Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
nicht so aufzublasen, nur weil ich Ihre Maskerade durchschaut habe."
"Ihre Bemerkungen werden immer beleidigender!", zischte sie.
"Sie sind eine Lügnerin!", wiederholte er herausfordernd.
Sie packte ihren Handschuh und schlug ihm den mit aller Kraft, die ihr zur Verfügung stand, ins Gesicht, so dass sein Kopf von dem Schlag zur Seite flog.
Sein selbstgefälliges Lächeln war augenblicklich verschwunden. "Ihnen werd‘ ich’s zeigen!", zischte er und zog seinen Degen.
Hazel zögerte keine Sekunde, ihn anzugreifen.
Sie war sich klar darüber, dass ihr hier keine Zeit für vorsichtiges Geplänkel blieb, und während die Ärmelnähte ihres Justaucorps gefährlich knackten, drang sie mit einem Schlag, von dem sie wusste, dass er nur äußerst schwierig abzuwehren war, auf Hayward ein.
Zu ihrer Verblüffung fing Hayward ihn scheinbar mühelos ab. Ihr Degen rutschte in die Kante zwischen seiner Klinge und seinem Griff und Hayward stieß sie mit einer heftigen Bewegung zurück. Sie wäre über den unebenen Boden beinahe gestolpert, konnte sich aber noch rechtzeitig fangen. Mit Erschrecken musste sie erkennen, dass sie Hayward offensichtlich weit unterschätzt hatte. Seine träge Art hatte sie dazu verleitet anzunehmen, dass er ein schwerfälliger Fechter sei – aber das war ein verhängnisvoller Irrtum gewesen.
Ihr Vater hatte ihr einige Tricks beigebracht, mit deren Hilfe sogar sehr gute Fechter zu überwinden waren. Sie musste nur schnell sein und kraftvoller als eben ...
So wagte sie eine rasche Schlagabfolge als Einstieg, gefolgt von einer Finte als Ablenkungsmanöver und einem heftigen Schlag von der Seite, der für Rechtshänder in der Regel unvorhergesehen kam. Wie erwartet konnte er den Angriff nicht parieren. Er ächzte laut auf, als die schmale Kantenlänge ihres Degens ihn in die Seite traf.
Hazel wusste, dass ein solcher Schlag unglaublich schmerzhaft war, ein bisschen weiter oben und sie hätte ihm womöglich eine Rippe gebrochen, aber er wankte nicht mal, starrte sie nur für einen kurzen Moment überrascht an, während er in heftigen keuchenden Atemzügen um Luft rang. Sie ließ ihm keine Zeit, zur Besinnung zu kommen, sondern drang erneut auf ihn ein.
Ihre Klingen prallten wieder aufeinander, aber diesmal fing er ihre Waffe hart mit dem Griffschutz auf und hielt ihre Klinge gefangen. Mit einem entsetzten Aufkeuchen registrierte sie den kalten Ausdruck seiner Augen, aus dem die eiserne Entschlossenheit sprach, sie ein für alle Mal in ihre Schranken zu weisen und ihr deutlich zu zeigen, wo ihre Grenzen lagen. Hazel konnte spüren, mit welcher Kraft er ihren Arm nach unten drängte, so dass ihr nichts anderes übrig blieb, als zurückzuweichen und ihren Degen mit einer raschen Drehbewegung zu befreien.
Aber nun ging er zum Angriff über und bedrängte sie mit einer dermaßen raschen Folge von Schlägen, dass Hazel keine Zeit blieb, um sich auf irgendeine raffinierte Finte zu besinnen, sondern vollauf damit beschäftigt war, seinen Angriff abzuwehren und sich keine Blöße zu geben.
Der helle Klang der aufeinandertreffenden Klingen füllte die laue Frühlingsluft.
Hazel verfehlte plötzlich seinen Degen knapp und schlug ins Leere, er stoppte die Klinge vor ihrer Brust und hielt sie für ein paar Sekunden auf ihre Weste gedrückt, gerade eben so lang, dass sie erschrocken Zeit hatte zu bemerken, dass sie soeben geschont worden war, dann riss er seine Waffe zurück und griff erneut an.
Hazels Blut schoss ihr heiß durch die Adern.
Er kämpfte wütend, aber konzentriert, die Zähne fest aufeinandergebissen und ehe sie sich’s versah, hebelte er ihr den Degen mit einer raschen und kraftvollen Drehbewegung über das Handgelenk hinaus, dass ihre Sehne überdehnt wurde, ein stechender Schmerz ihr durch den Unterarm bis zur Armbeuge zuckte und ihr der Degen aus der Hand gerissen wurde.
Sie sprang zurück, um außer Reichweite seiner Waffe zu gelangen.
Er ließ seinen Degen sinken und wich heftig atmend ein paar Schritte zurück. "Was ist?", knurrte er ungehalten. "Verteidigen Sie sich!"
Keuchend blieb sie stehen und rieb sich den schmerzenden Unterarm. Oh, verdammt! Was sollte das? Wollte er es so weit treiben, bis sie in die Knie ging oder ihn anflehte aufzuhören?
"Na los!", zischte er. "Heben Sie Ihren Degen auf! Oder wollen Sie, dass ich Ihnen Ihre hübsche Weste zerschlitze?"
Misstrauisch und ihn keine Sekunde aus den Augen lassend trat sie vor, schob ihren Fuß unter den Degen, der vor
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