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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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selbst sagen, und er wusste das!«
    »Falsch. Ich habe mit Karsten noch gar nicht gesprochen.« Naomi griff nach dem herausgerutschten Buch. Sie wedelte mit einem Reiseführer von Barcelona vor Alices Nase herum. »Den hättest du besser wegpacken müssen.« Naomi lachte. »Wie lange willst du bleiben?«
    Alice schnappte nach dem Reiseführer. »Ha, wenigstens weißt du noch nicht alles.«
    »Also?«, fragte Naomi.
    Alice wollte mindestens drei Monate dort bleiben. Karsten hatte ihr einen freien Platz im ERASMUS-Programm besorgt. Ihr Sportstudium würde sie später fortsetzen; vielleicht sogar in Barcelona, wenn sie die Möglichkeit dazu hatte. Erst wollte sie Spanisch lernen. So hatte sie es zumindest ihren Eltern verkauft, die die Reise finanzierten. Eine Fremdsprache war immer wichtig, und Spanisch hatte sie schon in der Schule gehabt. Eine Auffrischung wäre wichtig und dringend notwendig.
    »Von Karsten wissen sie nichts?«, wollte Naomi wissen.
    Alice schüttelte den Kopf. »Noch nicht, sonst würden sie mich niemals gehen lassen und sagen, ich mache das nur wegen eines dahergelaufenen Typen, der mir den Kopf verdreht hat.«
    Naomi schmunzelte. Karsten war also ein dahergelaufener Typ. Irgendwie konnte sie die Bezeichnung ja verstehen. Alices Eltern kannten Karsten nicht und würden sich um sie sorgen. »Aber genau so ist es doch oder etwa nicht?«
    Alice zupfte einen Grashalm aus der Erde. »Schon, aber das müssen meine Eltern ja nicht wissen, oder? Besser, sie glauben, mein Ehrgeiz wäre endlich geweckt.«
    Alice schmiss ihr Studium, ohne mit der Wimper zu zucken. Etwas, wofür Naomi so hart gekämpft hatte. Alice, ihre einzige Freundin, würde gehen. In zwei Wochen schon. Ohne Alice wäre es hier nicht mehr dasselbe. Sicher, sie unterhielt sich mit ihren Kommilitoninnen, aber eine tiefere Freundschaft hatte sich nicht entwickelt. Vermutlich lag es an ihr. Wirkliche Mühe hatte sie sich nicht gegeben. Anfangs hatte sie oft Einladungen bekommen. Angenommen hatte sie keine. Das Training, ihre Freunde, Roman. Immer war ihr irgendetwas wichtiger gewesen. Sie hatte Alice, Sammy und Roman gehabt. Alice ging nun fort, Sammy war nicht mehr Freund, sondern Feind, und Roman musste sie belügen. Und Kai? Ja, Kai war eher ein Leidensgenosse. Naomi erschrak über ihre selbstsüchtigen Gedanken. Anstatt sich selbst zu bemitleiden, sollte sie sich für Alice und Karsten freuen. Im Grunde wusste sie, dass die beiden gut zueinander passten, und sie würde Alice auch gar nicht als Freundin verlieren. Sie würden sich nur nicht mehr so häufig sehen. Naomi schob ihre trüben Gedanken beiseite. »Auf eure E-mails bin ich schon gespannt.« Naomi lächelte. »Und wenn es Probleme gibt und ich schlichten soll, dann zahlt ihr mein Flugticket. Klar?«
    Alice fiel Naomi um den Hals. »Danke. Du bist echt die Beste. Ich hatte irgendwie befürchtet, dass du versuchen würdest, es mir auszureden. Karsten übrigens auch.« Naomi lächelte in sich hinein. Offensichtlich war sie leicht zu durchschauen. Genau das hätte sie versucht, wenn sie nicht selbst verliebt gewesen wäre. Aber sie verstand Alice besser, als diese dachte. Wenn Roman in Barcelona wäre, würde sie keine Sekunde zögern und sich in die nächste Maschine setzen.
     
    *
     
    Kai hielt sein Versprechen. Naomis Handy klingelte, als sie gerade die Haustür zu ihrem Studio aufschloss. Da Roman den verpassten Arbeitstag, den sie im Bett verbracht hatten, im Forschungslabor nachholen musste, vereinbarte sie mit Kai ein Treffen. Er würde sie in einer Stunde abholen. Naomi war gespannt, was Kai ihr erzählen mochte.
    Naomi sah aus dem geöffneten Fenster. Die Sonne schien, keine Wolke war am Himmel. Es roch nach frisch gemähtem Gras, vermischt mit einem süßen Blütenduft. Es roch nach Frühling. Naomi beobachtete die Straße. Studenten joggten an ihrem Wohnblock vorbei, blieben hie und da für eine Begrüßung stehen. Lachen drang in ihr Zimmer. Die Normalität des heutigen Tages beruhigte Naomi ein wenig. Trotzdem wusste sie, dass nichts mehr wie früher war. Ihre Verabredung mit Kai hatte nichts Normales. Sie war neugierig auf seine Vergangenheit, doch fürchtete sie sich auch davor. Sie hatte seinen traurigen Gesichtsausdruck immer noch vor Augen.
    Kai hielt vor dem Wohnheim und winkte ihr. Naomi griff nach ihrer Jacke und eilte nach unten.
    »Wollen wir zum Italiener?«, fragte Naomi. »Ich habe Hunger.«
    Kai schüttelte den Kopf und kramte im Handschuhfach eine Packung

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