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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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Spaß machen, die mal zu besuchen, vielleicht in Museen und ins Theater zu gehen, auf Partys,... na, was man eben so tut.«
»Wer wird dann hier aufpassen?«
»Ab jetzt passe ich hier auf, und Sie verbringen die Nächte in Ihrem Bett.«
»Klingt zu schön, um wahr zu sein. Sie werden ja nicht ewig hierbleiben.«
»Eine Weile bleibe ich ja schon noch. Überlassen Sie sie mir.«
»Was wollen Sie denn tun?«
»Es sollte sich ein Weg finden lassen, ihnen das Handwerk zu legen, und dann wird niemand mehr aufpassen müssen. Und Sie können mit ruhigem Gewissen Spaß haben.«
Wie war denen das Handwerk zu legen, fragte er sich, während er so zuversichtlich sprach. Und Wolf ... einer der Hirten könnte ihn leicht erschießen, wenn er ihn bei seinem verbotenen Treiben erwischte. Er dachte an den Schrecken seines ersten Morgens hier, als der Hund so unvermittelt zusammengebrochen war, und Louise hatte gesagt, die Cochans hatten ihn abgerichtet – wie konnten sie sein Treiben aus der Ferne steuern? Und da waren noch andere Rätsel...
»Aber ich werde mich da gar nicht wohl fühlen«, unterbrach ihre Stimme seine Gedanken. »Ich kenne da doch keinen in Glasgow, außer Onkel und Tante und Pete.«
»Ihr Cousin?«
»Hm.«
»Wie alt ist er?«
Sie schien nachrechnen zu müssen und entschuldigte sich. »Es ist 'ne Weile her, seit ich ihn das letzte Mal sah ... da war er ein pickelgesichtiger Bengel, der mich an den Haaren zog.«
»Ich wette, Sie haben damals Rattenschwänze getragen.«
Mit kindlich anmutendem Staunen sah sie ihn an: »Woher wissen Sie das denn?« Dann sah sie den Schalk in seinen Augen und gab ihm einen kleinen Klaps. »Sie machen sich über mich lustig, Sie Ekel!«
Eric lächelte und zeichnete verschlungene Muster in den Boden. »Ich verstehe etwas von Pferden. Nicht so sehr viel von Mädchen, Louise.«
Sie schmiegte die Wange an ihre noch angezogenen Knie und betrachtete ihn schweigend. Nachdem sie ihn eine Weile still angesehen hatte, hob er den Kopf und sah, daß das Mondlicht alles Kindliehe aus ihren Zügen gezaubert hatte – ihr Gesicht glich in diesen Augenblicken dem feingeschnittenen Oval ihrer Mutter.
»Immer nur Arbeit für Sie, nicht? Ich wünschte, Sie würden mir in Glasgow Museen zeigen und mit mir auf Partys gehen.«
Er hätte sie überhaupt keinen Whisky trinken lassen sollen. Nicht einmal einen Tropfen. »Sie werden also fahren?«
»Sie sind gut im Ausweichen, Mr. Gustavson.« Sie erhob sich und wischte sich die derben schwarzen Hosen ab. »Ich werd's mir auf jeden Fall überlegen. Und jetzt gehe ich nach Hause. – Das erleichtert Sie, nicht?« fügte sie mit einem Anflug ihrer früheren Bosheit hinzu.
»Sie scheinen mich ja für einen richtigen Frauenhasser zu halten.«
»Ich glaub nicht. Ich glaub, Sie mögen Menschen einfach nicht besonders. Im allgemeinen, heißt das. Sie sind mißtrauisch. Papa war oft auch sehr zurückhaltend gegen andere. Vorhin sagte ich noch, es schien manchmal, als sei ihm sein Charme geradezu unangenehm, aber vielleicht war's das gleiche wie bei Ihnen. Vielleicht hatte er Angst vor Menschen, Angst, daß sie ihn verletzen.«
Eric saß noch auf dem Boden. Unbehaglich spielte er mit ein paar Sandklumpen. »Ich wußte nicht, daß Psychoanalyse zu Ihren Hobbys zählt«, sagte er rauh. »Und auf jeden Fall liegen Sie ganz falsch.«
»Wenn Sie es sagen.«
Ein Sandklumpen kollerte aus seiner unruhigen Hand auf den Boden und Eric fragte sich, woher dieses frühreife Mädchen seine Einsichtigkeit nahm. Er hatte sie unterschätzt. Was konnte sie wissen von seiner Kindheit, dem Sehnen nach Liebe und Geborgenheit, und den Strafen, den harten Worten, die es statt dessen gegeben hatte? Was von der Grausamkeit der Kinder in der Schule, nachdem sich herumgesprochen hatte, daß er keine Eltern hatte?
Womöglich verfügte sie über ein ähnliches Feingefühl wie er selbst. Und da sagte sie, als habe sie seine Gedanken gelesen: »Den Tieren können Sie helfen, und Sie lieben sie. Aber Sie selbst – ... Wissen Sie, was ich Ihnen wünsche?«
»Louise, bitte –«
»Schon gut, schon gut, ich bin gleich verschwunden. Ich wünsch Ihnen, daß bald eine daherkommt, vor der Sie sich nicht so in acht nehmen wie vor allen anderen, und daß sie Ihnen zeigt, daß Sie das auch gar nicht müssen. Und ich hab so das Gefühl, daß das gut für Ihr Zusammenleben mit allen anderen Menschen wäre.«
Er erhob sich langsam. »Ich frage mich, wo Sie diesen ganzen Klamauk hernehmen, Louise. Ich denke, ich

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