Im Schatten des Teebaums - Roman
schauderte bei der Erinnerung. »W ährend wir dort waren, sind zwei Männer mit weiteren Schafen erschienen. Wir mussten uns in den Büschen verstecken, um nicht entdeckt zu werden. Ich wollte, dass Brodie sich ihnen entgegenstellt, aber er sagte, sie seien bewaffnet und es sei zu gefährlich.«
George erkannte, was für eine fantastische Story das werden würde. Er konnte sie sich bereits vorstellen – eine Doppelseite, einschließlich Fotos.
»Ich habe mit Neddy Starkey gesprochen, dem Frachtmeister des Bahnhofs von Tantanoola, und habe erfahren, wer Kaninchenfelle an Käufer in Adelaide versendet.«
»W as hat das denn mit den Schaffellen zu tun?«, fragte George, der ihr nicht folgen konnte.
»Der Schafdieb muss die Felle auf irgendeinem Weg heimlich aus der Stadt schmuggeln. Ich nehme an, er behauptet, er hätte Kaninchenfelle in den Bündeln, die verschickt werden sollen, während es in Wahrheit Schaffelle sind. Könnte doch sein, meinen Sie nicht auch?«
»Möglich ist das, aber es erscheint mir ein bisschen weit hergeholt.«
»Es gibt nicht allzu viele Möglichkeiten, die Schaffelle aus der Stadt zu schaffen. Und was ist besser, als es vor jedermanns Nase zu tun?«, versuchte Eliza George zu überzeugen.
»Haben Sie eine Ahnung, wer es sein könnte?«, fragte George gespannt.
»Brodie und ich sind zu der Farm eines Mannes geritten, den ich für einen der Hauptverdächtigen hielt. Er heißt Mallory McDermott. Er ist besessen vom amerikanischen Bürgerkrieg. Um genau zu sein – er ist verrückt. Er glaubt, dass er noch immer im Krieg ist und dass die Yankees sein Haus umstellt haben. Wir hatten nicht die Absicht, ihm entgegenzutreten, wir wollten ihn nur beobachten und uns in seiner Scheune nach möglichen Beweisen dafür umsehen, dass er in die Sache verstrickt ist.«
»Und was haben Sie gefunden?«, fragte George interessiert.
»Nichts. Brodie ist in eine versteckte Falle getreten und hätte sich fast den Knöchel gebrochen. Ich konnte die Klemmbacken der Falle nicht aufstemmen, deshalb musste ich Mallory um Hilfe bitten. Ich wusste, dass die einzige Möglichkeit, seine Hilfe zu bekommen, darin bestand, so zu tun, als wären die Yankees hinter uns her. Es war ganz schön brenzlig …«
George verschlug es beinahe die Sprache. »W as ist passiert?«
»Mallory hat uns als Geiseln genommen und in seinem Haus eingesperrt, in dem sämtliche Fenster mit Brettern vernagelt waren. Mit sehr viel Glück sind wir ihm mitten in der Nacht entkommen. Er hat auf uns geschossen!«
»Meine Güte, Eliza, ich kann nicht glauben, dass das alles in diesen wenigen Tagen passiert ist«, rief George aus. »Sie sollen bei diesem Job nicht Ihr Leben aufs Spiel setzen. Keine Story der Welt ist das wert.«
»Ich weiß. Jedenfalls … aus naheliegenden Gründen will ich nicht, dass meine Eltern etwas von alledem erfahren. Sonst würden sie mich nie wieder aus den Augen lassen.«
»W ir können die Details Ihrer Beteiligung ein bisschen herunterspielen, Eliza, aber wenn wir die Geschichte veröffentlichen wollen, wird es sich nicht ganz vermeiden lassen. Das wird die beste Story seit Jahren.«
»Nur dass es auf Mallorys Farm keinerlei Beweise dafür gab, dass der Mann in die Sache verstrickt ist.«
George war enttäuscht. »Und wer ist es dann?«
»Ich weiß es nicht, aber ich denke, die Fracht, die den Bahnhof verlässt, ist der Schlüssel, um das herauszufinden«, sagte Eliza.
»Sie sollten mir lieber von Ihrem Plan erzählen«, sagte George, nicht sicher, ob er ihn gutheißen würde.
Eliza senkte die Stimme zu einem Flüstern und begann, George Kennedy von ihrer Idee zu erzählen.
Am frühen Abend später trafen George und Eliza, zu zweit auf Nell reitend, am Hanging Rocks Inn ein. Als sie zur Hintertür hereinkamen, staunte Eliza nicht schlecht. Brodie saß am Küchentisch.
»Brodie! Was machen Sie denn hier unten?«, fragte sie ungläubig.
»Meinem Knöchel geht es besser. Ich humple zwar noch, aber wenigstens kann ich laufen. Noahs Heilmittel wirkt Wunder.«
Noah war nirgends zu sehen, aber Tilly lächelte George liebevoll an, als er sie begrüßte.
»Es ist wundervoll, dich so rasch wiederzusehen, George«, sagte Tilly mit aufrichtiger Freude, errötend wie ein Schulmädchen.
»Danke, Tilly. Ich bin auch sehr froh, wieder hier zu sein. Ich hoffe, ich falle dir nicht zur Last.«
»Ach was. Wir werden schon eine Lösung finden.«
»W o ist Noah?«, fragte Eliza.
»Er hat schreckliche Angst«, sagte
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