Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters
aber nach wenigen Minuten wieder zurück.
»Sie hat schon gegessen. Ihr ist eine Laus namens Simonte über die Leber gelaufen. War ja zu erwarten. Er ist nur zu einem stark verminderten Preis am Kauf interessiert. Er müsste den Imageverlust auffangen und so ’n Zeug. Verstehst du das? Warum hat er uns dann ein paar Tage vorher noch einen weit höheren Preis geboten?«
»Salmonellen sind nicht dressierbar. Also konnte er sich nicht sicher sein, dass sein Anschlag – wenn es denn einer war – funktionieren würde. Jetzt demütigt er euch, zeigt euch, wer der Herr am Münsterplatz ist. Es war keine gute Idee deiner Mutter, gegen ihre eigene Erkenntnis zu handeln, dass Simonte gefährlich ist. Mit der Anzeige beim Finanzamt stehen nicht nur die Wirte auf wackeligen Beinen, sondern auch Simontes Ruf.«
Sie zog die Stirn in Falten. »Du meinst,er weiß ...?«
»Er ist kein Dummkopf. Zumindest dürfte er vermuten, woher die Anzeige kam. Ehrlich, ich wäre an seiner Stelle auch zu keiner anderen Erkenntnis gekommen. Wer außer euch hätte sonst Interesse an dieser ... na ja, Intrige haben können?«
Margot quittierte meine leise Vorhaltung mit einem tiefen Grollen und einem kräftigen »Scheiße«.
Es verblieben noch fünf Stunden, als mein Handy einen Anruf von auswärts registrierte.
»Gehen Sie online«, war alles, was der Unbekannte sagte.
»Es geht los«, schreckte ich Margot hoch, die den Kopf in die Hände gestützt hatte und ein Zigarillo von einem Mundwinkel in den andern schob.
»Oje. Hoffentlich hängt da nicht wieder eine Datei dran«, quiekte sie und startete die Mailbox.
... seien Sie in genau einer Stunde an der Raststätte Bad Bellingen. Halten Sie in Höhe der Tankanlage.
Lassen Sie das Handy eingeschaltet und warten auf weitere Anweisungen. Unterlagen nicht vergessen ...
In einer Stunde wurde es dunkel. Der Vorteil lag auf der Seite des Unbekannten.
»Willst du nicht Eibel informieren? Das kann gefährlich werden.«
Ich ließ die Information ein paar Sekunden in mir sacken. Jetzt war es so weit. Meine Story hatte ein Packende.
»Nein«, sprach mein Kobold aus mir. »Eibel ist ein Trampeltier, und ich traue ihm nicht. Ich mache das ohne ihn. Wenn etwas schiefgeht, rufe ich dich an.«
Ob mein Gegenspieler das zulassen würde, bezweifelte ich, behielt es aber für mich.
»Hast du deinen Pass oder Ausweis dabei. Das riechtnach Schweizer Grenze. Willst du nicht lieber die alte Pistole von Vater mitnehmen. Herrgott, wo kann die sein ...« Sie raufte sich die Haare und suchte hektisch in den Schränken. »Und gegessen hast du auch noch nichts.«
»Pssst, ganz ruhig«, fing ich sie am Geschirrschrank ein und nahm sie in die Arme.
28
Der Tag schlüpfte bereits in sein Nachtgewand, als ich die Tankstelle erreichte.
Angestrengt hatte ich im Rückspiegel versucht einen Wagen auszumachen, der mir folgte. Ich war mir sicher, dass mich jemand beschattete. Aber zu dieser Tageszeit strebten einige hundert Schweizer zurück in ihre Heimat, und dementsprechend wuselig war der Verkehr. Wer immer auch folgte, hatte beste Chancen, nicht entdeckt zu werden.
»Gut geplant«, brummte ich und parkte so, dass der Wagen noch im Restlicht der Tankstelle zu erkennen war.
Mit zwei belegten Brötchen und einer Cola vertrieb ich mein Magenknurren und beobachtete dabei den nicht abreißen wollenden Strom von Fahrzeugen. Ich horchte in mich hinein, stellte aber nur eine gewisse Anspannung fest. Warum dauerte das Warten so lange? Der Unbekannte ließ sich Zeit. Margot anzurufen, traute ich mich nicht. Nachdem sie heute das erste Mal Nerven gezeigt und so etwas wie Sorge um einen ihr eigentlich unbekannten Menschen ausgedrückt hatte, mahnte mich mein Gefühl, ihr nicht noch mehr Verunsicherung und, ja, Angst zuzumuten.
Die Beifahrertür wurde aufgerissen.
»Hab mir’s doch gedacht. Sie wollen die Story für sich. Denken wohl, ich sei ein alter Trottel.«
Eibel ließ sich auf den Sitz fallen.
»So nicht, mein Freund. Hier können Sie warten, bis Sie anwachsen. Ich geben Ihnen den guten Rat: verschwinden Sie lieber im Bett Ihrer Freundin. Die französischen Kollegen haben Enrico verhaftet. Der gibt keine Anweisungen mehr.«
Er grinste im Licht der Innenbeleuchtung wie eine diabolische Maske.
»Hätten Sie mir die Fahrt dann nicht ersparen und mich über Handy informieren können?«
Er wälzte sich aus dem Sitz und zog sich an der Dachkante aus dem Wagen.
»Nein. Ich wollte Ihr dummes Gesicht
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