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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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mich und Akadem sehr ernst, selbst wenn Ihr es nicht tut.“
    Tarana straffte sich. „Da gibt es immer noch meine Vision, über die nachzudenken wäre – und über den Einfluß, den ihre Erfüllung auf den Traum haben kann.“
    Der König blickte sie an, dann wandte er sich ab, damit sie nicht sehen konnte, wie er die Stirn runzelte. Ihre Bemerkung über ihren gemeinsamen Traum blieb nicht ohne Wirkung. Er schritt über den wundervollen Marmorboden, offenbar gefesselt von dem Muster des Mosaiks. Schließlich blieb er stehen. „Facht ein weiteres Feuer an, Tarana, denn es wird keine akademischen Missionare geben, die von Euch oder von mir ausgewählt wurden. Sie dürfen ihre eigenen bestimmen.“
    „Danke, Sire“, sagte Rellar, wobei sein Schwanz in aufrichtiger Dankbarkeit erbebte.
    „Na gut“, sagte Tarana und richtete sich mit einem tiefen Atemzug zu ihrer vollen imponierenden Größe auf. „Wenn Ihr der Feuervision, welche Flammenhüter mir in seiner Gnade gesandt hat, um Schaden von Ihrem Reich abzuwenden, nicht Rechnung tragen wollt, dann müßt Ihr mir den Traum der Pfadfinderin verraten. Die Zukunft hängt davon ab!“
    „Nein!“ Es war der König, der seine Stimme erhob. Ich war zu verblüfft, um ein Wort hervorzubringen. Alle starrten ihn an. Er schien von Taranas Forderung mehr getroffen zu sein als ich. „Nein“, wiederholte er nun etwas leiser. „Ich werde ihr nicht befehlen, ihren Traum mit meinem zu verknüpfen.“
    „Ihr müßt es! Es ist die einzige Alternative. Wie können wir sicher sein, daß unsere Pläne sich verwirklichen lassen, wenn wir nicht wissen, wodurch das Unglück heraufbeschworen wird?“
    Sie schaute mich an, und er folgte ihrem Blick. Mein Pelz sträubte sich vor Angst.
    Das Stirnrunzeln des Königs vertiefte sich, als er seinen Nacken massierte und der Pelz sich unter seinen Fingern aufplusterte. Seine Augen, voller Schmerz und aschfarben, fixierten mich. „Ich werde dir nicht befehlen, das zu tun“, erklärte er langsam.
    Tarana unterdrückte einen Wutschrei. „Es ist keine Frage, daß sie die Pfadfinderin aus meinem Traum ist!“
    „Ich weiß“, sagte er. Seine Ohren zuckten, als wolle er nicht auf Tarana hören.
    „Selbst wenn sie nur ein winziges Traumfragment hat, müssen wir es sehen. Befehlt ihr, den Traum mit dem unsrigen zu verknüpfen!“
    Sein Gesicht war eine Maske des Schmerzes, aber er schüttelte den Kopf.
    Tarana warf den Kopf in den Nacken. „Na schön. Dann bittet sie.“ Sie funkelte mich mit haßlodernden Augen an.
    Lange stand der König mit gesenktem Kopf da, während er seinen Nacken massierte, dann seinen Arm, als wanderte der Schmerz. Schließlich blickte er mich wieder an, sagte kein Wort, aber die Frage stand in seinen gequälten Augen.
    „Nein“, flüsterte ich.
    „Er ist dein Lehnsherr“, zischte Tarana mich an. „Du quälst ihn.“
    „Genug!“ meldete sich der König jetzt. „Ich will nicht, daß man sie zwingt!“
    „Aber …“
    „Geht“, sagte er niedergeschlagen. „Geht alle. Ich möchte allein sein.“
    Immer noch voller Zorn, war Tarana die erste, die den Altarraum verließ, wobei ihr Schwanz vor Wut und Verletztheit zitterte. Rellar, Prinz Chel, die anderen Akademer und die Krieger, sie alle betroffen über diese Auseinandersetzung, folgten langsam. Ich blieb zurück und beobachtete, wie der König an der Wand Halt suchte, wobei seine Hand immer noch seinen Nacken massierte. Die Aufregung steckte mir immer noch in den Knochen, als wäre ich gar nicht vor dem Schlimmsten bewahrt worden. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, daß man mich in die Traumkammer geschickt und gegen meinen Willen unter Drogen hätte setzen können, um mir meinen Traum zu stehlen. Nun fragte ich mich, ob er eine schlimme, von Qualen erfüllte Nacht haben würde. Ich mußte mir über den Mann Klarheit verschaffen, wünschte mir verzweifelt, ihn näher kennenzulernen. Schließlich schien er meine Gegenwart zu spüren und schaute auf.
    „Ihr wolltet gar nicht wirklich allein sein, nicht wahr?“ meinte ich hastig, ehe er mich wegschicken konnte.
    Er starrte blicklos vor sich hin, dann schüttelte er den Kopf. In seinen Augen stand eine schreckliche Pein.
    „Kommt zum Kamin“, bat ich. Als er sich nicht rührte, ging ich durch den Raum zu ihm hin, nahm seine Hand und führte ihn wie ein kleines Kind. Nur noch ein paar Kohlen glühten in der Feuerung, daher legte ich einige Torfstücke nach, während der König sich auf dem Kaminvorleger

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