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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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daneben wie Spielzeughäuser aus einer anderen Zeit.
    Naomi öffnete die in Richmond am Kiosk gekaufte Straßenkarte und suchte nach dem Straßennamen. Sie fand ihn im Register und fuhr mit dem Finger zu den angegebenen Koordinaten. »Oma, hast du nicht behauptet, das Anwaltsbüro läge in der Nähe der Canary Wharf? Du meintest wohl eher in der Nähe von Covent Garden.«
    Leandra zog die Stirn kraus. »Das kann nicht sein. Gib mal her.« Sie schnappte sich die Karte und drehte sie hin und her. »Das gibt´s doch gar nicht.«
    »Jetzt werden wir tatsächlich zu spät kommen.« Naomi winkte nach einem der schwarzen Taxis, nannte dem Fahrer ihr Ziel und schüttelte den Kopf, als Leandra immer noch die Karte in Händen drehte. »Vergiss es Oma. So was kann vorkommen. Immerhin wissen wir jetzt, wo das Bankenviertel ist.« Naomi betrachtete die noblen Eingänge. Jeder war mit goldenen Schildern und geprägten Lettern versehen, und jeder Einzelne wurde von einem geschäftig aussehenden Portier bewacht. Sie sah sich ihre Jeans und die weiße Bluse an. Vermutlich würde man sie in ihrem Aufzug überhaupt nicht in diese Gebäude lassen. Man sah ihr an, dass sie nicht in diese glitzernde Finanzwelt gehörte. Es könnte Probleme geben, wenn sie das Bankschließfach einsehen wollten.
    Sie ließen die verglasten Wolkenkratzer hinter sich, und die Gebäude wurden niedriger und in Naomis Augen, durch die abgesetzten Fensterbögen, auch wieder reizvoller. Leandra kniff immer noch verärgert die Lippen zusammen.
    »Oma, mach nicht so ein Gesicht. Genieße den Ausblick. Ist doch was anderes, als mit der U-Bahn zu fahren. Außerdem wollte ich schon immer in einem dieser traditionellen Taxis sitzen.« Naomi lehnte sich entspannt zurück. Die alten Gemäuer strahlten eine geschichtsträchtige Würde aus. Die Fahrt führte die letzte Strecke an der Themse entlang, bevor der Fahrer nach Norden abbog. Naomi hatte angenommen, die Themse sei breiter, ebenso machte London auf sie nicht den Eindruck einer wirklichen Großstadt. Die Häuser waren meist nur dreigeschossig. Abgesehen von den Hochhäusern an der Canary Wharf, die Naomi an Bilder von Manhattan erinnerten, kam ihr London eher wie eine gemütliche Kleinstadt vor. Eine Stadt zum Wohlfühlen.
    Das Taxi hielt am Straßenrand, und Naomi schluckte, als sie dem Fahrer stolze zweiunddreißig Pfund übergab und ausstieg.
    Naomi sah sich um und entdeckte das Schild der Anwaltskanzlei Thursfield & Partners auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie sah nach links und wollte losgehen, als Leandra sie an der Schulter zurückriss und der Fahrer des Wagens, der von rechts kam, kräftig auf die Hupe drückte. Wenn Leandra sie nicht zurückgehalten hätte, wäre sie direkt vor das herannahende Fahrzeug gelaufen. Sie hatte den Linksverkehr vergessen.
    Leandra bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Blick. »Dich kann man keine Sekunde aus den Augen lassen!«
    Nach einem Blick nach rechts zog Leandra sie über die Straße. Der Schreck saß Naomi noch in den Gliedern. Ihr Herzschlag beruhigte sich nur langsam. Nachdem ihr Gesicht glühte, war sie überzeugt, krebsrote Wangen zu haben.
    Vor dem Eingang blieben sie stehen. Der Torbogen gab einen Blick in die Vorhalle frei. Niemand hielt sich darin auf. Nur ein uniformierter Mann stand am Eingangstor und musterte sie neugierig. Naomi zog ihre Großmutter zur Seite. »Gib mir einen Augenblick. Mein Gesicht gleicht vermutlich immer noch einer roten Ampel.«
    Ein Lächeln umspielte Leandras Lippen. »Dann bin ich also nicht die Einzige, die hier nervös ist.«
    »Quatsch. Das ist nur der Schreck, weil ich beinahe unter diesem verfluchten Auto gelandet wäre.« Die Arme auf die Knie gestützt, atmete sie einige Züge tief ein und aus, bis sie sich ruhiger fühlte. »Ich bin so weit und du hast recht, ich bin nervös. Können wir?«
    Kühle Luft schlug ihnen entgegen, als sie die Eingangshalle betraten. Der Wachmann drückte den Rücken durch. Die nach hinten gekämmten Haare lagen streng und akkurat am Kopf an. Naomi erkannte deutlich jede einzelne Kammzinke. »Good morning, Ladys. Bei wem darf ich Sie anmelden?«
    Naomi erwiderte den Gruß und stellte sich vor. »Mr. Thursfield erwartet uns.«
    Mit einem kurzen Nicken ließ er sie stehen, griff nach dem Telefon und meldete die Besucher an. »Zweiter Stock, rechte Tür.« Er zeigte nach links. »Bitte hier entlang.«
    Naomi ging auf die Treppe zu und stieg die marmornen Stufen nach oben. »Denkst du, der

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