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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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was?»
    Schweigen.
    «Dann an die Arbeit. Und Sie», Geigy sah zu Unold, «Sie klären die Sache mit den Bauarbeiten beim ‹Schlössli› ab. Haben Sie das, knöpfen wir uns Johannes vor.»

NEUN
    Unold kniff die Augen zusammen, als er neben Geigy den rot-weiss gepflasterten Gartenweg aus Granit und Porphyr hinaufging. «Wäre nicht heller Tag, ich käme mir vor wie in einer Zeitschleife gefangen.»
    «Besser nicht. Sonst müssen wir Johannes weiss ich wo suchen gehen, weil er auch dieses Mal nicht zu Hause ist.»
    «Gott der Herr muss Sie sehr lieben, dass er Sie schon wieder zu uns schickt.» Unbemerkt von Geigy und Unold hatte sich die Haustür zur Fröhlichstrasse 16 geöffnet.
    «Nicht so sehr Gott der Herr als die Staatsanwaltschaft», erwiderte Geigy in Richtung von Margrit Kägi, die in ihrem Elektrorollstuhl unter der Tür sass. «Ist Ihr Bruder da?»
    «Sie wollen mich sprechen?» Wie aus dem Nichts glitt Johannes neben seine Schwester. Lautlos. Als wäre er selbst Teil des Natterngezüchts, von dem er immer sprach.
    «Dürfen wir hereinkommen?»
    «Wenn ihr in ein Haus kommt, sagt zuerst: Friede sei mit diesem Haus.» Johannes machte keine Anstalten, den Weg freizugeben.
    Geigy seufzte. «Ich habe lediglich ein paar Fragen im Zusammenhang mit dem Tod Ihres Nachbarn. Aber wenn es Ihnen lieber ist, können Sie uns auch aufs Polizeikommando begleiten.»
    «Ich habe Ihnen bereits heute Morgen gesagt, dass ich nichts beobachtet habe», sagte Margrit Kägi.
    «Wir wollten ja auch nicht mit Ihnen sprechen, sondern mit Ihrem Bruder.»
    Der Blickwechsel zwischen Johannes und seiner Schwester dauerte so kurz, dass Unold sich fragte, ob er ihn sich nur eingebildet hatte.
    Margrit Kägi zog den Joystick ihres Elektrorollstuhls nach hinten und ruckelte rückwärts über die Türschwelle ins Haus. Johannes wandte sich um und folgte ihr schweigend.
    «Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach», murmelte Geigy.
    Unold sah seinen Chef fragend an.
    «Jetzt schauen Sie nicht so. Ich war mal katholisch.»
    «Verstehe. Wirklich passend ist das Zitat aber nicht.»
    «Was Besseres ist mir nicht eingefallen.»
    «Wie auch immer. Die Tür steht jedenfalls offen. Offenbar erachten sich die Kägis als Ihrer würdig.»

    Unold empfand das Wohnzimmer nun, wo neben Margrit Kägi auch ihr Bruder anwesend war, als noch beklemmender als am frühen Morgen.
    «Dass Ihr Nachbar gestern Nacht gestorben ist, hat Ihnen Ihre Schwester bestimmt erzählt.»
    «Sein Wille geschehe.» Johannes bekreuzigte sich.
    «Sein Wille?»
    «Es ist der Wille des Herrn, die Erde zu befreien von allem Widernatürlichen und Verderbten.»
    «Sie haben dem Herrn nicht zufällig dabei geholfen?»
    «Ich tue nur, was ER mir aufträgt.»
    «Hat er Ihnen im Zusammenhang mit Ihrem Nachbarn etwas aufgetragen?»
    Johannes schwieg.
    «Lassen Sie es mich anders formulieren: Wo waren Sie gestern Abend zwischen zweiundzwanzig Uhr und zwei Uhr früh?»
    «Spazieren.»
    «Im Wald?»
    «In der Altstadt.»
    «Um diese Zeit? Vier Stunden lang?»
    «Das tut er öfters. Nicht wahr, Johannes?» Margrit Kägi sah ihren Bruder an.
    Johannes zeigte keine Regung. «Nachts höre ich die Stimme des Herrn am besten.»
    «Hat er gestern Nacht zu Ihnen gesprochen? Hat er Sie vielleicht sogar angewiesen, Ihrem Nachbarn aufzulauern?»
    « ER hat mir befohlen, seine verirrte Seele auf den rechten Weg zurückzuführen.»
    «Ich verstehe. Sollten Sie dies zufälligerweise bei der Schlösslimühle tun?»
    « ER hat mir befohlen, seine verirrte Seele auf den rechten Weg zurückzuführen», wiederholte Johannes.
    «Und Sie waren gestern Nacht nicht etwa bei der Schlösslimühle, um den Befehl des Herrn auszuführen?»
    « ER hat mir befohlen, seine verirrte Seele auf den rechten Weg zurückzuführen.» Johannes schrie beinahe.
    Geigy atmete mehrere Male tief durch. «Nun gut. Sie sollten die Seele Ihres Nachbarn also auf den rechten Weg zurückführen. Hat Sie vielleicht jemand dabei gesehen?»
    «Gott der Herr ist mein Zeuge.»
    «Ich meine, ausser dem Herrn, seinem Sohn oder dem Heiligen Geist. Ist da sonst noch jemand, der bezeugen kann, dass Sie gestern Nacht nicht beim ‹Schlössli› gewesen sind?»
    «Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.»
    Unold hätte sein letztes Hemd verwettet, dass Geigy ebendiesen Herrn im Stillen verfluchte.
    «Lassen wir das. Sie sagten, Gott habe Ihnen aufgetragen, Ihren Nachbarn auf den rechten Weg zurückzuführen. Hat er Ihnen

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