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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Agent?«
    »Stimmt alles«, sagte Orchus und beobachtete mich im Rückspiegel.
    »Orchus, bring unseren Gast nicht aus dem Konzept. Schau lieber auf die Straße«, tadelte der Mann neben mir seinen Fahrer in mildem Ton.
    »Ich bin sowohl Graf Este als auch Pater Lutz. Je nach Einsatzgebiet. Die Einrichtung des kirchlichen Agenten gibt es schon seit der Inquisition. Dazu nimmt man gerne Brüder aus meinem Orden. Ich sagte ja, dass wir schon immer die Feuerwehr des Glaubens waren ... Zum Testament: Das Original tauchte mit anonymer Post kurz nach Erscheinen Ihres Artikels auf. Keine Ahnung, wer es entwendet haben könnte. Das ist das, was mir noch ein wenig Kopfzerbrechen macht ... Die Testamentseröffnung war bereits vor vier Tagen, sodass ich wusste, was mein Bruder verfügt hatte. Lisa ist tatsächlich die Erbin, allerdings mit der Einschränkung, dass ich, solange ich lebe, immer eine Stimme in allen Gremien der Stiftung mehr haben werde als sie. Sie erhält genug Geld, um sich die beste Ausbildung und einen angemessenen Lebensstandard leisten zu können. Das Problem ist nur, sie braucht bis zur Volljährigkeit tatsächlich einen Vormund.«
    Der Pater, mir lag dieser Adelstitel nicht, hatte seine Ausführung so schnell heruntergerasselt, dass ich Mühe hatte, seiner Logik zu folgen.
    Ich versuchte die Informationen auf die Reihe zu bekommen. »Die Anschuldigungen im Testament von heute ...«.
    » ... waren etwas konstruiert, was mich anbetraf. Der Rest stimmte«, vollendete er den Satz.
    »Simonte ist zu schlau, um selbst einen Mord in Auftrag zu geben«, fuhr er fort. »Da wird ihn Matthis auch schwer packen können. Daher hatten wir nur die sehr geringe Chance, ihn mit seiner Habgier aufs Eis zu locken. Hätte er sich nicht als Vater von Lisa geoutet, hätten wir ihn mit dem Test des Kindes nicht unter Druck setzen können. Gerda hatte das Verschwinden des Dokuments nach dem Einbruch bemerkt und war deshalb in Panik geraten. Ich weiß nicht, was sie angestellt hat. Vielleicht hat sie versucht, ihn mit dem Tod seiner Frau zu erpressen, sodass er sie aus dem Verkehr ziehen musste.«
    Er hielt mir einen Flachmann hin. »Wollen Sie einen Schluck? Whisky. Ich muss mich langsam auf mein neues Einsatzgebiet und seine Eigenheiten vorbereiten.«
 
    Orchus ließ den Wagen vor dem Haupteingang des Schlösschens ausrollen, in dem Margot und ich vor Tagen, wie sich Lutz ausgedrückt hatte, »in Klausur« gewesen waren.
    »Gerd ...«, hallte ein einziger Schrei durch das Treppenhaus. Lisa stürzte sich mit wehenden Haaren auf mich. Sie drückte ihren Kopf an meine Brust und löste sich förmlich in einem Weinkrampf auf. »Mami ist tot ...«, wiederholte sie, bis ihre Kräfte nachließen und ich nur noch ein lebloses Bündel Kind in den Armen hielt.
    Lutz stand verlegen herum und kraulte sich seinen nicht vorhandenen Bart.
    »Los, Orchus. Tun Sie was. Sie sind Tierarzt. Das kann ja nicht so weit vom menschlichen Organismus weg sein«, winkte er den Mönch herbei, der sich mein Gepäck unter die Arme geklemmt hatte, als gelte es, einen Gegner beim Catchen zu erdrosseln.
    Er ließ alles fallen und nahm mir Lisa behutsam ab, die er wie ein rohes Ei die Treppe hinauftrug.
    »Dich bekommt man wohl nur zu sehen, wenn man dich entführt«, kam es von oben.
    Margot kam langsam die Stufen herunter. Ein weißer Hosenanzug stand in einem aufregenden Kontrast zu ihren offen getragenen Haaren.
    Lutz murmelte etwas von »Bis später!« und entfernte sich.
    »Dickschädel, verdammter! Warum hast du dich nicht mehr gemeldet?«, flüsterte Margot und blieb auf der untersten Stufe stehen. »Na, was ist? Soll ich dich jetzt wie Lisa anspringen, oder willst du dich noch vorher entschuldigen?«
    »Ersteres. Die gegenseitigen Entschuldigungen können wir später nachholen«, grinste ich und nahm sie in die Arme.
 
    Es war ein schönes Gefühl, wie eine richtige Familie beim Abendessen an einem Tisch zu sitzen. Lisa hatte sich erholt. Orchus hatte auf unsere Frage, wie er das so schnell bewerkstelligt hatte, nur geantwortet: »Wie bei Katzen. Immer streicheln.«
    »So ihr beiden Turteltäubchen«, begann Lutz, nachdem wir uns zu einer Flasche Cognac ins Kaminzimmer zurückgezogen hatten, »das Kind braucht Eltern und nicht irgendeinen habgierigen Vormund von Staatsseite. Werdet euch schnell einig, und ich traue euch persönlich im Münster. Das Fest und eure Hochzeitsreise mit Lisa sind mein Geschenk. Ihr braucht auch vorher nicht zu beichten.

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