zimmer gehen und herumstöbern.«
    »Neugierig oder nicht. Ich habe dabei kein gutes Gefühl.« Naomi trank einen Schluck Wasser, bevor sie das Licht löschte. »Versprich mir, dass wir umziehen, sobald wir die Dokumente abgeholt haben.«
    Leandra brummte. Naomi wertete es als Zustimmung. Sie rollte sich zusammen und starrte in die Dunkelheit. Morgen Mittag hätten sie den Schlüssel, und je nachdem, wie Mr. Thursfield reagierte, könnten sie gleich zur Bank fahren. Anschließend war immer noch Zeit, sich mit dem Thema Quartierwechsel zu beschäftigen. Naomi schloss die Augen und war wenige Minuten später eingeschlafen.

Fünf
     
    Leandra sah nervös auf die Uhr, die über dem Bahnsteig der Richmond Rail Station hing. »Wir werden zu spät kommen.«
    »Werden wir nicht.« Naomi lächelte. »Außerdem habe ich so eine vage Ahnung, dass Mr. Thursfield auf uns wartet, selbst wenn wir uns um zwei Stunden verspäten.« Sie sah auf den U-Bahn Plan. »Bei Waterloo müssen wir umsteigen. Wir liegen gut in der Zeit.«
    Der Zug fuhr ein. Leandra setzte sich auf eine freie Bank und knetete ihre Hände.
    »Oma, beruhige dich, okay? Es wird schon alles gut gehen.« Naomi griff nach Leandras Hand und drückte sie. Leandra nickte nur.
    Nach zwanzig Minuten erreichten sie Waterloo Station, wo sie den Bahnsteig wechselten, um in die Bahn zur Canary Wharf umzusteigen. Nach weiteren zehn Minuten gelangten sie dort an. Nun mussten sie nur noch die Fleet Street finden.
    Naomi sah sich mit zusammengekniffenen Augen um, als sie aus dem Bahnhof ins Tageslicht trat. Funkelnde, verglaste Wolkenkratzer, die, wenn man nach oben sah, nur noch einen schmalen blauen Streifen des Himmels erkennen ließen. Die wenigen historischen Gebäude wirkten

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