Im Schatten des Pferdemondes
abwartend zu ihm auf.
»Ich habe Sie ein Kind genannt, als wir Excalibur zum ersten Mal begegneten, und es war nicht freundlich gemeint.«
»Ich weiß.«
»Ein Kind, wie ich es meinte, wäre nie zu einer so großartigen Sache in der Lage wie Sie.« Er streckte ihr die Hand hin: »Akzeptieren Sie die Entschuldigung?«
»Klar.« Sie legte ihre kleine Hand in seine, und er fühlte ein blitzartig rasches Zucken und sah einen seltsamen Glanz in ihren Augen, als sie zu ihm aufsah. Fast schien es, als wolle sie sich an seine Schulter lehnen. Er bog es ab, indem er sagte: »Darauf können wir jetzt wirklich eine Friedenspfeife rauchen.«
Claire hatte darauf bestanden, seinen Rucksack zu packen, und eifrig kramend förderte er kleine Schätze an die Oberfläche: Ein dickes Paket mit Sandwiches, eine Thermoskanne mit heißem Tee, eine kleine Dose mit Zucker, ein fest verschraubtes Fläschchen mit dicker Sahne und ganz zum Schluß eine kleine flache Whiskyflasche.
»Nehmen Sie den Becher von der Thermoskanne«, schlug er vor, als er ihr Feuer gab. »Ich werde einen Tropfen Whisky aus dem Deckel der Flasche trinken. Er ist groß genug für einen oder zwei Schlucke.« Über die Flamme hinweg blickte er in ihre Augen.
»Schätze, Whisky ist Ihnen ebensowenig fremd wie Zigaretten.«
»Sie haben wohl Angst, sich zu vergiften, wenn Sie mit mir aus demselben Becher trinken?«
Seine Lider sanken halb herab, und ein kleines Lächeln hob seine Mundwinkel. »Verlangen Sie nicht zuviel auf einmal von einem unbedarften Pferdedoktor, junge Dame. Geben Sie mir Zeit, mich an die neue Louise Fargus zu gewöhnen.«
Sie würgte ihren Protest mit einem großen Schluck Whisky hinunter, hustete, wischte sich über die plötzlich tränenden Augen und streckte ihm den Becher erneut hin. »Lieber Tee?« fragte er fürsorglich, und sie nickte, unfähig zu sprechen. »Möchten Sie ein Sandwich?«
»Ich bin nicht hungrig. Was ist mit Ihnen?«
»Nein. Sagen Sie, Louise, haben Sie je die Cochans beobachtet, wie sie Tiere von Ihrem Gelände wegtrieben?«
»Nein, das ist es ja! Sie machen es nicht selbst, sonst hätte ich die Polizei schon dazu gekriegt herzukommen, damit sie sie in flagranti ertappt; aber es ist der Hund.«
Erics Herz sank. »Welcher Hund?« fragte er tonlos, obwohl er die Antwort kannte.
»Der verdammte Hund, den Sie bei sich hatten an Ihrem ersten Abend. Der grauweiße Schäferhund. Sie haben ihn abgerichtet. Zuerst dachte ich, wenn ich fotografieren könnte, wie er's tut ... aber dann fiel mir ein, die Cochans würden nur sagen, er sei ein Wilderer, und sie hätten keinen Anteil daran, und wahrscheinlich würden sie ihn töten, um die Polizei von ihrer Behauptung zu überzeugen, und darauf nur einen anderen Hund abrichten, und immer so fort ... und ich wollte nicht verantwortlich sein für den Tod eines Tieres, das nur tut, was ihm befohlen wird.«
Für diese Worte hätte er sie umarmen können. »Wieso sagten Sie damals nichts davon? Ich meine, an meinem ersten Abend hier, als Sie uns auf die Klippen nachgekommen waren?«
Sie sah ihn an, als zweifele sie an seiner Zurechnungsfähigkeit. »Wie konnte ich? Hätten Sie's geglaubt? Sie hatten sich mit dem Hund angefreundet, und überdies ...«
»Ja?«
»Na, zum einen hätte ich's nicht erklären können, nicht richtig. Und außerdem ... Sie waren ein Fremder, Sie waren so zurückhaltend ... wenn Sie jemanden nicht kennen, und dieser Jemand einen ganz zugeknöpften Eindruck macht – würden Sie dem gleich reinen Wein einschenken?«
»Nein«, mußte er einräumen. »Da sahen Sie also die einzige Möglichkeit darin, immer auf der Wacht zu sein, ihm zu folgen, wenn er es wieder getan hat, und die gestohlenen Tiere dann zurückzutreiben?«
»Ein bißchen komplizierter war's schon.«
»Was ich nicht verstehe«, sagte er langsam, »... gestern noch war ich bei den Hirten, und die sagten, seit die Tiere in den Scheunen sind, ist nichts mehr vorgefallen.«
Louise zuckte die Schultern. »Wenn Sie dort waren, wissen Sie auch, wie unübersichtlich die Koppeln sind. Und die da oben lassen den Hund beinah jeden Tag über unser Gelände stromern. Wenn er versprengte Tiere findet, scheint er sie zum Zaun zu treiben, als gehörten sie zu denen da oben. Wahrscheinlich wollten die Hirten morgen früh Meldung im Haus machen, daß nun doch wieder einige fehlen; die Mühe können sie sich jetzt sparen. Sie werden sich nur wundern, wenn sie draußen auf die Ausreißer treffen.« Sie lächelte grimmig und trank
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