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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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niederließ. Die Glut schnappte gierig nach dem frischen Brennstoff, und Flammen zuckten hoch. Der König, dessen Gesicht immer noch schmerzverzerrt war, bemerkte es nicht.
    Ich berührte seine Schultern; die Sehnen und Muskeln waren hart wie Eisen. Sanft begann ich ihn mit der rechten Hand zu massieren, während ich mit der linken seine Finger aufbog. „Ein Muskel in Euerm Nacken hat sich verknotet“, erklärte ich leise. „Wenn ich ihn finde, kann ich den Knoten entfernen.“
    Zögernd, beinahe widerstrebend, zog er die Hand fort und enthüllte eine Fläche voller zum Teil noch offener Schnitte und feuchtglänzender Kratzer in seinem dicken Nackenpelz. Dies schien ihm jedoch nichts auszumachen. Der Schmerz kam von tief innen, von einer Stelle, die er mit seinen Krallen nicht erreichen konnte. Vorsichtig fuhr ich meine Krallen aus und drang in das Fleisch vor, tastete mich behutsam um die Wirbelsäule herum. Ich wußte, daß diese Untersuchung mit starken Schmerzen verbunden war, aber er beklagte sich nicht, als ich mich an der Wirbelsäule hinuntertastete. Endlich fand ich den Knoten in der Schulter. „Dreht Euern Kopf nach rechts“, bat ich ihn. Er schickte sich an, meiner Aufforderung Folge zu leisten, zuckte aber sofort zusammen. „Dreht den Kopf trotz der Schmerzen weiter“, sagte ich, indem ich immer härter auf den Muskelknoten drückte, der einfach nicht nachgeben wollte. Er fühlte sich an wie ein kleiner Fels, dabei wußte ich genau, daß es kein fremdartiges Gewächs war. Ich stand auf, um mein ganzes Gewicht in meine Hände zu legen. Ich spürte, wie er sich gegen meine Finger aufbäumte, und dann weichte der Muskel auf, glättete sich und gab endgültig nach. Ich zog meine Finger langsam aus seinem Fleisch. „Ist es jetzt besser?“
    Für einen Moment war er sich nicht sicher. Dann, als er seine Schultern spannte und den Kopf hin und her bewegte, dann den Arm hob, lächelte er verblüfft und erleichtert. „Wie hast du das geschafft?“
    „Der Heiler hat mir mal gezeigt, wie ich meinem Meister solche Knoten aus dem Rücken drücken kann. Offenbar bewegt er sich, seit er seine Sehkraft verlor, ganz anders, und Muskeln, die früher einmal gleichzeitig funktioniert haben, mußten nun getrennte Arbeit leisten. Das konnten sie aber nicht, weil die Muskelfasern zum Teil zusammengewachsen waren, daher hatte er manchmal krampfartige Verspannungen.“
    „Ich glaube nicht, daß ich mich anders bewege als früher“, meinte er zweifelnd.
    „Muskelknoten haben eine andere Ursache. Wenn Ihr an Euren Traum denkt, dann solltet Ihr es tun, ohne Eure Muskeln anzuspannen.“
    „Du bist sehr aufmerksam“, meinte er und schien erfreut, daß ich nach nur zwei Vorfällen seinen Schmerz bereits mit dem Traum in Verbindung brachte. „Tarana meint, der Schmerz würde von den Göttern gesandt, um mich anzustacheln, mein Schicksal in die Hand zu nehmen und zu ändern.“
    „Unsinn“, entgegnete ich unwillig. „Ihr hattet einen Muskelknoten, den jeder andere kundige Heiler in Eurem Körper hätte beseitigen können. Ich habe lediglich zwei Muskelsäcke voneinander getrennt, da sie zusammengewachsen waren. Dadurch können die Muskeln wieder unabhängig voneinander arbeiten und sich bewegen, wie es auch sein soll. Zu einer solchen Verknotung dürfte es vorerst nicht mehr kommen. Doch wenn es noch einmal geschieht, ruft sofort den Heiler. Er kann noch weiter vordringen als ich.“
    „Ist er ein Zauberer?“
    „Nein“, antwortete ich und stöhnte bei diesem Vergleich innerlich auf. „Wenn er Euch nicht helfen kann, braucht Ihr ihn auch nicht zu bezahlen.“
    „Er ist also kein Zauberer“, wiederholte der König und zog dabei eine Grimasse. Offenbar dachte er an die Summen, die er an Hexen oder Zauberer für seltsame und nutzlose Medizinen und Versprechungen bezahlt hatte. „Du und deine Gefährten – ihr verblüfft mich immer wieder. Fast scheint es, als sei dieser Ort die legendäre Stadt der Zuflucht.“ Er schaute sich in dem Raum um, wobei seine Blicke an dem friedlichen, aber provozierenden Altar hängenblieben.
    Ich lächelte. Die Wunder in der Stadt der Zuflucht wurden in den Büchern der Götter vielfach erwähnt. Es war ein Ort, wo die Menschen in Harmonie lebten, wo jedermann Gnade fand, und es war ein Ort der Hoffnung. Jedoch war die Stadt der Zuflucht, so hieß es in den Legenden, schon vor Äonen verlassen worden und schlief nun, von einem Eispanzer eingehüllt, der Ewigkeit entgegen. „Durchaus

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