Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
keinen Moment gezögert, als es um Roman ging. Sie war das erste Mal verliebt, und ihr Verstand hatte komplett ausgesetzt. So kannte sie sich selbst nicht. Wenn sie es genau bedachte, war ihr fester Plan gewesen, ihr Sportstudium so schnell als möglich voranzutreiben. Hatte sie nicht auch zu Sammy gesagt, sie hätte für einen festen Freund gar nicht die nötige Zeit? Die Begegnung mit Roman hatte alles verändert. Nicht, dass sie ihr Studium vernachlässigen würde; das nicht. Aber in ihrem Herzen war nun neben ihrer Liebe zum Sport ein neuer Raum besetzt worden, von dem sie gar nicht gewusst hatte, dass er überhaupt frei war.
Bertram erwartete Roman und Naomi bereits auf der Veranda. Er freute sich über seinen reparierten Fernseher und schloss ihn sofort an die Satellitenanlage an. Wie ein Kind zappte er von einem Programm zum anderen, bis Roman ihm die Fernbedienung aus der Hand nahm und ihn an das versprochene Essen erinnerte. Naomis Magen knurrte. Der Geruch nach Schmorbraten zog verführerisch durch die Räume.
»Lass dich erst mal ansehen.« Bertram sah sie amüsiert an. »Vor lauter Freude über den Fernseher, habe ich wohl meine guten Manieren vergessen.« Er fasste Naomi unter das Kinn und drehte ihr Gesicht ins Licht. »Ich ahnte schon, dass du mir eine Schönheit ins Haus gebracht hast. Selbst die Nasenklammer konnte dagegen nicht ankommen.« Er zwinkerte Roman zu. »Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, würde ich selbst mein Glück versuchen. Allerdings würde ich mir dabei ein rosa Hemd verkneifen.«
Während Roman und Bertram die Schüsseln mit Schmorbraten, Knödeln und Kürbisgemüse auf den gedeckten Tisch stellten, genoss Naomi den Blick durch die Panoramafenster. Der Vollmond spiegelte sich auf der schwarzen Oberfläche des Sees wider, und es schien, als schwimme darauf flüssiges Silber. Der silberne Lichtkegel legte eine glitzernde Spur bis ans Seeufer. Roman trat hinter ihren Stuhl, beugte sich über sie und schloss sie in seine Arme. Naomi lehnte sich an seine Brust. »Danke, dass du mich wieder hierher gebracht hast. Es ist einmalig schön hier.«
»Du kannst gerne bei mir einziehen«, sagte Bertram. Seine Augen blitzten amüsiert auf. »Es ist einsam hier draußen, und ich hätte gerne so hübsche Gesellschaft.«
Roman lachte. »Das würde dir so passen!«
Naomi lehnte sich satt und zufrieden an die Rückenlehne ihres Sitzes und schnallte sich an. Sie warf Bertram zum Abschied eine Kusshand zu, was dazu führte, dass er sich theatralisch ans Herz fasste und auf die Knie sank.
»Verrückter Kerl«, sagte Roman, bevor er den Wagen startete.
Naomi sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Kurz vor zehn. Hoffentlich wollte Roman sie nicht schon nach Hause bringen. Es war immerhin Samstagabend.
»Bist du bereit?« Roman steuerte den Wagen zurück Richtung Orono.
Naomi zog die Augenbrauen nach oben. »Bereit wofür?«
»Bertrams Haus hat zwar seinen Reiz, aber es gibt da einen Ort, an dem ich fast noch lieber bin.« Roman sah sie an. »Du hast doch nicht angenommen, dass das hier schon alles war, oder?«
Naomi schüttelte verneinend den Kopf, obwohl sie genau das gedacht hatte. Schweigend fuhren sie durch die Nacht. Naomi rätselte, wohin die Fahrt wohl ginge. Roman bog auf das Unigelände ein. Naomi runzelte die Stirn. Was sollte es schon für einen besonderen Ort auf dem Unigelände geben? Sie fuhren an den Sportanlagen vorbei, bogen immer wieder in kleine Straßen ab, bis Naomi die Orientierung verlor. Erst als sie auf die College Avenue einbogen, die parallel zum Stillwater River verlief, wusste sie wieder, wo sie sich befanden. Roman bog nochmals in eine Seitenstraße ein, bevor er den Wagen parkte. »Wir sind da!«
Naomi sah sich um. Sie standen vor einem gewöhnlichen Haus aus rotem Backstein, wie es auf dem Gelände unzählige gab. Nichts war daran besonders. Roman zog einen Schlüssel aus der Hosentasche und schüttelte ihn vielsagend vor ihrem Gesicht. »Los, komm schon!«
Naomi zuckte mit den Schultern, bevor sie ihm hinterherstapfte. Das Innere des Hauses war nur schwach beleuchtet. Roman bugsierte sie in einen hohen Raum mit Sesseln. Sie waren im Kreis angeordnet. Er deutete auf einen, bevor er in einem Nebenzimmer verschwand. Naomi ließ sich in den nächsten Plüschsessel fallen und lehnte sich zurück. Die Rückenlehne gab nach, bis sie in Liegeposition stoppte. Naomi gluckste. Ein Raum voller Liegestühle. Wozu sollte das denn gut sein? Das Licht ging aus. Musik
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