Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
Wort ihren Liebeskummer erwähnt. Leandra musste ihre niedergeschlagene Stimmung geängstigt haben. Und nun hatte sie Karsten geschickt, um nach ihr zu sehen.
»Hey, jetzt mach nicht so ein Gesicht. Ich habe die Feiertage genutzt, um dich zu besuchen.« Karsten hielt ihr eine Tasse dampfenden Kaffees vor die Nase.
»Logisch. Es hat auch nichts mit einem Kontrollbesuch zu tun, um herauszufinden, ob die kleine Naomi nicht besser wieder nach Hause kommen sollte.« Sie fixierte Karsten, um zu sehen, ob sie richtig vermutete und ihre Oma hinter dem plötzlichen Besuch steckte.
»Wenn ich behaupte, ich hätte dich vermisst, glaubst du mir sowieso nicht, oder?«
Naomi schüttelte verneinend den Kopf.
»Also, was ist los? Warum rufst du nie zurück? Du kennst doch Leandra. Sobald sie nichts von dir hört, ist sie versucht, eine Vermisstenmeldung aufzugeben.« Karsten sah sich nach einem Sitzplatz um. Nachdem der Schreibtischstuhl mit Kleidung belagert war, setzte er sich neben sie auf das Bett.
»Mir geht es gut. Zumindest jetzt wieder.« Naomi drehte ihre Tasse in Händen und schielte zu Karsten, der kurz vor einem Lachanfall stand.
»Ich fasse es nicht«, sagte er. »Du hast dich verknallt, und der Kerl ist nicht interessiert. Was für ein Trottel!« Er streckte sich auf dem Bett aus. »Los, erzähl.«
Als sie Karsten alles über Roman erzählt hatte, berichtete sie ihm ausführlich über ihr Leben auf dem Campus, die Prüfung und ihre gebrochene Nase. »Komm, jetzt bist aber du dran«, forderte sie ihn auf. »Bisher hast du kaum etwas erzählt.«
Karsten berichtete gerade von einem berühmten Markt in Barcelona und wie bunt das Leben dort war, als es an der Tür klopfte.
»Lust auf Pizza?«, fragte Alice. Sie stand mit Sammy vor der Tür und sah an ihr vorbei. »Oh, ich glaube, wir stören.« Alice zog die Augenbrauen nach oben. Naomi seufzte auf. Sie wusste, wie es aussehen musste. Gestern hatte sie Alice von ihrer Verabredung mit Roman erzählt, und jetzt lag Karsten auf ihrem Bett. »Das ist mein guter Freund Karsten.« Sie winkte die beiden herein. »Aus Deutschland«, fügte sie erklärend hinzu. »Das sind Alice und Sammy. Alice ist eine Leidensgenossin, und Sammy hat mir mit der Prüfung geholfen. Ich habe dir eben davon erzählt.«
Karsten sprang auf die Beine und schüttelte den beiden die Hand. »Das hast du. Schön euch kennen zu lernen.«
»Dann wird es wohl nichts mit der Pizza, oder?« Alice wand sich unter Karstens Blick, der erst forschend zwischen ihr und Sammy hin und her wanderte, bevor er endgültig bei Alice hängen blieb.
Sammy war der Blick wohl ebenfalls aufgefallen, denn er griff nach Alices Hand. Naomi grinste. Karsten hatte sich nicht verändert. Er wusste genau, wie er auf Frauen wirkte und machte ein Spiel daraus, sie in Verlegenheit zu bringen. Nachdem es bereits zwölf Uhr mittags war, beschlossen sie, sich in einer Stunde beim Italiener zu treffen.
*
Roman klopfte an Naomis Wohnungstür. Er war sich unsicher, ob sie sich über seinen Überraschungsbesuch freuen würde. Der gestrige Abend war schön gewesen, und er wollte den Sonntag nicht ungenutzt verstreichen lassen. Trotzdem kannte er Naomi nicht gut genug, um einfach bei ihr hereinzuplatzen. Nach dem ersten Klopfen öffnete niemand. Er klopfte weiter, bis er Schritte hörte. Sie war also doch zu Hause. Die Tür schwang auf. Vor ihm stand ein Kerl, nur mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen. Roman machte einen Schritt zurück und starrte ihn an. Freundliches Gesicht, durchtrainierter Körper, nasses dunkles Haar. Der Typ machte eine einladende Bewegung und ging zur Seite. »Du musst Roman sein.« Sein Gegenüber lächelte ihn an. Er musste seinen verwunderten Gesichtsausdruck richtig gedeutet haben. »Naomi ist unter der Dusche. Sie wird gleich da sein.« Roman stand immer noch bewegungslos im Türrahmen.
»Nun komm schon herein. Ich bin Karsten.« Karsten sah belustigt an sich hinunter. »Und es ist tatsächlich nicht so, wie es aussieht.«
Roman verstand immer noch nicht. Wer war Karsten? Und, was machte er in diesem Aufzug in Naomis Wohnung? Er hatte einen ähnlichen Akzent wie Naomi. Hatte Naomi einen Bruder? Romans Neugierde siegte. Er betrat die Wohnung und sah sich um. Das Bett war zerwühlt, ein Rucksack lag daneben. Dieser Karsten wollte wohl länger bleiben. »Wenn es nicht so ist, wie es aussieht, wie ist es dann?«
Karsten kramte aus dem Rucksack Unterhosen und eine Jeans hervor. »Ich
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