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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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Sache ist?«
    Leandra legte die Stirn in Falten. Wie würde ihre Tochter damit zurechtkommen? Luna war bodenständig, sah die Dinge klar, und in ihrem Leben war kein Raum für Außergewöhnliches. Bis heute verstand sie nicht, mit welchen Sorgen Leandra sich herumschlug. Die Umzüge, die Überwachung jeder Bewegung, bis Luna erwachsen war und keine Gefahr mehr für eine Verwandlung bestand. Luna hatte es gehasst, nach London umziehen zu müssen und glaubte immer noch an einen tragischen Unfalltod des Vaters. Doch Leandra war überzeugt: Ihr Mann war ermordet worden. Sie konnte es nicht beweisen, doch schon lange vor dem Mord hatte sie die Bedrohung gespürt. Um Luna zu schützen, hatte sie kurzerhand die Koffer gepackt und war ohne ein Wort des Abschieds in Kristiansand in den Zug gestiegen, um nach London zu ziehen. Untertauchen in einer Großstadt erschien ihr die beste Lösung zu sein. Luna weinte über Stunden, weil sie sich nicht von ihren Freunden hatte verabschieden dürfen, als sie Norwegen verließen. Das Kontaktverbot quittierte Luna monatelang mit eisigem Schweigen. Ihr Verhältnis besserte sich erst wieder, als Luna sich in Naomis Vater verliebte, und es an der Zeit war, sie ihre eigenen Wege gehen zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits zwanzig Jahre alt und mit Naomi schwanger. Eine Verwandlung in diesem Alter schloss Leandra aus.
    Lunas Mann starb noch vor Naomis Geburt. Ein Raubüberfall in den Straßen Londons. Die Wochen vor diesem Raubmord spürte Leandra das Unheil aufziehen, wie eine drohende Gewitterfront. Dasselbe Gefühl wie Jahre zuvor in Kristiansand. Leandra flehte Luna damals an, London zu verlassen. Sie erinnerte sich an die heftigen Wortwechsel mit ihr, als Luna ihr vorwarf, sie in diese schreckliche Großstadt gezerrt zu haben, und sie weigerte sich beharrlich, aufgrund einer weiteren Laune aus London fortzugehen: bis ihr Mann getötet wurde. Luna gab London die Schuld. Leandra wusste es besser. Lunas Widerstand war gebrochen, und sie zogen aufs Land in die Nähe von Chester. Als Naomi sieben Jahre alt war, tauchten die Schatten der Vergangenheit erneut auf, und Leandra drängte darauf, England zu verlassen. So landeten sie in der Lüneburger Heide, wo Leandra bis zu Naomis Abreise nicht mehr von Angstgefühlen heimgesucht worden war. Luna hatte sich in dieser Zeit ihre eigene kleine Welt aufgebaut, in der Fremdartiges oder merkwürdige Gefühle keinen Platz fanden. Nein, Luna würde es nicht verstehen. Ausgeschlossen.
    »Deine Mutter würde uns in eine Klinik einweisen lassen.« Leandra kratzte sich am Kopf. »Besser, wir lotsen sie zu den Vollmonden aus dem Haus. Eine Theaterkarte für ein Stück in Hamburg, eine Kurzreise zu ihrer Freundin nach Bayern. Wir müssen in Zukunft einfach vernünftig planen. Das hätten wir für dieses Mal schon tun müssen.«
    »Haben wir aber nicht.« Naomi gähnte herzhaft. Sie war zu müde, um einen sinnvollen Gedanken zu fassen.
    »Dann bleibt uns nur das Schlafmittel. Nur, dass ich es Luna dieses Mal schon abends untermische. So kommst du auch morgens problemlos ins Haus.« Leandra legte sich zu ihr auf das Bett. »Und jetzt erzähle mir von letzter Nacht. Ich möchte wissen, wie es sich anfühlt, als Panther unterwegs zu sein, und natürlich will ich auch erfahren, was du die ganze Zeit über getrieben hast.«

Vier
     
    Naomi ließ sich neben Leandra auf den Sitz fallen. »Irgendwie fass ich es immer noch nicht. Meine Mutter lässt uns fahren; und das, ohne zu meckern.«
    Leandra lächelte und schlug eine Zeitschrift auf. »Luna hasst London. Was sollte sie auch dagegen haben? Ich will nur einer alten Freundin unter die Arme greifen, die krank und alleine ist.«
    Naomi legte ihre Beine auf dem gegenüberliegenden Sitz ab. »Gibt es diese Freundin überhaupt?«
    »Emma?« Leandra nickte. »Natürlich. Wir telefonieren jedes Jahr zu Weihnachten. Ich freue mich sehr, sie wiederzusehen.«
    Der ICE fuhr aus dem Hamburger Bahnhof Richtung Köln. Während die Landschaft an Naomi vorbeisauste, grübelte sie darüber nach, was sie in London, neben dem Anwaltsbesuch, noch erwartete. Vielleicht träfe sie dort endlich auf Clanmitglieder. Auch in der zweiten Vollmondnacht war sie im Wald alleine geblieben. Keiner, der ihr etwas erklärte oder ihr beim Training half, welches wegen ihrer Verletzungen erbärmlich ausgefallen war. Sie hatte geübt, aber nicht genug. Vor allem das Üben von Zweikämpfen fehlte ihr.
    Eine Verwandlung in London konnte

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