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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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gefährlich sein, das ja, aber alleine bleiben wäre schlimmer. Wenigstens war Leandras Plan mit dem Schlafmittel aufgegangen. Luna hatte an diesem Morgen länger geschlafen und Naomi war unbemerkt ins Haus geschlüpft. Naomi fühlte sich deswegen immer noch schuldig. So konnte es nicht weitergehen. Sie konnte ihre Mutter nicht jeden Monat mit Schlaftabletten außer Gefecht setzen.
    »Denkst du, dass wir in London an Rominas Unterlagen kommen?«, fragte Naomi. »Meine Internet-Recherchen sind reine Zeitverschwendung. Irgendwie hätte es mich auch gewundert, wenn ich mit der Eingabe von ein paar Schlagworten in der Suchmaschine wirklich etwas gefunden hätte.«
    Leandra sah von der Zeitschrift auf. »Es wäre leichtsinnig. Und auch wir müssen vorsichtig sein. Romina verfasste diesen Brief nicht grundlos ohne einen direkten Hinweis. Außer mir sollte niemand etwas damit anfangen können. Selbst wenn wir den Schlüssel erhalten haben, sollten wir abwarten, bis wir zum Schließfach gehen. Der Anwalt war laut deiner Aussage recht neugierig.«
    Naomi nickte zustimmend. »Besser, er hält uns für normale Touristen, die während ihres Urlaubs ein nutzloses Familienerbstück abholen.« Sie sah nachdenklich aus dem Fenster. Ein Waldgebiet zog vor ihren Augen vorbei. »Gibt es viele Parks in London?«
    »Es gibt einige, ja. Warum fragst du?« Leandra legte die Illustrierte auf den Nebensitz.
    »In vier Tagen ist Vollmond.« Naomi sah zu ihrer Großmutter, die sie mit erstaunter Miene anstarrte. »Ich bin gespannt, wie viele in London zum Treffpunkt kommen.«
    Leandra schüttelte energisch den Kopf. »Auf gar keinen Fall. Das ist zu riskant. In diesen beiden Nächten fahren aufs Land.«
    Alleine zu bleiben war gefährlicher. Zu wenig wusste sie von ihrer Art; viel zu wenig. Selbst wenn Rominas Unterlagen Hinweise enthielten, die Informationen wären vermutlich veraltet. »In London ist es auch nicht riskanter für mich, als woanders. Ich muss wissen, ob es noch andere gibt. Und ich will Menschen aus meinem Clan finden, verstehst du das nicht?« Naomi war wild entschlossen. Sie würde nicht zurück nach Deutschland gehen, bevor sie nicht herausgefunden hatte, ob sich in London Mitglieder des Clans befanden.
    »Naomi. Lass mich das entscheiden, nachdem wir das Schließfach geleert haben.«
    Naomi schwieg. Sollte Leandra in Ruhe darüber nachdenken. Auch wenn deren Entscheidung nichts an ihrem Entschluss ändern konnte. Dieses Mal würde sie sich durchsetzen. Aber sie wollte jetzt nicht streiten.
    Es musste einen Grund gegeben haben, warum Romina einen Anwalt in London gewählt hatte. »Oma. Wo habt ihr gelebt, als deine Mutter verschwunden ist? In London?« Naomi fühlte sich unbehaglich, weil sie sich bisher so ignorant verhalten hatte. Nicht ein einziges Mal hatte sie sich in den vergangenen Jahren gefragt, wo ihre Großmutter ihre Kindheit verbracht hatte.
    »Nein. Wir lebten in Lyndhurst . Ein kleiner Ort bei Southampton. Lyndhurst liegt etwa einhundertfünfzig Kilometer von London entfernt. Mitten in einem Waldgebiet. Damals gab es dort nur wenige Häuser. Es erinnert mich an unser jetziges Dorf. Meine Mutter fuhr alle paar Wochen nach London, wobei ich mir unsicher bin, ob sie diese Ausrede nicht nur vorschob, um die Nächte unbemerkt im Wald zu verbringen.« Leandra sah in Gedanken versunken aus dem Fenster.
    Naomi beobachtete sie. Es tat ihr leid, alte Wunden wieder aufzureißen. Vielleicht behielt ihre Großmutter aus diesem Grund das Passwort für sich. Um etwas von Romina für sich alleine zu haben. Zu gerne hätte sie es gewusst, aber sie kannte ihre Oma. Wenn sie sagte, sie würde es noch nicht verraten, dann könnte sie betteln, solange sie wollte. Sie würde es ihr nicht sagen. Das Wort zu wissen, brächte sie im Moment sowieso nicht weiter.
    Nachdem sie in Brüssel in den Eurostar umgestiegen waren, trennten sie nur noch zwei Stunden vom internationalen Bahnhof St. Pancras in London. Leandra hielt ihr ein belegtes Brötchen vor die Nase. Die am Bahnhofskiosk gekauften Käsebrötchen sahen lecker aus. Sie griff danach, obwohl sie keinen Appetit verspürte, aber mit irgendetwas musste sie ja die Zeit totschlagen.
     
    Londons Vororte glitten am Fenster vorbei, und Naomi verschlug es die Sprache. Haus an Haus reihten sich an den Gleisen entlang. Diese Stadt hatte sie sich anders vorgestellt. Niedrige Häuser in grauem oder rotem Klinkerstein säumten die Strecke. Sie waren kaum zu unterscheiden. Hin und wieder

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