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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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Kräfte? Woher soll ich die denn haben? Wie soll ich gegen erfahrene Katzenmenschen eine Chance haben, hä? Die waren beide doppelt so groß, wie ich. Romina sogar noch größer. Was denkst du eigentlich? Dass ich es nicht versucht habe? Dass es mir egal ist, ob du deine Mutter wiedersiehst?« Naomi stand auf, bedachte ihre Großmutter mit einem eisigen Blick, stapfte ins Badezimmer und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
    Sie hatte es versucht. Aufrichtig versucht, und jetzt bezeichnete sie ihre eigene Großmutter als Schwächling. Auf dem Badewannenrand sackte sie zusammen. Mit gesenktem Kopf blieb sie sitzen und begann zu weinen. Ja, sie hatte beim Kampf gegen den Anwalt keine gute Figur abgegeben, und ja, sie hätte es nicht ohne Rominas Hilfe geschafft, aus dieser Situation heraus zu kommen. Aber bisher war Kai der einzige Lehrer gewesen, der ihr wirklich etwas beigebracht hatte, was von Nutzen war. Woher sollte sie wissen, wie man kämpft? Woher?
    An der Tür klopfte es zaghaft. »Naomi?«
    Ein Heulkrampf schüttelte sie. Ihr Körper schmerzte, sie war müde, und die an den Kopf geworfenen Vorwürfe verschlimmerten ihre ohnehin niedergeschlagene Stimmung.
    »Es tut mir leid. Darf ich reinkommen?«
    »Hmm ...«, brummte sie. Die Tür ging auf und ihre Großmutter steckte den Kopf herein. »Ich wollte dich nicht ... Es ist nur ... ich mache mir schreckliche Sorgen und dann ... dann erzählst du einfach so, du hättest meine Mutter gesehen.« Sie trat durch die Tür und ging vor ihr in die Knie. Zärtlich strich sie Naomi die Haare zurück, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten.
    Naomi schniefte laut. »Ich wollte Romina ja herbringen. Aber sie lief so schnell davon.«
    »Ist ja gut. Ist ja alles gut.« Leandra griff nach der Rolle Toilettenpapier, riss einen Streifen ab und reichte ihn Naomi. »Sollen wir den nächsten Brief lesen?«
    Naomi schnäuzte sich und nickte. »Aber erst wasche ich mir das Gesicht.«
    Leandra hielt den Umschlag schon in Händen, als Naomi wieder ins Schlafzimmer kam. »Was hat meine Mutter zu dir gesagt?«
    »Sie sagte nur, sie hätte noch einiges zu regeln, und du würdest es verstehen. Das war alles.« Sie zog das Haargummi heraus, strich sich die losen Strähnen nach hinten und zwirbelte ihr Haar wieder zusammen. »Und, wir sollen die Briefe lesen und anschließend verbrennen.«
    Leandra nickte. »Weißt du, schon lange dachte ich, dass die Unfälle überhaupt keine waren. Erst mein Mann, dann dein Vater und immer dieses merkwürdige Gefühl, das mich nicht losließ, bis wir umzogen. Es war, als könnte ich die Gefahr spüren.«
    »Vermutlich tust du das auch. Immerhin warst du auch überzeugt davon, dass ich mich verwandeln werde.« Naomi sah sich im Zimmer um. »Haben wir eigentlich was zu trinken hier?«
    Leandra ließ den Brief sinken, stand auf und ging ins Badezimmer. »Dort in der Tasche. Die neben dem Bett. Gestern Abend habe ich noch Wasser und Saft gekauft. Allerdings musst du einen Zahnputzbecher benutzen, da keine Gläser da sind.«
    Nachdem sie schweigend getrunken hatten, griff Naomi nach dem Umschlag, überprüfte, ob es der richtige mit der Nummer zwei war, und öffnete ihn.
     
    Meine liebste Leandra, inzwischen sind drei weitere Jahre vergangen. Auf der Suche nach unseren Artgenossen reiste ich durch ganz England. Die Reise für eine alleinstehende Frau ist gefährlich und die Suche alles andere als leicht. Manchmal erkenne ich einen Artgenossen in Menschengestalt, doch das ist die Ausnahme, und  jedes Mal hoffe ich, an den Vollmonden auf andere zu stoßen. Mein Adressbuch wird dicker. Mein Versuch, die Artgenossen zu vereinen, stößt nicht nur auf Zustimmung, weil viele noch nie etwas von irgendwelchen Feinden gehört haben. Trotzdem scheint mir die Einigung unserer Clans die einzige Lösung zu sein, um irgendwann in Frieden leben zu können.
    Naomi schaute auf. »Genau das habe ich auch zu Kai gesagt. Dass es einen Weg geben muss, den feindlichen Clan zu bekämpfen, bis keiner mehr davon übrig ist. Vielleicht gibt es ja sogar eine Möglichkeit, die Verwandlung zu stoppen. Man müsste herausfinden, seit wann wir existieren und ...«
    »Lies weiter, Kind«, unterbrach sie Leandra. »Vielleicht hat meine Mutter ja schon etwas herausgefunden.«
    Naomi nahm den Brief wieder auf und suchte die Stelle, wo sie zu lesen aufgehört hatte.
     
    In drei Jahren stieß ich auf zweiundzwanzig weitere. Darunter war meines Wissens kein Feind. Diejenigen, die ich getroffen

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