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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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aufregen. Er hat schon einen Hirnschlag hinter sich; ich weiß nicht, was ein Ärgernis wie dieses ihm antun würde. Wollen Sie mir das versprechen?«
»Natürlich.« Alle Last lag allein auf ihren Schultern. Sie konnte nicht einmal mit Grandpa darüber sprechen und Louise ... Louise wußte. Ihr hatte sich Emily offenbar anvertraut, aber konnte eine Fünfzehnjährige eine Hilfe sein? Vielleicht machte sie ihrer Mutter insgeheim sogar Vorwürfe, weil sie sie mit ihren Sorgen belastete.
Emily sagte plötzlich hitzig: »Ja, ich werde es veranlassen!
– Aber es ärgert mich! Und wie sehr es mich ärgert! Ich habe einen solchen Ärger damit, daß ich nachts oft nicht schlafen kann, und nun habe ich Verluste gehabt und werde noch weitere durch das Heu haben, während diese Bande frech daherkommt und mir mein Vieh stiehlt. Wenn ich's doch nur beweisen könnte, daß sie es sind!«
Eben. Das war der Punkt. Und dieser Punkt ging ihn überhaupt nichts an. Er war engagiert worden, um sich um Solitaire zu kümmern, und nicht, um die übrigen Probleme des Gestüts zu lösen. Und doch beschäftigte sich sein Geist bereits lebhaft mit dieser Situation. Das also hatte Emily gemeint, als sie am ersten Tag gesagt hatte, die Welt hier oben sei alles andere als harmonisch, und er dachte wieder an Louises zornige Worte: »Was kann gut sein, was von denen da oben kommt?« Wolf. Gehörte Wolf dorthin, dann benutzten sie ihn vielleicht dazu, um ein paar Schafe von Emilys Herde abzusondern und zu ihrem Gebiet zu treiben, benutzten diesen feinen, grundanständigen Hund für ihre Schurkereien. Ihm wurde schlecht vor Wut, er ballte die Fäuste, bezähmte sich mühsam. Es geht dich nichts an, sagte er sich. Es ist nicht deine Sache. Emily hielt sein Schweigen offenbar für Verlegenheit oder Desinteresse; sie fuhr ruhiger fort: »Eigentlich ist es nicht so arg. Oft, wenn ich vom Verlust mehrerer Tiere erfahre, tauchen sie nach wenigen Tagen wieder auf. Ich finde das merkwürdig.«
»Ja, scheint mir auch so.« Diese Bemerkung, die darauf gerichtet war, mehr von diesen Vorkommnissen zu erfahren, erreichte gerade das Gegenteil. Emily fuhr in dem leichten Konversationston, in dem das Gespräch begonnen hatte, fort: »Hinzu kommt in unseren Kreisen, daß man nach außen glänzen muß – das bedeutet, einen Wagen wie den meinen zu fahren, es bedeutet, stets eine tadellose Ausrüstung zu haben, und ebenso, niemals in mehrfach getragener Kleidung auf einer Reitsportveranstaltung zu erscheinen; schließlich steht der Ruf der Familie auf dem Spiel, und an dem Ruf hängt auch das Ansehen unserer Pferde. So ist das in der HighSociety des Pferdesports, Eric. Hinter den Kulissen sieht es oft anders aus als an der glanzvollen Oberfläche.«
»Bei Turner scheint das aber anders zu sein.«
»Sir Simon hat sich in den oberen Pferdesportkreisen einen Namen gemacht durch seine reiterlichen Leistungen. Darüber knüpft er heute jede Beziehung, die ihm erfolgversprechend erscheint, und er hat inzwischen durch sein Erbe ein gewaltiges Vermögen im Rücken. Keiner der Fargus' hat jemals wirklich viel Geld gehabt; und keiner von ihnen war jemals ein herausragender Reiter. Der Unfall meines Mannes ist ein Beleg dafür. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, ein Pferd zu reiten, das einfach zu hitzig für ihn war, und das ist ihm zum Verhängnis geworden.« Sie schwieg und schwenkte ihr Glas, starrte lange hinein. »Everett«, sagte sie dann weich.
Eric erwartete eigentlich, daß sie nun über ihren Mann sprechen würde, über die Hoffnungen und Träume, die sie miteinander geteilt haben mußten, und über das Hineingeschleudertwerden in die harte Realität, der sie sich nach seinem Ableben hatte stellen müssen, aber sie sagte nur: »Wir haben unseren Leumund über eine außergewöhnliche und wertvolle Blutlinie erlangt, und dieser Leumund darf nicht durch Schäbigkeit besudelt werden. Und das geht ins Geld.« Sie blickte ihn an und strich sich eine kleine Locke aus der Stirn. »Solitaire ist sehr wichtig für uns. Everett erwarb sie als Fohlen – ich glaube, ich erwähnte das noch nicht. Als ausgewachsenes, ausgebildetes Pferd hätten wir sie uns nie leisten können. Pferde wie sie werden noch immer gewissermaßen mit Gold aufgewogen. Everetts Hoffnung ging dahin, daß eine Stute mit einem so reinen Stammbaum, einer so großartigen Veranlagung wie Solitaire, im Verein mit Excaliburs Abstammung, unseren Blutbestand, und damit die Absatzmöglichkeiten für unsere Pferde,

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