Im Schatten des Pferdemondes
Berührung. »Eric, du bist hier bei mir. Nicht bei einem Fall.«
»Oh.« Verlegen rollte er die Ärmel herunter.
»Du hast doch bestimmt Hunger?«
»Hm.«
Sie führte ihn ins Wohnzimmer, und er fand in dem behaglichen Raum einen geschmackvoll gedeckten Tisch mit verschieden Kuchensorten sowie Schalen mit Plätzchen, darunter auch Scones. »Oh! – Darum sagtest du, es sei nicht nötig, den Tisch zu decken!«
»Willst du dich nicht setzen? Ich hole Kakao und Tee.«
Er bemerkte ein rosiges Aufglühen ihres Gesichts, bevor sie sich umwandte, und als sie mit einem Tablett zurückkam, sagte sie etwas verlegen: »Du wunderst dich sicher darüber, daß ich den Tisch vorbereitet habe, so, als sei ich ganz sicher, daß du mitkommen würdest. Aber so war's nicht.« Sie neigte sich mit der Teekanne über den Tisch und schenkte seine höflich erhobene Tasse voll. Er reichte ihr auch ihre Tasse und sie wußte, er sah, daß ihre Hände nicht ganz ruhig waren. Sie stellte Wolf seinen Kakao hin und hatte damit einen guten Vorwand, um Eric nicht ansehen zu müssen. »Ich hoffte es nur. Daß du mich begleiten würdest, meine ich. Und ich war unruhig ... Claire und ich hatten eine Zeit vereinbart, und es war gut, mich vorher beschäftigen zu können.«
Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, wie sie sich gefühlt hätte, wenn sie allein zu dem festlich gedeckten Tisch zurückgekehrt wäre.
Er sah sie unverwandt an, ohne sich zu regen, ohne ein Wort. Er schien kaum zu atmen. Sie hatte diesen Blick schon einmal gesehen: als sie oben auf den Klippen waren und er gerade erwacht war; diesen tiefen dunklen Blick vor dem stürmischen Kuß. Die Erinnerung machte sie beinah schwindlig.
Lieber Gott, Elaine, es hat dich wirklich erwischt! So war's nie vorher.
Sie setzte sich Eric gegenüber. »Was möchtest du zuerst?«
Ohne sich zu bewegen, schien er näher gekommen zu sein, als habe er sich leicht über den Tisch geneigt. Aber sie war sicher, daß er sich nicht gerührt hatte: Seine Haltung war ganz dieselbe wie zuvor, sehr aufrecht, den Rücken gegen die hohe Stuhllehne gepreßt, die rechte Hand ruhte neben seiner Teetasse auf dem glatten, spiegelnden Holz des Tischs.
Es waren seine Augen.
Sie kannte seine Augen. Sie waren von sehr dunklem Grau, das manchmal schwarz schien, und sie hatten einen ganz eigentümlichen, metallisch schimmernden Glanz. Große Augen, mit sehr dünnen Lidern und dichten Wimpern. Sprechende Augen. Schon im ersten Augenblick, als er beinah zerbrochen in seinem Krankenbett gelegen hatte, betäubt von der Spritze, die Hugh ihm verabreicht hatte, hatten sie etwas in ihr angerührt.
Der erste, noch verhangene Blick aus seinen Augen. Das scheue Lächeln. Der Widerstand, der sich um ihretwillen ergeben hatte, die bereitwillige Mitarbeit trotz der anfänglichen Rebellion – und –»ich denke, Sie sind eine sehr schöne Mischung«. Der tiefe Blick auf den Klippen, als sie umgeben waren vom Farbenrausch der marchairs, und schließlich der Kuß.
Unerwartet lächelte er und hob seine Tasse an die Lippen.
»Das ist schön. Wir sitzen uns gegenüber und nippen gesittet an unserem Tee.« Er lächelte wieder, aber seine Augen wurden nicht von diesem Lächeln berührt. »Ganz wie du und dein Professor.« Er nahm die Tasse mit der Untertasse auf und bat um mehr Tee.
»Willst du gar nichts essen?« fragte sie.
»Oh, ich hätte gern eines von diesen.« Er deutete auf die Nußrollen, mit deren Zubereitung sie sich viel Mühe gegeben hatte.
Aber er rührte weder seine Kuchengabel noch das Gebäck an. Offensichtlich durstig trank er seine Tasse leer, und sie hielt die Kanne bereit, um sie erneut zu füllen; ihre Hände streiften einander, und der erneut aufspringende Funke ließ sie und ihn zusammenzucken. Er nahm ihr die Kanne aus der Hand, stellte sie sacht auf den Tisch und stand auf.
Sie wußte, daß er behutsam eroberte. Sie wußte es, seit sie ihn mit den Pferden gesehen hatte. Aber die Glut in seinen Augen ängstigte sie.
Nicht einmal zu träumen gewagt hatte sie, daß Liebe so sein kann. Was immer ihr widerfahren mochte, niemals würde sie diese Leidenschaft und tiefe Zärtlichkeit vergessen können.
»Tränen«, flüsterte er bestürzt und nahm sie mit den Lippen auf: »Elaine, Fayre Elaine, sag, habe ich dir – weh getan?«
Heftig schüttelte sie den Kopf, konnte und wollte nicht sprechen.
Eine Kerze in einer entfernten Ecke war die einzige Lichtquelle. Im Schein dieser Kerze hatte sie in sein Gesicht gesehen ... in etwas,
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